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'Wir brauchen einen Befreiungsschlag'

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Die AUA bleibt wegen hoher Wechsel-Kosten in der Star Alliance, baut Langstrecken ab und entlässt 1.000 Mitarbeiter.

Die defizitären Austrian Airlines wollen rund 1.000 Mitarbeiter einsparen und einem Teil davon den Abgang aus dem Unternehmen durch Sonderzahlungen schmackhaft machen. Der AUA-Vorstandsvorsitzende Ötsch sagte, dazu werde man mit dem Betriebsrat reden, ein Ergebnis soll "noch vor Weihnachten" vorliegen. Die AUA sei bereit, in die Strukturbereinigung einiges zu investieren.

Allianz-Wechsel zu teuer
Ein Wechsel der Luftfahrtallianz würde für die Austrian Airlines (AUA) mit Kosten von bis zu 100 Mio. Euro belasten. Diesen bereits von Luftfahrtkreisen kolportierten Betrag hat AUA-Chef Alfred Ötsch am Montagabend bestätigt. Nicht zuletzt wegen dieser hohen Kosten habe sich die AUA nach einem "Allianz-Check" für den Verbleib in der Star Alliance um die Lufthansa entschieden. Die AUA soll " möglichst bald " wieder schwarze Zahlen schreiben. Jahreszahl nannte Ötsch keine. In drei Jahren jedenfalls solle die AUA "abgesicherte positive Ergebnisse" einfliegen.

Langstrecken-Flüge gestrichen
Die ab 2007 wirksame Streichung mehrerer Langstreckenverbindungen, darunter der Routen nach Shanghai, Australien (Sydney, Melbourne), Kuala Lumpur, Singapur, Kathmandu, Mauritius, Colombo/Male und des Abendflugs nach New York, sei die " allerletzte Maßnahme" gewesen. Auf diese Routen würden 10 bis 12 Prozent der AUA-Umsätze erzielt. Die AUA sei auf diesen Strecken " gegen den Markt geflogen". "Man kann ein Unternehmen nicht nach dem Prinzip Hoffnung führen", so Ötsch. Auf Grund des kleinen Anteils von "Direktpassagieren" könne die AUA diese Strecken nicht profitabel bedienen.

"Befreiungsschlag" bei Fernrouten
Mit der ab 2007 greifenden "Neudimensionierung der Langstrecke" sollte es möglich sein, die verbleibenden Fernrouten ins Plus zu drehen oder zumindest ohne Verluste zu fliegen, erwartet Ötsch. Im Gesamtjahr 2006 dürfte die Langstrecke mit einem Minus von 80 Mio. Euro auf das AUA-Ergebnis durchschlagen. Die Streichung der verlustreichen Strecken bezeichnete der AUA-Chef als "Befreiungsschlag".

Keine Details über Entlassungen
Weiter keine Details nannte Ötsch über die Anzahl von Mitarbeitern, die das Unternehmen verlassen sollen. Dazu werde man "konstruktiv mit dem Betriebsrat reden", ein Ergebnis soll "noch vor Weihnachten" vorliegen, so Ötsch. Die AUA sei bereit, "in die Strukturbereinigung einiges zu investieren" . Medienberichten zufolge ist in Summe ein Abbau von gut 1.000 Mitarbeitern im Flugbetrieb geplant, die AUA soll davor Sonderprämien ("Golden Handshake") in Höhe von rund 50 Mio. Euro locker machen.

Die gesamte AUA-Gruppe (Austrian, Lauda Air, Tyrolean/Austrian arrows) beschäftigt rund 8.600 Mitarbeiter, davon rund 1.200 Piloten und 2.400 Flugbegleiter.

"Lauda Air" wird verschwinden
In den nächsten Wochen soll eine Entscheidung über eine angedachte Einstellung der Marke Lauda Air fallen. Eine Beendigung gilt in der Branche als wahrscheinlich. Die gestrichenen Langstreckenflüge sind durchwegs der Lauda Air zuzuordnen. Ein früherer Kostenvorteil des Lauda-Flugbetriebs ging durch einen gemeinsamen Kollektivvertrag (KV) im Sommer 2004 verloren. Der Abschluss war nach einer Reihe ganztägiger Streiks nach Eingreifen der Sozialpartnerspitzen zustande gekommen. An den Folgen dieser Kompromisslösung leide die AUA noch heute, sagte Ötsch gestern.

Entscheidung für Boeing
Die Entscheidung, die Langstrecke künftig mit Boeing B767 und B777 zu fliegen und sich von den Airbus-Modellen A340 und A330 zu trennen, habe "rein wirtschaftliche Gründe". Der A330 sei ein modernes Flugzeug, die ältere B767 komme im Betrieb aber günstiger.

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