Geld

Zittern um AUA-Deal

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Experten erwarten für 24. Oktober das höchste Offert von der Air France/KLM. Ihr dürfte das Ost-Netz der AUA am meisten wert sein.

Im letzten Moment wendete Peter Michaelis, Chef der AUA-Muttergesellschaft ÖIAG, ein Fiasko ab: Am Montag, um 17 Uhr, übermittelte ihm die AUA-Geschäftsführung eine Warnung der Polizei vor einer Groß-Demo der AUA-Belegschaft bei der ÖIAG-Zentrale in der Wiener Dresdner Straße. AUA-Betriebsrats-Chef Alfred Junghans hatte schon 15 Busse gebucht, um am Dientagvormittag Hunderte Mitarbeiter im 2. Bezirk wegen der zu diesem Zeitpunkt geplatzten KV-Verhandlungen protestieren zu lassen.

Die Kundgebung hätte Michaelis am falschen Fuß erwischt, denn just für den gleichen Zeitpunkt war eine Delegation des AUA-Interessenten Air France/KLM bei der ÖIAG angesagt. AUA-Boss Alfred Ötsch musste noch in der Nacht ausrücken, um die von Junghans geforderte Inflationsanpassung der Löhne in voller Höhe von 3,7 Prozent zu akzeptieren.

Die Demo erübrigte sich damit, und Michaelis konnte in Ruhe mit den Franzosen verhandeln. Die sind umso wichtiger, als sie der deutschen Lufthansa die Rolle des Favoriten bei der AUA-Übernahme zunehmend streitig machen. Außerdem im Rennen ist noch die russische S7.

Krisenfolgen
Die Finanzkrise macht den Verkauf der AUA aber immer mehr zur Zitterpartie. „Die Interessenten müssen ihren Refinanzierungsbedarf neu bewerten“, sagt Wolfgang Matejka, Investment-Chef der Meinl Bank. „Es geht dabei weniger um den sinkenden Aktienwert als um die steigenden Kreditzinsen.“ Denn der Käufer übernimmt auch die Schulden der AUA in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro. Deren Bedienung kostet als Folge der Finanzkrise nach aktuellem Stand künftig rund 30 Millionen Euro pro Jahr mehr – Geld, das die AUA erst verdienen muss.

Die verbindlichen Offerte, die bei der ÖIAG bis 24. Oktober eingehen müssen, werden also niedriger als erwartet ausfallen. Ein Abblasen des Verkaufsprozesses ist aber selbst dann schwierig, wenn jetzt seitens der Politik Einwände wegen des niedrigeren Erlöses kommen würden. „Die AUA hat, auch wegen der steigenden Finanzierungskosten, kaum noch Chancen auf ein langfristiges Überleben ohne Partner“, sagt Matejka.

Einen ganz großen Vorteil hat die AUA aber weiterhin – ihr wertvolles Ost-Netz. Dieses wird der Air France/KLM am meisten wert sein, weil sie in dieser Region noch am schwächsten aufgestellt ist. Experten erwarten daher, dass die Franzosen das beste Angebot errechnen werden.

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