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Spar zieht gegen Rewe/Adeg vor EU-Gerichtshof

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Spar will die Übernahme von Adeg durch Rewe nicht hinnehmen, der Deal war ohne vertiefende Prüfung von Brüssel genehmigt worden.

Spar will die Übernahme der Adeg durch Rewe nicht schlucken und zieht gegen den Konkurrenten vor Gericht. Das berichten die Tageszeitung "Der Standard" in seiner Donnerstags-Ausgabe sowie das Magazin "Format". Der Handelskonzern hat demnach vergangene Woche eine Klage beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg eingebracht, wird Spar-Chef Gerhard Drexel zitiert: "Wir sehen grundlegende Fehler in der Entscheidung in Brüssel."

Ernstzunehmende Kritik an dem Deal
Es gebe nicht nur von Spar sondern auch von anderen "ernstzunehmenden Institutionen" starke Kritik am Deal. Er, Drexel, sehe Chancen für eine nachträgliche Aufhebung, schreibt der "Standard". Mit einer Entscheidung in Luxemburg sei in frühestens einem Jahr zu rechnen.

Spar hat im Vorfeld kritisiert, dass bei der Untersuchung der EU-Kommission der Beschaffungsmarkt nicht im Detail unter die Lupe genommen wurde. Die Auflagen seien nicht ausreichend. Rewe selbst wurde über den Schritt noch nicht offiziell informiert. "Wir nehmen ihn zur Kenntnis, es steht jedem Marktteilnehmer frei, ihn zu setzen", heißt es aus der Konzernzentrale.

Adeg-Übernahme ohne vertiefte Prüfung der EU
Rewe hat Adeg im Sommer 2008 zu 75 Prozent übernommen. Die EU-Kommission in Brüssel hat den Deal ohne vertiefte Prüfung genehmigt. Rewe hält mit Adeg und ihren Vertriebslinien Billa, Merkur, Penny und Mondo einen Anteil von knapp 36 Prozent am österreichischen Lebensmittelhandel. Rewe-Chef Hensel hat wiederholt betont, eine wirtschaftlich gesunde Adeg unter dem Dach der Rewe sei allemal besser als das Ende der Kette.

Zerschlagung von Rewe-Adeg unrealistisch
Dass die Klage letztlich zu einer Zerschlagung von Rewe-Adeg führen kann, gilt jedoch als unrealistisch. Es habe nur ein paar Fälle gegeben, bei denen Konzerne entflochten wurden, erinnert Hanspeter Hanreich, Kartellrechtsexperte am Institut für Höhere Studien. Rewe könnten aber strengere Auflagen blühen. Die Revidierung des Urteils der EU-Kommission sei unwahrscheinlich.

Rewe hat den Angaben zufolge die Lieferanten erst unlängst aufgefordert, ihre Konditionen mit Adeg offen zu legen. Sie gleiche die Einkaufspreise nach unten an.

Rewe hat ein Jahr Zeit, um die Auflagen der Wettbewerbshüter zu erfüllen. In 28 Bezirken müssen Umsatz und Filialen abgegeben werden. Betroffen sind überwiegend die von Adeg in Eigenregie und mit Verlusten geführten Standorte. 19 der knapp 60 verbliebenen eigenen Läden werden derzeit Mitbewerbern angeboten, bestätigt Adeg-Chef Andreas Poschner: "Sie wechseln aber nicht mit wehenden Fahnen." Spar ist unter den Interessenten. Die restlichen Filialen sollen selbstständige Kaufleute übernehmen. Zwei der 40 seien zur Zeit in der Übergabe, rund 20 seien im vergangenen Jahr schon abgetreten worden.

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