Prozess um falsche Polizisten

Wien: Täter raubten Pensionisten sogar Erspartes für Begräbnis

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Im aktuell stattfindenden Prozess gegen mehrere mutmaßliche Betrüger, die sich als falsche Polizisten ausgaben und Pensionisten so mindestens 4,5 Millionen Euro abgenommen haben, werden nun immer mehr schockierende Details bekannt.

Wien. Am Donnerstag ist am Wiener Landesgericht gegen Protagonisten einer Bande verhandelt worden, die seit 2018 in Wien ihr Unwesen treibt und die - wie Staatsanwalt Florian Pöschl erklärte - "alte Leute ausgenommen hat". Die Opfer werden mit der Masche hinters Licht geführt, Polizisten müssten ihr Bargeld und Schmuck sicherstellen, das vermeintliche Beamte dann tatsächlich abholen. Mindestens 4,5 Millionen Euro haben die Kriminellen damit erbeutet.
 
Bisher sind am Landesgericht in dieser Sache nur einige "Geldabholer" verurteilt worden, nun hatten sich die Mutter und die Schwester des Bandenchefs sowie vier Mitangeklagte vor einem Schöffensenat zu verantworten. Während sich die Mittäter großteils umfassend geständig zeigten, leugneten die 55 bzw. 26 Jahre alten Frauen jede Verantwortung. Ihr Sohn, der lange Zeit in Vorarlberg gelebt hat, soll vom Raum Istanbul aus das kriminelle Geschehen steuern. 
 

Skrupellose Abzocker-Maschen 

Es sind unfassbar dreiste Methoden denen sich die Kriminellen-Bande bediente: Mittels gespooften, das heißt computertechnisch veränderten Rufnummern werden gezielt Senioren angerufen, deren Vornamen auf ein entsprechendes Alter hinweisen. "Eine Jacqueline oder einen Justin wird keiner anrufen", betonte der Staatsanwalt. Den Opfern werde am Telefon weisgemacht, in der Nachbarschaft wäre eingebrochen worden, bei den festgenommenen Dieben habe sich eine "Einbruchsliste" gefunden, auf der sich auch ihr Name samt Adresse befände. Um ihr Geld und ihre Wertsachen zu retten, werde in Kürze ein Kollege von der Polizei vorbeischauen, um das Vermögen vor den Einbrechern in Sicherheit zu bringen.
 
In Dutzenden Fällen haben Betroffene den falschen Polizisten, die wenige Minuten nach derartigen Telefonaten tatsächlich anklopfen, ihren Schmuck und ihre finanziellen Reserven auf Nimmerwiedersehen übergeben. "Darunter sogar das Begräbnisgeld, das sie sich auf die Seite gelegt haben, um nicht der Familie nach dem Ableben zur Last zu fallen", empörte sich der Staatsanwalt. Teilweise ließen sich Opfer von den Schwindlern sogar zur Bank chauffieren, wo sie ihre Schließfächer leerräumten und den Inhalt den vermeintlichen Polizisten überreichten.
 
 
 
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