Margarete Schramböck

"Lehre muss wieder cool sein"

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Lehrlinge sollen leichter studieren können, der Master wird dem Bachelor gleichgestellt.

Am Mittwoch bringt die Regierung ein Paket auf den Weg, das die Lehre wieder attraktivieren soll. Hintergrund: Immer mehr Betriebe finden keine geeigneten Lehrlinge und klagen deshalb über Umsatzeinbußen oder müssen sogar zusperren. ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck stellt die wichtigsten Maßnahmen im ÖSTERREICH-Interview vor: Mehr Digitalisierung, den „Meister“ dem Bachelor gleichstellen, Mobilität der Lehrlinge forcieren.

ÖSTERREICH: Viele Betriebe suchen händeringend Lehrlinge und Facharbeiter. Was planen Sie, um dieses Problem in den Griff zu bekommen?

Margarete Schramböck: Wir haben in Österreich 106.000 Lehrlinge und über 200 Lehrberufe. Wir müssen uns ansehen: Welche dieser Lehrberufe gilt es zu modernisieren? Es muss wieder cool sein, eine Lehre zu machen. Dazu gehört auch, dass viel mehr Inhalte digital sind. Das kann ein Designprogramm in der Tischlerlehre sein oder Onlinemarketing beim Lehrberuf ­Medienfachfrau.

ÖSTERREICH: „Lehre muss wieder cool sein“ bedeutet, Sie wollen das Image heben?

Schramböck: Genau. Was wir jetzt auch machen müssen, ist die Durchlässigkeit zu heben. Wir wollen den Titel des Meisters dem Bachelor gleich stellen. Die hohe Ausbildung rechtfertigt das.

ÖSTERREICH: Was bringt das?

Schramböck: Das ist für die internationale Wahrnehmung wichtig und für die Wertschätzung der Ausbildung. Wir brauchen neue Wege. Jemand, der Meister ist, soll leichter studieren können. Lehrlinge sollen maturieren können, Maturanten eine Lehre machen.

ÖSTERREICH: Wie kommen die Betriebe besser zu ihren Lehrlingen?

Schramböck: Wir wollen die Mobilität forcieren. Im Westen sind viele Lehrlinge gefragt, im Osten sind Lehrstellen gesucht, da müssen wir ansetzen.

ÖSTERREICH: Mit finanziellen Anreizen?

Schramböck: Ich glaube nicht, dass es dabei ums Geld geht. Es geht um Information, welche Berufe es überhaupt gibt. Da müssen wir auch die Eltern ansprechen.

ÖSTERREICH: Nach den Kürzungen für das AMS gibt es Sorge um die Lehrwerkstätten für Lehrlinge, die keine Stellen in einem Unternehmen finden. Wollen Sie diese abschaffen?

Schramböck: Am besten ist es natürlich, wenn Lehrlinge im Unternehmen sind. Toll wäre es, wenn die Lehrlinge, die ein Jahr in der Lehrwerkstätte ausgebildet werden, rasch in ein Unternehmen wechseln können und nicht noch länger dort bleiben.

ÖSTERREICH: Viele Unternehmen haben Asylwerber als Lehrlinge, die mitten in der Ausbildung abgeschoben werden. Wäre es nicht sinnvoll, diese die Ausbildung fertig machen zu lassen?

Schramböck: Man kann dieses Thema nicht über die Lehre lösen, weil es rechtlich nicht erlaubt ist. Die Unternehmer müssen sich bewusst sein, dass ein Asylverfahren positiv oder negativ ausgehen kann.

Debora Knob


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