Baum-Liebhaber

Matthias Strolz: NEOS-Chef umarmt die Welt

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Der 44-jährige Vorarlberger lernte das Polit-Handwerk in der ÖVP.

Nicht nur Kastanienbäume sind vor Matthias Strolz wenig sicher. Der NEOS-Spitzenkandidat und Parteigründer umarmt so ziemlich alles, was ihm in den Weg kommt - vor allem den politischen Gegner. Der 44-jährige Vorarlberger, der in der ÖVP gelernt hat, wie es nicht geht, tritt am 15. Oktober ein zweites Mal bei einer Nationalratswahl an. Zugute kommen ihm dabei Charisma und Selbstbeherrschung.
 
Es ist die Geschichte des Bergbauernbubs in Wald am Arlberg, die Strolz immer wieder gerne erzählt. Ob es dort Kastanienbäume gab, ist nicht verbrieft. Belegt ist hingegen seine Ode an die Kastanie: "Du bist so prall und so glänzend, so samten und geschmeidig, das füllige Leben und der Abschied." Neben Schrulligkeit kann Strolz aber vor allem Professionalität im Umgang mit anderen Vorweisen. Der Wirtschafts-Absolvent ist gelernter Kommunikationstrainer.
 
Überzeugungskraft brauchte Strolz vor allem, als es galt, Gleichgesinnte um sich zu scharen. Als parlamentarischer Mitarbeiter für den einstigen ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf war er in der Volkspartei nicht so richtig weitergekommen, zu seinen Förderern zählt Ex-Vizekanzler Erhard Busek. Also versuchte er sich erfolgreich als Consulter, beraten wurde auch der ÖVP-Wirtschaftsbund. Zudem stand er der promitto gmbh als Geschäftsführer vor.
 
Ab da gab es für den mit dem Ehrenzeichen des Europäisches Forum Alpbach für besondere Verdienste ausgestatteten Strolz nur noch die Politik. Nach dem Einzug in den Nationalrat 2013 war der zum Klubchef avancierte Parteigründer erst einmal beschäftigt, die zuvor personell höchst lose Partei in Form zu bringen. Nicht immer machte er sich damit Freunde, auch Mitstreiter aus den Gründungstagen mussten gehen. Größte Konstante der NEOS war noch immer Strolz selbst.
 
Seinem Kommunikationsstil blieb Strolz hingegen weitgehend treu: Untergriffe gab es selbst in Wahlkämpfen keine, scharfe Kritik schon, auch vereinnahmendes Lob. Was der Charismatiker aber vor allem bemühte waren Bilder, die bei kritischen Beobachtern zwar Augenrollen provozierten, teils aber auch vom politischen Gegner abgekupfert wurden. So will seit Kurzem auch die ÖVP die Pensionen "enkelfit" machen, Strolz selbst im Bildungsbereich noch immer "Flügel heben".
 
Auch bei jedem Internet-Trend ist Strolz dabei, für skurrile Posen auf Facebook und Co. ist er sich meist nicht zu schade. Der NEOS-Chef ist verheiratet und Vater von drei Töchtern. Er betreibt Bikram-Yoga und zeigt sein Geschick dabei schon auch einmal in einem Fernsehstudio, und er spielt Saxofon und Klarinette in der Harmoniemusik, wenn er mal daheim ist am Arlberg. NEOS-Chef in Wien will er aber bleiben. Denn, so sprach er über ausfüllende Jobs: "Alles andere ist oasch, ehrlich gesagt."
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