Überwachungskameras ohne richterliche Genehmigung installiert - wegen Materialabgangs von 3 Mio. Euro.
Es habe sich damals um eine "Notsituation"gehandelt und "wir haben uns jetzt bei der Belegschaft entschuldigt", so der Geschäftsführer der Welser Firma Tiger Lacke Clemens Steiner zu den Bespitzelungsvorwürfen. Dadurch, dass man ohne richterlichen Auftrag Überwachungskameras installiert hat, sei ein bedauerlicher Formfehler entstanden, argumentiert der Anwalt des Unternehmens Bertram Burtscher.
Die Affäre kam vergangenes Wochenende ins Rollen. Tiger Lacke wird vorgeworfen, im Jahr 2003 Kameras zur Überwachung von Mitarbeitern installiert zu haben. Darüber hinaus sollen E-Mails bestimmter Mitarbeiter mitgelesen und ein Ranking der Mitarbeiter mit den meisten Krankenständen erstellt worden sein. |
Lacke um 3 Mio. verschwunden
Die Kameras wurden installiert, um
einem unerklärlichen und "existenzbedohenden Abgang von Pulverlacken" auf
die Spur zu kommen, so Geschäftsführer Kurt Berghofer. Damals sei Material
im Wert von 3 Mio. Euro - was in etwa 5 Prozent des Jahresumsatzes entsprach
- verschwunden.
Angeblich Projektleiter schuld
Es gab polizeiliche
Untersuchungen. Daraufhin sollten ausschließlich in der Lagerhalle Kameras
installiert werden. Die Überwachung wurde nach zwei bis drei Monaten wieder
eingestellt. Der Materialschwund konnte als EDV-Fehler in Verbindung mit
kleineren Diebstählen aufgeklärt werden. Die Geschäftsführung hatte nicht
gewusst, dass vom damaligen verantwortlichen EDV-Projektleiter,"in
Überschreitung des eng definierten Auftrages", außerhalb von Lagerbereichen
Kameras installiert wurden.
Jahrelanges Monitoring dementiert
Die Darstellung eines
Mitarbeiters, dass die Aufzeichnungen über Jahre hinweg gelaufen seien und
täglich durchgesehen wurden, wurden vom Tiger-Management zurückgewiesen. Das
sei technisch nicht möglich gewesen, da hätte man zusätzliche Mitarbeiter
gebraucht.
Zum Vorwurf der E-Mail-Überwachung betont Steiner, dass beim Ausscheiden von Mitarbeitern in Schlüsselpositionen E-Mails "für einen überschaubaren Zeitraum" an den jeweiligen Nachfolger weitergeleitet werden.
Im Sinne der Mitarbeiter
Krankenstände werden für den zuständigen
Sozialversicherungsträger regelmäßig erfasst, so Steiner. Die
Krankenstandsursachen würden auf freiwilliger Basis erhoben, um geeignete
Verbesserungsmaßnahmen, wie Vermeidung von Zug oder die Einführung von
Hebehilfen, zu setzen.
Nun ist das Tiger-Management dabei, gemeinsam mit der Belegschaftsvertretung neue Datenschutz-Maßnahmen umzusetzen.