Interview

Interspar-Chef: "Man kann die persönliche Teuerung kompensieren"

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Einblick in aktuelle Themen gibt INTERSPAR-Chef Johannes Holzleitner im großen ÖSTERREICH-Interview. 

ÖSTERREICH: Sollen die Öffnungszeiten ausgedehnt werden?

Johannes Holzleitner: Wir als Interspar sind mit den geltenden Öffnungszeiten zufrieden. Wenn ein Feiertag ist, können wir die 72 Wochenstunden nicht ausnutzen. Deshalb öffnen wir dann am Vorabend bis 21 Uhr.

ÖSTERREICH: Teils bleiben Märkte – in Verbindung mit Restaurants – am Sonntag offen. Auch bei Interspar?

Holzleitner: Nein, die Restaurants sollen den Einkauf abrunden, fast alle sind am Sonntag zu.

ÖSTERREICH: Wie läuft die Spar-App?

Holzleitner: Die App kommt von unserer Dachmarke Spar Österreich, sehr viele User nutzen die App wöchentlich. Beliebt ist der digitale Kassabon, er spart Papier, die Rechnung wird nicht verlegt. Die Joker kommen gut an. Die App ist datenarm. Bei Anmeldung muss man keine Daten bekannt geben.

ÖSTERREICH: Sie sagen, die Joker der App kommen gut an, da spart man 25%. Die Teuerung beschäftigt alle. Die Preise für Energie sind mittlerweile gesunken, wie wirkt sich das auf die Produktpreise aus?

Holzleitner: Die Inflation, die wir haben in Österreich, ist vielschichtig. Ein Teil davon ist Energie. In meinen 20 Jahren habe ich sehr selten erlebt, dass ein Lieferant Vorteile, die er jetzt hat, auch weitergibt in Preissenkungen. Unser Team kämpft hart für bessere Preise. Heuer haben wir schon 1.000 Preise gesenkt.

ÖSTERREICH: Wie ändert die Teuerung das Kaufverhalten der Kunden?

Holzleitner: Wir spüren, dass Kunden mehr S-Budget kaufen. Man kann seine persönliche Inflation eigentlich gut kompensieren. Wenn ich statt der Marke eine Eigenmarke kaufe, kann ich mehr wie 10 Prozent sparen. Darüber hinaus gibt es Aktionen, die wir verstärkt haben für die Kunden. Leider sind es viele im Land, die am Ende des Monats zu wenig Geld im Börserl haben. Mit günstigen Produkten und Aktionen wollen wir jedem die Möglichkeit geben, doch sein Leben zu bestreiten.

ÖSTERREICH: Haben Sie Zahlen dazu, wie der Absatz der Eigenmarken gestiegen ist?

Holzleitner: Beim Umsatzwachstum von 2022 auf 2023 sind zwei Eigenmarken ganz vorne. SPAR Veggie (+24%) liegt noch vor S-Budget (+22%). Die Zahlen beziehen sich auf Gesamt-SPAR.

ÖSTERREICH: Wie viele Interspar gibt es in Wien?

Holzleitner: In Wien haben wir 15 Interspar-Märkte und 12 in NÖ. Erst kürzlich haben wir den Interspar in der Sandleitengasse 41 in Ottakring komplett erneuert. Wir haben 22 Millionen Euro investieren, um im Bezirk das Grätzl-Zentrum zu sein. Dabei ist ein Restaurant, ein Optiker, eine Apotheke.

ÖSTERREICH: Finden Sie genug Arbeitskräfte?

Holzleitner: Der Arbeitsmarkt ist angespannt, er entspannt sich gerade ein bisschen. In Wien haben wir noch 93 offene Stellen und in Niederösterreich 31. Bei Interspar arbeiten rund 10.000 Mitarbeiter, ungefähr 50 % sind in Teilzeit unterwegs. Am österreichischen Arbeitsmarkt könnte eine besser organisierte Kinderbetreung für viel Entlastung sorgen. Bei uns wären das 5.000 Mitarbeiter, die dann einige Stunden aufstocken könnten, in Summe sehr viel. Das ist eine politische Verantwortung.

ÖSTERREICH: Tun Sie sich mit der China-Konkurrenz schwer?

Holzleitner: Wichtig ist Fairness im Wettbewerb. Alles was einen Stecker hat, wird in Europa nicht mehr produziert, kommt aus Asien. Wir müssen auf jeden Wasserkocher oder Mixer Zoll zahlen. Wenn Kunden bei Temu und Co. unter 150 Euro einkaufen, müssen sie es nicht verzollen. Dort haben die Käufer auch gar keine Garantie. Diese Zollfreigrenze müsste weg.

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