Prozess in Graz

Fall Oliver: Vater sieht sich "nicht schuldig"

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Thomas Sörensen sieht sich "nicht schuldig" - Verhandlung auf Mittwoch vertagt.

Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Fall des fünfjährigen Oliver verhandelt worden. Sein Vater hatte ihn Anfang April gegen den Willen der Mutter von einem Grazer Kindergarten abgeholt und war mit ihm nach Dänemark gefahren. Der 41-Jährige erschien pünktlich zur Verhandlung, ihm wird von der Staatsanwaltschaft schwere Nötigung und Freiheitsentziehung vorgeworfen. Er bekannte sich nicht schuldig.

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Unter großem Medieninteresse erschien zunächst die Mutter des fünfjährigen Buben, die in diesem Fall nur als Zeugin geladen ist. Sie kam mit ihrer Anwältin, wollte aber vor der Verhandlung nichts sagen. Fünf Minuten vor Prozessbeginn betrat dann auch Thomas S. das Gericht und bahnte sich durch zahlreiche Kameras und Medienvertreter seinen Weg in den Verhandlungssaal. Staatsanwältin Gertraud Pichler stellte gleich zu Beginn klar, dass hier "sicher nicht das Obsorgeverfahren geführt wird". Es gehe ausschließlich um mögliche Nötigung und Freiheitsentziehung in Zusammenhang mit der Wegbringung des Kindes aus Österreich und die Vorfälle vor dem Kindergarten am 3. April dieses Jahres.

Die Anklägerin listete nochmals die gesamte Chronologie auf, angefangen mit der Geburt des Buben am 27. Dezember 2006 über die Trennung der Eltern bis zur Ausreise der Mutter aus Dänemark im Jahr 2010. Damit hatte der Streit um das Kind begonnen, denn der Vater bekam in der Folge zwar in Dänemark die Obsorge zugesprochen, doch die Mutter hatte das Sorgerecht in Österreich, und hier befand sich auch der Bub. Dannach folgten zahlreiche Einsprüche, Bescheide und Entscheidungen. Tatsache ist, dass sich der 41-Jährige Anfang März 2012 dazu entschloss, sein Kind zurück nach Dänemark zu holen. "Die wichtigste Bezugsperson war für ihn sein Vater", begründete er seine Entscheidung.

Bei dem Vorfall vor dem Kindergarten begleitete ihn ein unbekannter Mann, dessen Identität der Angeklagte auch bei der Verhandlung nicht preisgeben wollte. Er schilderte, dass sich dieser Komplize zwischen die Mutter und ihn gestellt habe, damit er den kleinen Oliver aus dem Auto der Mutter heben und in seinen Wagen setzen konnte. "Er hat sich gefreut, mich zu sehen", meinte er zur Reaktion des Buben. Dieser habe nur dann zu weinen begonnen, als seine Mutter so laut schrie. Diese sei "geschockt dagestanden", von Gewalt gegen sie könne keine Rede sein.

Zu dem Vorfall wurde eine Zeugin befragt. "Ich habe mir gedacht, da will heute ein Kind aber überhaupt nicht in die Kinderkrippe", erinnerte sich die Frau. Erst dann habe sie gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ein Auto raste weg, und "ich habe an Fahrerflucht gedacht". Dann habe sie die Mutter rufen gehört: "Mein Kind ist entführt worden".

Richter Günter Sprinzel hatte die Verhandlung nur für eine Stunde angesetzt und vertagte dann mit der Begründung: "Ich habe noch mehr Verhandlungen". Die vor dem Saal wartende Mutter konnte aus diesem Grund nicht mehr als Zeugin gehört werden und brach in Tränen aus. Der Prozess wurde auf Mittwoch, 10.00 Uhr, vertagt. Ob es dann ein Urteil gibt, stand nicht fest, der Richter äußerte sich nicht zu möglichen Gutachten oder anderen Anträgen.

Zum Nachlesen auf der nächsten Seite: Der LIVE-TICKER von der Gerichtsverhandlung in Graz:

 

11.07 Uhr: Der nächste Verhandlungstag ist morgen, Mittwoch.

11.06 Uhr: Der Prozess wurde für heute vertagt - es können heute nicht mehr alle Zeugen geladen werden.

10.59 Uhr: Olivers Vater ist wegen Kindesentführung angeklagt - diese habe "nur 20 Sekunden" gedauert, sagt Thomas Sörensen.

10.53 Uhr: Sörensen ist davon überzeugt, dass es Oliver bei ihm gut geht. "Er ist ein glückliches Kind", so der vermeintliche Kindesentführer.

10.47 Uhr: Zur Wiederholung: Thomas Sörensen, dem Vater von Oliver, drohen 5 Jahre Haft wegen schwerer Nötigung und Freiheitsentziehung.

10.41 Uhr: Vom Vater ist nicht viel Neues zu erfahren. Er wiederholt sich - er ist nicht schuldig, das habe das Gericht in Dänemark bereits festgestellt.

Oliver Vater
© Reuters

Olivers Vater Thomas Sörensen sieht sich als nicht schuldig an. ©Reuters

10.35 Uhr: Die Anwältin der Mutter ist am Wort: "Oliver ist schwer traumatisiert", so die Anwältin, die als Zeugin geladen ist.

10.31 Uhr: Richter Günter Spitzel fragt:  "Warum? Die Mutter hatte da doch das Sorgerecht?" Die Mutter wäre verpflichtet gewesen, die Ausreise bekannt zu geben, so der Angeklagte.

10.26 Uhr: Warum der Vater nicht schuldig sei? "Weil ich in Dänemark die alleinige Obsorge habe". In Dänemark wird die Ausreise der Mutter mit dem Buben 2010 als Kindesentführung gesehen, so der Beschuldigte Thomas Sörensen.

10.19 Uhr: Nicht schuldig
Olivers Vater bekennt sich in allen Punkten der Anklage als "nicht schuldig".

10.14 Uhr: Der Anwalt von Olivers Vater ist siegessicher: "Ein dänisches Gericht hat am Freitag bestätigt, dass Oliver bei seinem Vater bleiben soll. Seine Mutter hat gegen das Gesetz verstoßen, als sie ihren Sohn mit nach Österreich nahm. Und das österreichische Gesetz beschützt sie dabei."

10.10 Uhr: Die Staatsanwältin spricht in ihrem Eröffnungsvortrag von einem "Akt der Selbstjustiz" und schilderte, wie Thomas Sörensen seinen Sohn vor dem Kindergarten in Graz der Mutter entzogen und ihn nach Dänemark gebracht hat.

10.02 Uhr: Der Vater von Oliver ist pünktlich zu Prozessbeginn in Graz erschienen. Die Mutter des Buben wartete bereits eine halbe Stunde vor Prozessbeginn bei Gericht.

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