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US-Zinsen weiter unter Euro-Zone

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Die US-Notenbank (Fed) hat die Leitzinsen unverändert gelassen und damit ihre Zinspause fortgesetzt. Angesichts der jüngsten Konjunkturdaten könnten die Zinsen in Zukunft wieder sinken.

Nach der Entscheidung der Währungshüter vom Mittwoch liegt der Schlüsselzins in der weltgrößten Volkswirtschaft weiter bei 5,25 Prozent und damit deutlich über dem Niveau der Euro-Zone von 3,00 Prozent. Wegen des unerwartet geringen Preisauftriebs in den vergangenen Wochen war an den Märkten weithin mit keiner weiteren Erhöhung gerechnet worden.

Experten glauben an weitere Senkungen
Die Mehrheit der von der Nachrichtenagentur Reuters nach der Entscheidung befragten Primärhändler rechnet nun damit, dass der nächste Schritt der US-Notenbank eine Senkung der Zinsen sein wird: Dies könnte den Experten zufolge schon im ersten Quartal 2007 sein.

Zwölf der 18 befragten Primärhändler sagten, die Zeit der Zinserhöhungen sei nun vorbei und die Fed werde insbesondere angesichts der jüngsten Konjunkturdaten die Zinsen voraussichtlich wieder senken. Für die nächste Fed-Sitzung im Oktober rechneten nur noch zwei der befragten Primärhändler damit, dass die Fed die Zinsen noch einmal anhebt. Allerdings gehen immer noch zahlreiche Experten davon aus, dass die Notenbank angesichts der Inflationsentwicklung zu einem späteren Zeitpunkt die Zinsen noch einmal erhöhen muss.

US-Zinspolitik mit allen Optionen
Mit Blick auf die weitere Zinspolitik ließ sich die Fed selbst alle Optionen offen: Der Zeitpunkt und das Ausmaß einer Straffung der Geldpolitik hänge von der Inflationsentwicklung und den weiteren Wachstumsaussichten ab, hieß es in der Erklärung. Die Zentralbank gewinnt damit Zeit, die Auswirkungen der sich abschwächenden Wirtschaft auf die Preise abzuschätzen. Der Beschluss des Fed-Offenmarktausschusses fiel mit einer Gegenstimme. Ein Notenbanker votierte für eine Erhöhung um 25 Basispunkte. Die Entscheidung hatte an den Finanzmärkten keine nachhaltigen Auswirkungen.

Serie der Zinserhöhungen unterbrochen
Die Fed hatte Anfang August ihre zweijährige Serie 17 kleiner Zinsanhebungen unterbrochen. Die Entscheidung für eine solche Zinspause war dem Protokoll der damaligen Sitzung zufolge mit äußerst knapper Mehrheit gefallen. Die anschließenden Konjunkturdaten bestätigten die Notenbanker aber in ihrem Beschluss: Einige Wirtschaftsindikatoren, etwa zum Immobilienmarkt, fielen überraschend schwach aus, und der Inflationsdruck ist geringer als erwartet. Insgesamt sehen Analysten keine Gefahren für eine Überhitzung der US-Wirtschaft.

Abschwächung der Konjunktur
Es gebe weiter einige Inflationsrisiken, etwa durch die anhaltend hohen Energiepreise, erklärte die Fed. Diese würden aber über die Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach abnehmen. Allerdings sei die Inflation in der Kernrate weiter erhöht. Zugleich stellte die Fed fest, dass sich die leichte Abschwächung des Wirtschaftswachstums fortsetze. Dies sei zum Teil auch eine Folge der Abkühlung des Immobilienmarktes. Im zweiten Quartal hatte sich das US-Wirtschaftswachstum auf 2,9 Prozent fast halbiert.

"Wir erleben derzeit - angeführt vom Immobilienmarkt - eine Abschwächung der US-Konjunktur. Das wird dramatische Auswirkungen auf das BIP im dritten und vierten Quartal diesen Jahres und bis ins nächste Jahr hinein haben. Hier geht es eher um ein langsameres Wachstum als um Inflationsängste", sagte Michael Barron von Knott Capital. Die Hauptsorge an den Märkten besteht darin, dass die Abkühlung der Konjunktur mit andauernd hohen Preisen einher gehen könnte.

Tür für Zinserhöhungen offen
Analysten sagten, die Währungshüter hielten sich mit ihrer Erklärung die Tür für eine weitere Zinserhöhung offen. Der künftige geldpolitische Kurs werde maßgeblich von den Daten der nächsten Wochen bestimmt, sagten Volkswirte.

"Sie sagen weiterhin, dass das Risiko einer höheren Inflation fortbesteht, womit sie sich alle Optionen offen halten. Die weiteren Entscheidungen werden auf Basis der Daten getroffen, die künftig veröffentlicht werden", betonte Hugh Johnson von Johnson Illington Advisors. Nach Ansicht von Bernard Baumohl von The Economic Outlook Group entwickelt sich die Wirtschaft gemäß der Erwartungen der Währungshüter. "Was bleibt für sie zu tun, wenn die Inflation nachlässt und sich die Wirtschaft allem Anschein nach in Richtung einer klassischen weichen Landung bewegt? Nichts", sagte er.

Sinkender Ölpreis
Vieles dürfte davon abhängen, ob die Inflation und hier vor allem auch die Energiepreise in den kommenden Monaten wieder anziehen. Der Ölpreis ist seit seinem Rekordhoch von mehr als 78 Dollar (61,5 Euro) im Juli kontinuierlich auf rund 60 Dollar gesunken

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