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US-Bankenaufsicht schließt Hypothekenbank

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Es ist die größte US-Bankenpleite seit 1984: Die Indymac-Bank in Kalifornien wurde von der Bankenaufsicht geschlossen. Schaden: 8 Mrd Dollar.

Die kalifornische Indymac-Bank wurde am Freitag (Ortszeit) von der Bankenaufsicht (OTS) wegen einer akuten Liquiditätslücke der Kontrolle des staatlichen Einlagenversicherungsfonds FDIC unterstellt. Nach Kursstürzen der beiden größten US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sagte die Regierung in Washington den Finanzinstituten Unterstützung zu. Der US-Senat beschloss eine Gesetzesvorlage mit Garantien für Immobilienkredite im Wert von rund 300 Milliarden Dollar (189 Mrd. Euro).

Vertrauensverlust
Die Schließung der Indymac-Bank wurde durch einen schlagartigen Vertrauensverlust der Kunden mitverursacht. Seit Juni hatten die Kunden 1,3 Milliarden Dollar an Einlagen zurückgefordert, nachdem Zweifel an der Solidität des Unternehmens an die Öffentlichkeit gelangten. Die Bank sei "wegen einer Liquiditätskrise" geschlossen worden, sagte der Direktor der Aufsichtsbehörde, John Reich. Sie werde am Montag als Bundesbank Indymac weitergeführt. Bereits am vergangenen Montag hatte die Bank mitgeteilt, sie wolle innerhalb von zwei Monaten 3.800 der 7.200 Mitarbeiter entlassen.

In den vergangenen drei Geschäftsquartalen hatte Indymac jeweils dreistellige Millionenverluste verzeichnet. Innerhalb eines Jahres büßte Indymac 98 Prozent seines Börsenwertes ein. Es ist die zweitgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte - nach dem Niedergang der Continental Illinois Bank 1984.

Panik?
Reich bemängelte, der demokratische Senator Charles Schumer habe durch einen offenen Brief vom 26. Juni, in dem er auf die Liquiditätsprobleme der Indymac-Bank hinwies, zu der Panik der Kunden beigetragen. Schumer konterte, die Aufsichtsbehörde hätte die "zweifelhaften Kreditvergabepraktiken" der Bank nicht so lange hinnehmen dürfen.

Eine abschließende Einigung auf gesetzliche Maßnahmen zur Regulierung der Immobilienkrise ist nicht absehbar. Zwar stimmte der Senat mit 63 zu fünf Stimmen einem Gesetz zu, das mit staatlichen Garantien von 300 Milliarden Dollar die seit Monaten schwelende Krise der Immobilienfinanzierung eindämmen sollen. Im Mai hatte aber das Repräsentantenhaus eine eigene Initiative in die Wege geleitet, die nun mit dem Beschluss des Senats in Einklang gebracht werden muss. Danach ist die Unterschrift von US-Präsident George W. Bush erforderlich. Präsidentensprecherin Dana Perino sagte jedoch zu der Vorlage aus dem Senat, sie sei auf die Interessen von Kreditgebern zugeschnitten und helfe den verschuldeten Hausbesitzern nicht.

Für erhebliche Verunsicherung sorgten auch die jüngsten Entwicklungen bei den Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac, bei denen zusammen rund 40 Prozent aller privaten Immobilienkredite in einem Gesamtwert von 5,2 Billionen Dollar verwaltet werden. Die Aktien beider Institute waren am Freitag an der New Yorker Börse zeitweise um mehr als 50 Prozent eingebrochen, hatten sich im Börsenverlauf aber spürbar erholt. Seit Anfang des Jahres haben Freddie Mac-Aktien bereits 87 Prozent an Wert verloren, Fannie Mae büßten um bis zu 80 Prozent ein.

Die "New York Times" hatte am Freitag berichtet, die beiden Finanzinstitute sollten nach den Plänen der Regierung unter staatlichen Schutz gestellt werden, sollte sich ihre Lage weiter verschlechtern. US-Finanzminister Henry Paulson sagte Fannie Mae und Freddie Mac seine Unterstützung zu. Zu den Spekulationen über eine Unterstellung unter staatliche Aufsicht äußerte er sich nicht.

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