Kein Impfstoff

Schweinegrippe: EU-Kritik an Österreich

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Erstmals kritisiert ein hoher Vertreter des EU-Parlaments das österreichische Vorgehen bei der Schweinegrippe.

Rüffel von der EU gibt es jetzt an den Vorsorgemaßnahmen von SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger. Dass Österreich in Zeiten der weltweiten Schweinegrippe-Pandemie immer noch keinen Impfstoff fix bestellt hat, stößt beim Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Europäischen Parlament, Jo Leinen (SPD), auf völliges Unverständnis. "Kein Land sollte in der jetzigen Situation zu lange zögern", sagt Leinen im Gespräch mit ÖSTERREICH.

ÖSTERREICH: Die Zahl der Schweinegrippe-Erkrankten erhöht sich immer weiter. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?
Jo Leinen: Der Höhepunkt der Erkrankungen ist längst noch nicht erreicht, das wird erst im September und Oktober der Fall sein. Derzeit ist ein Hauptproblem, dass die Menschen keine Immunität gegen das Virus haben, was bedeutet: Wer sich ansteckt, erkrankt auch. Und durch die Tröpfchenübertragung und die Urlaubszeit geschieht das im Augenblick besonders schnell.

ÖSTERREICH: Ein Impfstoff soll vor Erkrankungen schützen. Für Sie realistisch?
Leinen: Insgesamt hat uns die Schweinegrippe überrascht, wir stehen derzeit vor ihr wie das Kaninchen vor der Schlange. Zwar arbeiten die Pharmafirmen schon eine geraume Zeit an der Entwicklung eines Impfstoffes, aller Voraussicht nach wird der aber erst im Herbst für landesweite Impfungen fertig sein. Wie das Virus dann allerdings aussehen wird, weiß bisher niemand.

ÖSTERREICH: Sie rechnen mit Mutationen?
Leinen: Sie sind nicht auszuschließen. Und dann müssen die Pharmafirmen mit ihrer Arbeit wieder von vorne beginnen.

ÖSTERREICH: Österreich hat bisher noch keine Schutzimpfung fix bestellt. Ist das für Sie nachvollziehbar?
leinen: Ich würde jedem Land empfehlen, sich jetzt für den Ernstfall vorzubereiten, eine Grundversorgung bereitzustellen und nicht zu lange zu zögern. Der Markt ist sehr klein und wer hier zu spät kommt, den wird die Schweinegrippe besonders hart treffen.

ÖSTERREICH: Mit welcher weiteren Entwicklung rechnen Sie?Leinen: Nach dem August wird die Erkrankungswelle weiter anschwellen. Die EU rechnet mit bis zu einer Million Erkrankungen, aber es könnten deutlich mehr Fälle werden.

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