Der Ex-Vorstand von Steyr-Daimler-Puch, Hans Wolfgang Riedl und Walter Wolf stehen im Verdacht der Bestechung und Industriespionage.
Der Verdacht steht im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen durch den finnischen Rüstungskonzern Patria an die slowenische Regierung beim Verkauf von über Hundert Radpanzern im Jahr 2006. In diesem Fall wird jetzt gegen die beiden Herren auch in Österreich ermittelt.
Steyr-Panzerschmiede als Geschädigter
Hans Wolfgang Riedl,
Ex-Vorstand der Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge (SSF) und der
Austroslowene Walter Wolf stehen im Verdacht der Bestechung und
Industriespionage, bestätigte von der Staatsanwaltschaft Wien Thomas Vecsey
am Mittwoch. Mutmaßlicher Geschädigter ist die in Wien-Simmering ansässige
Steyr-Panzerschmiede, deren slowenischen Partner Sistemska tehnika die
finnische Patria in dem 278 Millionen Euro schweren Rüstungsdeal 2006
ausgestochen hatte.
Hausdurchsuchung durchgeführt
"Ob es wirklich zu einer
Anklage kommt, ist noch viel zu früh zu sagen", so Vecsey. Eine
Hausdurchsuchung wurde demnach bereits durchgeführt. Federführend bei den
Ermittlungen ist das Bundesamt für Verfassungsschutz (BVT), was das
Innenministerium bestätigte. Aus dem Justizministerium sagte Sprecher Thomas
Geiblinger nur, dass man dem Rechtshilfeersuchen aus Finnland - wo seit
längerem ein Verfahren läuft und seit Juli Haftbefehle gegen Wolf und Riedl
vorliegen - bereits nachgekommen sei. Mehr könne er nicht sagen, "um die
Ermittlungen nicht zu gefährden".
Strafakt besteht bereits
Unter Berufung auf Ermittlerkreise hatte
das "Wirtschaftsblatt" berichtet, dass in Österreich bereits ein Strafakt
besteht, der als "geheime Verschlusssache" gilt. Der Tatbestand der
"Auskundschaftung eines Geschäftsgeheimnisses zugunsten des Auslandes" gilt
demnach als "eine Art wirtschaftlicher Landesverrat". Auch in Finnland
laufen gegen den einstigen Formel-1-Rennstallbesitzer Wolf und Riedl, über
dessen Beratertätigkeit für Patria schon länger gemutmaßt wurde, Verfahren
wegen mutmaßlicher Bestechung und Industriespionage. Es geht um verdächtige
Bewegungen auf deren Konten, die die österreichischen Behörden im Frühjahr
2007 an Ljubljana sowie Helsinki gemeldet haben sollen.
Wolf soll "Schmiergeld" verteilt haben
Kolportiert
wird, dass mehrere Millionen Euro von Patria an Riedls Handelsgesellschaft
mit Sitz in Wien und von dort auch weiter an Wolf geflossen sein sollen.
Wolf soll für die "Verteilung" des Schmiergeldes an slowenische
Entscheidungsträger zuständig gewesen sein. Als einen der Empfänger brachte
der finnische Rundfunk YLE den slowenischen Premier Janez Jansa ins Spiel,
der dies aufs Schärfste zurückwies. Laut dem finnischen TV-Bericht soll das
Schmiergeld-Budget von Patria für die Erlangung des Auftrags ursprünglich 21
Millionen Euro betragen haben. Patria-Vorstandschef Jorma Wiitakorpi nahm
Mitte August seinen Hut, wehrte sich aber gegen Anschuldigungen, selbst
unter Korruptionsverdacht zu stehen. Seinen Abgang begründete er mit dem
internationalen Ruf des Rüstungskonzerns.