Geld

Toyota rutscht immer tiefer in die Krise

Teilen

Der Weltmarktführer Toyota fährt seinen ersten Verlust in der 70-jährigen Unternehmensgeschichte ein. Vier Mrd. Euro werden erwartet.

Weltmarktführer Toyota rutscht wegen der globalen Absatzkrise noch tiefer in die roten Zahlen als befürchtet. Der Konzern rechnet nun mit einem Betriebsverlust von fast vier Mrd. Euro im Geschäftsjahr bis Ende März. Dies ist dreimal so viel wie Toyota noch vor sechs Wochen erwartet hatte. Netto wird der Konzern erstmals seit fast 70 Jahren ein Minus hinnehmen müssen. Zugleich senkte der japanische Hersteller am Freitag seine Absatzprognose und kündigte umfangreiche Kostensenkungen an.

Auch netto rote Zahlen
"Das Verkaufsumfeld hat sich in den zurückliegenden eineinhalb Monaten auf den Hauptmärkten Japan, Nordamerika und Europa dramatisch verschlechtert", sagte Vizepräsident Mitsuo Kinoshita. Toyota erwartet nun für das Gesamtjahr erstmals seit 1950 auch netto rote Zahlen: Der Konzern zog seine bisherige Prognose eines Überschusses von 430 Mio. Euro zurück und rechnet nun mit einem Reinverlust von drei Mrd. Euro. Die Konzerngruppe werde weltweit voraussichtlich 7,32 Mio. Fahrzeuge absetzen, nach über 8,9 Mio. im Vorjahr. Produziert würden wohl 7,08 Millionen.

Geschäftsführer-Boni gestrichen
Für das kommende Geschäftsjahr ab April erwartet Kinoshita jedoch keinen Rückgang der Absatz- und Produktionszahlen, wenngleich das Umfeld "extrem schwer einschätzbar" sei. In Erwartung des ersten Betriebsverlusts in der 70-jährigen Unternehmensgeschichte hat Toyota bereits eine Reihe von Maßnahmen zur Kostensenkung angekündigt. So sollen alle Projekte, die auf eine Ausweitung der Produktionskapazitäten abzielen, auf Eis gelegt werden. Zudem werden die Boni der Geschäftsführer gestrichen. Die Fixkosten will Toyota um zehn Prozent senken. Der Konzern hat bereits die meisten Zeitarbeiter nach Hause geschickt. Kreisen zufolge könnte der Autobauer nun auch reguläre Stellen in Großbritannien und Nordamerika streichen. Dies wäre ein außergewöhnlicher Schritt für das Unternehmen, das auf die Sicherheit seiner Arbeitsplätze sehr stolz ist. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nach Angaben Kinoshitas jedoch nicht geben.

Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal verzeichnete Toyota einen Betriebsverlust von rund 3,1 Mrd. Euro, nach einem Gewinn von rund fünf Mrd. Euro vor Jahresfrist. "Das ist wirklich schrecklich", sagte Yoshinori Nagano von Daiwa Asset Management. Bisher hätten Hoffnungen auf die Wirksamkeit der US-Konjunkturmaßnahmen die Toyota-Aktie gestützt, und dies werde auch nach der Vorlage der Zahlen so bleiben. "Wenn aber an dieser Front etwas schiefgeht, könnte das den Aktienpreis erneut böse zurichten." Toyota-Aktien haben seit Jahresbeginn rund fünf Prozent zugelegt.

Kreditwürdigkeit gesenkt
Die Ratingagenturen Moody's und Standard and Poor's senkten ihre Bewertung der Kreditwürdigkeit Toyotas von einem erstklassigen Aaa. Es ist die erste Herabstufung des Autobauers durch S&P überhaupt und die erste durch Moody's seit einem Jahrzehnt. Die Autoindustrie leidet weltweit schwer unter dem Konjunkturabschwung. Der Absatz ist eingebrochen, weil sich die Kreditbedingungen für Privat- und Geschäftskunden verschärft haben und die Kunden größere Ausgaben scheuen. Auf dem wichtigen US-Markt sackten die Verkaufszahlen im Jänner auf den niedrigsten Stand seit 27 Jahren ab.

Auch die deutschen Autobauer leiden unter der Krise: Der Absatz von Europas größtem Autobauer Volkswagen ist Kreisen zufolge zu Jahresbeginn um ein Fünftel eingebrochen. Die Absatzzahlen der VW-Tochter Audi gingen im vergangenen Monat um mehr als ein Viertel zurück. Der Münchener Autobauer BMW verkaufte im Jänner fast ein Viertel weniger Autos.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.