ÖSTERREICH-Interview

Kaiserspross Habsburg: "Kärnten ausschließen"

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Ulrich Habsburg hat ein Ziel: In der Hofburg soll wieder ein Habsburger residieren dürfen. Was er über seine Familie, Fischer und Kärnten denkt.

Die Bundespräsidentenwahl verkommt im Vorfeld zur Posse. Da suchen ÖVP, die FPÖ, sogar die Ö 3-Comedy intensiv nach einem Kandidaten. Bloß: Es findet sich keiner. Dann gäbe es einen, der will - der aber darf nicht: Ulrich Habsburg-Lothringen (69), der mit dem falschen Stammbaum.

Das Habsburger-Gesetz schließt nämlich seit 1920 jeden Spross des ehemaligen Kaisergeschlechts der Habsburger vom Bundespräsidenten-Amt aus.

Diese - seiner Meinung nach - schreiende Ungerechtigkeit will Habsburg-Lothringen nun beenden. "Wenn die Verfassungsänderung im Nationalrat keine Zweidrittelmehrheit bekommt, dann gehe ich bis zum Internationalen Gerichtshof in Den Haag.“

Neues Habsburg-Image
Damit hat der rebellische Habsburger, der für die Grünen im Gemeinderat von Wolfsberg (Kärnten) sitzt, eine Debatte ausgelöst, die offensichtlich ein Umdenken bewirkt hat. Denn siehe da: Die Chancen für die Verfassungsänderung stehen gut.

Ein Habsburger als Präsident? Warum nicht, heißt es plötzlich aus der Politik. Die Grünen haben sich hinter ihren adeligen Parteifreund gestellt. Die ÖVP signalisiert ebenfalls grünes Licht. Sogar Bundespräsident Heinz Fischer hat angedeutet, dass er das Habsburger-Gesetz für überholt erachtet. Auch die SPÖ, wo bisher die "Habsburger-Fresser“ daheim waren, deuten ein Einlenken an.

Schwarzes Schaf. Wer ist der Mann, der dem Hause Habsburg überraschend ein Comeback verschafft? Ausgerechnet das „Schwarze Schaf“ der Familie bewirkt einen Imagewandel, den das weltweit geachtete Familienoberhaupt Otto jahrzehntelang nicht geschafft hat. Die Überzeugung des dreifachen Vaters ist grün-alternativ.

Linker Habsburger
Auf keinen Fall konservativ, wie man es von einem waschechten Habsburger erwarten würde. "Ich stehe wahrscheinlich in meiner Familie am weitesten links“, justiert er sich selbst.

Trotzdem geht der Urenkel von Ferdinand IV., des letzten Großherzogs der Toskana, in die Kirche, aber auch in die Synagoge. "Weil meine Frau Jüdin ist“, erzählt Habsburg.

Sein Traum: 2016 soll es den ersten Bundespräsidenten aus dem Hause Habsburg geben. "Damit könnte Österreich zeigen, dass es seine Geschichte im positiven Sinne bewältigt hat."

ÖSTERREICH: Herr Habsburg, Sie sind 69 Jahre alt. Warum haben Sie sich nicht schon früher entschlossen, sich gegen das Habsburger-Gesetz zu wehren?
Ulrich Habsburg: Voriges Jahr war die Erstkommunion meines einzigen männlichen Enkelkindes. Als das Familienfoto gemacht wurde, habe ich mir gedacht: Was haben meine Enkelkinder verbrochen, dass ihnen teilweise die Menschenrechte genommen werden? Das war für mich der Auslöser.

Ist das Recht, als Bundespräsident zu kandidieren, so essenziell?
Der Staat hat das Gesetz ohne Anklage gemacht. Das geht nach den Menschenrechtsgesetzen nicht. Sogar die Nazis wurden nach Menschenrechtsgesetzen verurteilt.

Ihre Chancen stehen gut, die Verfassungsänderung durchzusetzen. Sogar Heinz Fischer hat sich dafür ausgesprochen...
Ob die Zwei-Drittel-Mehrheit zustande kommt, hängt vom Josef Cap ab. Der hat ja oft mehr zu reden als der Bundeskanzler.

Verschaffen Sie dem Haus Habsburg durch Ihre Aktion ein Comeback?
Wir brauchen kein Comeback. Wir wollen nur die vollen Staatsbürger-Rechte. Wenn wir die gleichen Rechte wie die Kinder der verurteilten Nazis bekommen, wären wir vollkommen zufrieden. Die dürfen auch als Bundespräsident kandidieren.

Sie glauben, die Österreicher mögen die Monarchie weniger als die Nazis?
Ich glaube, es ist so. Anscheinend liegt den Österreichern das verkappte Deutschtum mehr als die Monarchie. Das merkt man auch am Ortstafels-Streit.

Apropos: Ortstafelstreit. Sie sind Kärntner. Was sagen Sie zur Situation in Ihrer Heimat?
Man sollte Kärnten aus Österreich ausschließen.

Wie stellen Sie sich das vor?
Jörg Haider wollte einen Freistaat Kärnten. Auf diese Idee könnte man jetzt zurückgreifen.

Das sind sehr radikale Worte über Iihre Heimat?
Ehrlich gesagt, fühle ich mich wie ein Österreicher, aber nicht als Kärntner.

Zurück zur Bundespräsidenten-Wahl. Wie würde Ihr Wahlprogramm ausschauen?
Ich möchte eine kantige Politik. Weicheier brauchen wir keine. Österreich hat viele Probleme, wenn die Regierung diese nicht erkennt, dann muss der Bundespräsident sie aufzeigen. Traut er sich das nicht, dann gehört er abgeschafft.

Wollen Sie damit sagen, dass Heinz Fischer zu diplomatisch ist?
Er laviert sich leider immer wie ein Fisch durch die Steine.

Falls das Habsburger-Gesetz im Nationalrat fällt, rechnen Sie sich dann realistische Chancen für die Wahl aus?
Für mich wird es schwierig. Ich kann derzeit nur schwer die nötigen Unterstützungsunterschriften sammeln, weil die Verfassung einen Kandidaten Habsburg theoretisch nicht vorsieht. Aber ich bin überzeugt, dass bei der übernächsten Wahl ein Habsburg gewinnen wird. Obwohl, ich bin zwei Jahre jünger als Heinz Fischer. Eigentlich könnte es sich noch ausgehen.

Wie viel kostet Sie Ihnen die Aktion?
Bis jetzt zirka 20.000 Euro. Muss ich bis Den Haag gehen, dann kann es auch 100.000 Euro kosten.

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