Geld

Tanken so teuer wie

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Spannungen im Nahen Osten lassen den Ölpreis von einem Rekord zum nächsten jagen. Nur noch der harte Euro im Vergleich zum Dollar schützt vor weiteren Preisexplosionen bei Benzin.

Öl ist so teuer wie noch nie: Nachdem ein Fass (159 Liter) US-Leichtöl schon letzte Woche knapp 84 Dollar kostete, kletterte der Preis am Montag über 85 und erreichte gestern, Dienstag die 88-Dollar-Marke. Zu Jahresbeginn hatte ein Fass noch 50 Dollar gekostet. Auch der Ölpreis der Nordsee-Sorte „Brent“ steigt unaufhörlich: Dienstagmorgen knackte der Preis erstmals in seiner Geschichte die 83 Dollar, schon zu Mittag lag der Preis wieder um 1,50 Dollar höher.

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Spekulation und Irak-Krise
Gleich mehrere Ursachen sind Grund für die Preis-Explosion: Im Nordirak droht eine Invasion der Türkei gegen die Rebellengruppen der PKK. Dadurch ist die Förderung von vier großen Ölfeldern in Gefahr. Gleichzeitig beginnt der Winter, der gewöhnlich für einen höheren Ölverbrauch sorgt.

100 Dollar möglich
Manche Experten halten aufgrund der aktuellen Preisentwicklung ein Erreichen der psychologisch wichtigen 100-Dollar-Marke für möglich. Denn Spekulanten nutzen den Anstieg, um die Preise noch weiter künstlich in die Höhe zu treiben – so streifen sie später beim Verkauf die höheren Gewinne ein. Diese Spekulationsgeschäfte am Energiemarkt boomen seit Jahren. In den vergangenen Monaten haben die Spekulationen mit Rohstoffen wieder stark zugenommen und so die Preise nach oben getrieben. Andererseits will das Ölkartell Opec ab Anfang November die Hähne weiter öffnen, um Versorgungsengpässe im Winter zu vermeiden.

1,27 Euro pro Liter Benzin
Die Auswirkungen der Rekordpreise beim Rohöl bekommen vor allem Autofahrer massiv zu spüren. Denn Preisexplosionen am Rohölmarkt lassen die Preise an den Zapfsäulen gleichzeitig steigen. Erste Auswirkungen sind bereits zu spüren: Derzeit liegen Preise für Benzin bei bis zu 1,27 Euro.

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Sprit wird noch teurer
Elisabeth Brugger-Brandau, die Energieexpertin des Autofahrerklubs ÖAMTC, sieht daher auch „den Trendpfeil tendenziell weiter nach oben“, sprich: Sprit wird teurer. Denn auch die Preise an den Spotmärkten, den Handelsplätzen, wo sich Diesel und Benzin gehandelt wird, haben seit Wochenbeginn wieder etwas angezogen. Wann es zu weiteren Erhöhungen kommen kann und wie hoch diese ausfallen werden, das traut sich Brugger-Brandau nicht zu sagen.

Der Großhandelspreis für Diesel hat gestern an der Börse von Rotterdam einen neuen Höchststand von 762 Dollar pro Tonne erreicht. Auch hier stehen also neue Preisschübe unmittelbar bevor.

Euro schützt
Zwar mögen Wirtschaft und Konsumenten im Dollar-Raum unter der Last des Ölpreises stöhnen. Da Öl aber weltweit in Dollar notiert und dieser gegenüber dem Euro seit Jahresbeginn immens an Wert verloren hat, kommen die Europäer immer noch mit einem blauen Auge beim Tanken davon.

Große Preisunterschiede
Preise an den einzelnen Zapfsäulen zu vergleichen lohnt sich extrem. Experten empfehlen das Tanken bei Diskontern: Zwischen teuerster und billigster Tankstelle liegen oft 20 Cent pro Liter.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Auch Heizölpreis zieht an

Zu Beginn der Heizsaison steigen Öl-Preise auf Rekordhoch.
Dieser Winter wird bitter: Zu den von Meteorologen prognostizierten Minusgraden dürfte auch der Blick auf die Heizkosten-Abrechnung für einen eisigen Schauer sorgen. Denn der Ölpreis steigt rapide – und mit ihm natürlich auch die Kosten für den Heizölkauf.

„Bei uns ist heute die Hölle los“, stöhnt Josef Weichslberger. Der Chef des Heizöl-Händlers FastEnergy wird pausenlos von nervösen Kunden kontaktiert, die wissen wollen, ob die Preise weiter steigen und sie lieber schnell einlagern sollen.

Laut Weichslberger sorgt derzeit nur noch der starke Euro dafür, dass das Allzeithoch beim Heizölpreis noch nicht geknackt sei. 100 Liter des begehrten Stoffs kosten jetzt knapp 70 Euro, das reicht schon fast an den historischen Höchstwert aus dem Herbst 2005 heran. Der Händler ist aber überzeugt, „dass die Preise über den Winter nicht fallen“ werden. Wer sich also sicher ist, nicht über die nächste Heizperiode zu kommen, sollte lieber sofort kaufen, bevor es noch teurer wird. „Wer noch genug eingelagert hat und gern auf Risiko spielt“, so der Händler, „kann bis zum Frühjahr warten, erfahrungsgemäß fallen die Heizölpreise dann wieder.“

(mu)

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