In der Liechtenstein-Affäre um Steuerbetrug mit Stiftungsmodellen hat in Deutschland die Staatsanwaltschaft Bochum weitere Razzien durchgeführt.
Zwei Kollegen seien wegen mehrerer Durchsuchungen in München gewesen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bochum am Samstag und bestätigte entsprechende Angaben des "Spiegel". Nach Informationen des Hamburger Magazins wurden in der bayerischen Landeshauptstadt Villen und Geschäftshäuser durchsucht. Im Visier der Fahnder seien Münchner Millionäre gewesen, die Geld am deutschen Fiskus vorbei in Liechtenstein gebunkert haben sollen. Namen nannte der Sprecher nicht.
200 Verfahren gegen deutsche Kunden
Die Bochumer
Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft ermittelt bundesweit gegen mehrere hundert
Vermögende, die über Liechtensteiner Stiftungen hohe Kapitalerträge am
Fiskus vorbeigeschleust haben sollen. In Gang kamen die Ermittlungen durch
gestohlene Datensätze aus der Liechtensteiner Bank LGT. Nach
"Spiegel"-Angaben laufen mit den aktuellen Durchsuchungen nun gut 200
Verfahren gegen deutsche Kunden der Bank, die mit Hilfe der DVDs aufgespürt
wurden. 200 Kunden hätten sich selbst angezeigt, dazu kämen noch einmal 330
Selbstanzeigen von Menschen, die gar nicht auf den DVDs genannt würden.
Anonyme Anzeigen sollen erleichtert werden
Unterdessen wurde
bekannt, dass die Finanzbehörden künftig anonyme Anzeigen bei der
Steuerfahndung erleichtern wollen. Das Bundesfinanzministerium bestätigte in
Berlin einen Bericht der "Wirtschaftswoche", wonach derzeit ein
Online-System zur Meldung von Steuerhinterziehern geprüft wird. Damit
könnten Hinweise über das Internet abgegeben werden, ohne dass der Tippgeber
ausfindig gemacht werden könne. In Niedersachsen gibt es bereits ein solches
System. Ein Sprecher des Finanzministeriums verwies zugleich darauf, dass
die Entscheidung bei den Ländern liege.
86 Selbstanzeigen in Österreich
Finanzminister und
Vize-Kanzler Wilhelm Molterer sagte dem Finanzdienst "Capital Investor",
Österreich habe von den im Zuge der Liechtenstein-Affäre von Deutschland
erhaltenen 150 Personen-Datensätzen profitiert. Unter den bisher
eingegangenen 86 Selbstanzeigen österreichischer Bürger seien 61 aus dem
Kreis der vom deutschen Bundesfinanzminister weitergegebenen Namen.
Die Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft hatten Anfang des Jahren zum Rücktritt des damaligen deutschen Postchefs Klaus Zumwinkel geführt, dem Steuerhinterziehung über eine Liechtensteiner Stiftung vorgeworfen wird.