Der 59-jährige Geschäftsmann soll in Diebstähle in Aserbaidschan verwickelt sein. Sein Anwalt vermutet eine Racheaktion.
Ein 59-jähriger Südsteirer ist Mittwochabend bei der Ankunft am Flughafen in Moskau verhaftet worden. Unklar ist nach wie vor, was dem Mann exakt vorgeworfen wird. Die russischen Behörden haben mit der Festnahme auf ein 80-seitiges Dossier aus Aserbaidschan reagiert. Der Südsteirer war bis 2004 im mittelasiatischen Land als Geschäftsmann für ein Zementwerk tätig, berichtete der ORF Radio Steiermark am Freitag.
Im Krankenhaus unter Polizeiaufsicht
Dem 59-Jährigen, der an
Diabetes und Bluthochdruck leidet, wurden bei der Festnahme seine
Medikamente abgenommen. Sein Grazer Rechtsanwalt Klaus Kocher erklärte, dass
sich sein Mandant mittlerweile offenbar in einem Krankenhaus in Moskau unter
polizeilicher Aufsicht befinde und der österreichische Botschafter in
Russland ihn bereits besucht habe. Die Söhne und die Lebensgefährtin des
Steirers seien um ihn besorgt, so Kocher, doch der Geschäftsmann werde vor
Ort anwaltlich von der österreichischen Botschaft betreut.
Haftfähigkeit wird geprüft
Aus dem österreichischem
Außenministerium bestätigte man, dass der Steirer in ein Krankenhaus
gebracht wurde. Ein Untersuchungsrichter soll noch im Laufe des Freitags
entscheiden, ob der 59-Jährige im Krankenhaus bleibt oder für haftfähig
erklärt wird und damit wieder in ein Gefängnis gebracht wird. Im Falle einer
Haftfähigkeit sei auch eine Auslieferung nach Aserbaidschan möglich, so das
Ministerium.
In Aserbaidschan gilt Prinzip der "offenen Hand"
Der
Südsteirer war zuvor mehrere Jahre in dem Zementwerk in Aserbaidschan tätig.
Dort habe das Prinzip der "offenen Hand" gegolten: Einflussreiche Leute
haben sich Zement geholt, ohne dafür zu bezahlen. Zudem habe es gegen das
Werk Schmiergeldforderungen gegeben, denen der 59-Jährige jedoch nicht
nachgab. Als der Druck zu hoch geworden sei, kehrte der Geschäftsmann vor
rund drei Jahren nach Österreich zurück. "Er war in den vergangenen Jahren
mehrmals in Russland und konnte sich dort völlig frei bewegen," so der
Rechtsanwalt. Weder in Russland noch in Österreich lag gegen den Südsteirer
etwas vor.
Anwalt vermutet Racheaktion
An eine Auslieferung nach
Aserbaidschan will Kocher noch nicht denken, denn wie die medizinische
Behandlung dort aussehe, sei fraglich. Angeblich soll der Steirer in
"schweren oder gewerbsmäßigen Diebstahl" verwickelt sein, doch Kocher
vermutete, dass es sich um eine Racheaktion jener Leute handelt, denen der
59-Jährige Wünsche nicht erfüllen wollte. Einer Schuld sei sich der Steirer
nicht bewusst, so sein Rechtsanwalt.