Familien-Drama

Oma-Mord: Wenn ein Täter auch Opfer ist

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Zerbrach der 19-jährige Lukas am Druck seines eigenen Großvaters?

Wenn Lukas Sch. an der Kirchenorgel sitzt, vergisst er die Welt rund um sich – nicht an diesem Tag. Schreckliche Bildfetzen machen es ihm schwer, sich zu konzentrieren, obwohl er doch für seine geliebte Oma spielt. Da liegt sie in ihrem Blut. „Die Oma muss weg!“, hallt die Stimme seines Großvaters in seinem Kopf nach. „Sonst mach ich dir das Leben zur Hölle.“ Also tat der 19-Jährige, wie ihm geheißen: Am Nationalfeiertag holt er eine Axt aus dem Keller seiner Großeltern in Taufkirchen/Pram (OÖ) und ein Messer aus der Küche. Laut Polizei soll er Renate D. (68) regelrecht niedergemetzelt haben. Dann legt er Einbruchsspuren – auch das hat ihm sein Opa aufgetragen. Scheinheilig später dessen Kranzaufschrift am Grab: „In Liebe und Dankbarkeit, Poldi“. Dabei soll der 72-Jährige, für den die Unschuldsvermutung gilt, seit Jahren nur Abscheu für seine Frau empfunden haben.

Vier Wochen lang dauert es, bis die Polizei das Rätsel löst: Winzige Blutspuren des Opfers am gesplitterten Holz der Haustür verraten: Sie wurde erst nach dem Mord demoliert. Die Beweislast der mit bloßem Auge kaum wahrnehmbaren Blutspritzer auf seinem Helm ist schließlich so erdrückend, dass Lukas Sch. einknickt. Er beichtet alles, auch, dass ihn der Großvater angestiftet haben soll.

Nicht nur die beschauliche Gemeinde ist geschockt: Die Familie ist angesehen, Leopold D. war jahrelang Hauptschuldirektor und Museumsleiter, Lukas der ganze Stolz, ein Musikgenie. D. entdeckt das Talent, übt mit ihm stundenlang Klavier und Orgel – bis der Bub sogar Preise gewinnt. Er ist auch erster Tenor des Vokalensembles Hard-Chor. Er besucht das Musikgymnasium in Linz, hat sich an der Anton-Bruckner-Uni immatrikuliert. Lukas ist beliebt: Einige seiner 450 Facebook-Freunde bekunden trotz des Verbrechens, dass sie hinter ihm stehen. Auch die Familie nimmt ihn in Schutz: Sein Onkel will sogar gegen den eigenen Vater vor Gericht aussagen: „Er ist ein manipulativer Machtmensch.“

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