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WestLB-Chef Hilgert wirft das Handtuch

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Der Aufsichtsrat bestellte Dietrich Voigtländer zum Nachfolger.

Führungskrise bei der angeschlagenen WestLB: Nach nur einem Jahr verlässt der Vorstandsvorsitzende Heinz Hilgert überraschend Deutschlands drittgrößte Landesbank. Der Manager begründete den Schritt in einer persönlichen Erklärung damit, dass er für die nötigen Sanierungsschritte, "nicht die erforderliche wirtschaftliche Unterstützung der maßgeblichen Eigentümer der Bank" erhalten habe. Die Bank ist überwiegend im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen und der Sparkassenverbände des Bundeslandes.

Voigtländer rückt nach
Der Aufsichtsrat ghat inzwischen einen seiner Stellvertreter kommissarisch zu seinem Nachfolger ernannt. Dietrich Voigtländer werde vorerst Hilgerts Posten übernehmen, teilte die krisengeschüttelte Landesbank am Montagabend mit. Hilgert hatte im Streit mit den Mehrheitseignern sein Amt niedergelegt.

Die Sparkassenverbände hatten sich geweigert, mit neuen Garantien die aus Hilgerts Sicht überlebenswichtige Auslagerung nicht mehr zum Kerngeschäft gehörender Bereiche mit einem Volumen von rund 80 Milliarden Euro zu stützen.

Schwierige Phase
Der Rücktritt fällt in eine der schwierigsten Phasen der Unternehmensgeschichte der WestLB. Erst vor wenigen Tagen hatte die EU-Kommission der Bank als Bedingung für dringend benötigten einen fünf Mrd. Euro schweren Risikoschirm harte Einschnitte verordnet. Die WestLB muss danach ihr Geschäftsvolumen in den nächsten Jahren halbieren. Außerdem soll das Geldinstitut bis Ende 2011 in einem offenen Bieterverfahren verkauft werden. Es könnte dann auch von Privatbanken übernommen werden.

Milliardenhilfe nötig
Hilgert betonte, der Vorstand habe in der Krise ein nachhaltig tragfähiges und profitables Geschäftsmodell entwickelt. Es setze allerdings voraus, dass die Bank noch einmal Risikopapiere und nicht strategiekonforme Geschäftsaktivitäten in großem Maßstab auslagere. Dazu wären erneute milliardenschwere Geldspritzen der Eigentümer nötig gewesen.

Keine Unterstützung
Doch habe dieser "einzige, die künftige Existenz der Bank rechtzeitig und nachhaltig sichernde Weg" nicht die erforderliche wirtschaftliche Unterstützung der maßgeblichen Eigentümer der Bank gefunden, erklärte Hilgert. Er könne daher die verantwortliche Führung der WestLB nicht mehr gewährleisten. "Ich habe daher mein Amt als Vorsitzender und als Mitglied des Vorstands der WestLB mit Wirkung zum Ablauf des heutigen Tages aus wichtigem Grund niedergelegt", erklärte der Manager.

Verzicht auf Gehaltsansprüche
Er bedauere diese Entwicklung zutiefst, denn er sei überzeugt, dass bei entsprechender Unterstützung durch alle Eigentümer "die wirtschaftlichen Belastungen deutlich geringer ausfallen und die WestLB und ihre Mitarbeiter eine entschieden nachhaltigere Rolle in einer Konsolidierung der Landesbanken spielen würden", betonte Hilgert. Bei seinem Rücktritt verzichtete der Manager ausdrücklich auf "sämtliche zukünftigen Gehaltszahlungen und Pensionsansprüche".

In der Gewinnzone
Vom Land Nordrhein-Westfalen und den Sparkassenverbänden als Eigentümern war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Im ersten Quartal 2009 erwirtschaftete die WestLB nach dem am Montag vorgelegten Zwischenbericht trotz des schwierigen Marktumfeldes einen Gewinn von 212 Mio. Euro. Bereinigt um Einmaleffekte sei dies der beste Jahresauftakt seit 2002, betonte Hilgert. Die drittgrößte Landesbank war in den vergangenen Jahren sowohl wegen Fehlspekulationen als auch wegen der US-Finanzmarktkrise in die Krise geraten.

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