Aber "bitte ohne die immer die gleichen ÖVP-nahen Experten" - So versucht die ÖH einen neuen Anlauf.
Die Österreichische HochschülerInnenschaft verlangt von SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann und vom künftigen Wissenschaftsminister die Einberufung eines Hochschul-Konvents. Diskutiert werden sollen darin bildungspolitische Zielsetzungen und dafür nötige strukturelle und gesetzliche Änderungen. Als Ergebnis soll dabei bis Ende 2010 ein Gesamtkonzept über Aufgaben, Ziele und Organisation der Hochschulen vorliegen, fordert ÖH-Chefin Sigrid Maurer (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS).
Die Audimaxisten planen unterdessen an weiteren Mega-Demos.
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"Ohne ewig gleiche ÖVP-Experten"
Der Konvent soll
sich in den nächsten drei Monaten konstituieren. Zusammensetzung sowie
genauer Arbeitsauftrag und Arbeitsziele müssten im Einvernehmen zwischen
Kanzler, Wissenschaftsminister, Universitäten- bzw. Fachhochschulkonferenz
sowie ÖH festgelegt werden. Mindestens ein Drittel der Konvents-Teilnehmer
sollen Studenten sein. Geladen werden sollen aber nicht wie bei den
Hochschul-Dialogveranstaltungen der vergangenen Jahre "immer die
gleichen ÖVP-nahen Experten", so Maurer.
"Weitgehende Konzeptlosigkeit"
Grund für die
Einberufung des Konvents sei die "weitgehende Konzeptlosigkeit"
der Bildungspolitik in Österreich, so die ÖH-Chefin. Diese habe sich in den
letzten 15 Jahren darauf beschränkt, dass "die ÖVP die Bildung
totspart und die anderen dabei zuschauen". Umgekehrt fehle aber eine
Definition der Aufgaben von Hochschulen und eine klare Abgrenzung zwischen
den einzelnen Typen. Derzeit würde es etwa "Grabenkämpfe"
zwischen Unis und Fachhochschulen (FH) geben - die FH würden berufsbildende,
praxisorientierte Ausbildung anbieten, das Bachelor-Studium an den Unis aber
in eine ähnliche Richtung zielen, anstatt berufsvorbildend zu sein.
Beachtung müsse auch dem Schulsystem geschenkt werden, das durch die frühe
Trennung in AHS- und Hauptschule sozial äußerst selektiv wirke, so Maurer.
"Aus dem Koma erwacht"
Die derzeitigen Proteste sind
für Maurers Co-Chef Thomas Wallerberger (Fraktion Engagierter
Studierender/FEST) keine Überraschung. Österreich sei nur aus einem "zehnjährigen
hochschulpolitischen Koma erwacht", in dem die Ressorts "leidenschaftslos
verwaltet" worden seien. Auf der Prioritätenliste oben seien
Forschungsexzellenz und Eliteunis gestanden anstatt die Anliegen der
Studenten. Die Besetzungen an den Unis könnten jedenfalls noch mehrere
Wochen weitergehen, meint Maurer.
Geld und Deutschland
Außerdem fordert die ÖH die Erhöhung des
Hochschulbudgets auf zwei Prozent des BIP bis 2015, das bedeutet eine
jährliche Steigerung um 500 Mio. Euro. Das sei durchaus möglich, so
Generalsekretärin Eva Maltschnig (Verband Sozialistischer
StudentInnen/VSStÖ) - man müsse die Mittel nur nicht ständig in Banken oder "dubiose
Infrastrukturprojekte" investieren. Die Regierung müsse außerdem
endlich Gespräche mit Deutschland und anderen EU-Staaten beginnen, um ein
Modell für Ausgleichszahlungen für ausländische Studenten zu entwickeln.
Gusi "würde auch protestieren"
Ex-Kanzler
Gusenbauer hielt Dienstagabend einen Vortrag zum Thema "Fortschritt ohne
Bildung?" an der Universität Klagenfurt. In einem bis auf den letzten Platz
gefüllten Hörsaal appellierte Gusenbauer für vermehrte Investitionen ins
Bildungssystem und zeigt großes Verständnis mit den Studierenden. "Wäre ich
Student, würde ich auch protestieren", so Gusenbauer für den Bildung die
"entscheidende Voraussetzung für den Reichtum einer Gesellschaft" darstellt.