Wieder Tragödie

Asyl-Pakt startet mit Tränen und Chaos

Teilen

Riesiges Chaos zum Start des Asylpakts: Es fehlt an Personal und klaren Anweisungen.

Tag zwei des EU-­Türkei-Abkommens, doch nichts funktioniert. Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Noch immer sind es rund 1.000 Menschen, die pro Tag an der griechischen Küste ankommen. Dazu kam es zu neuen Tragödien:

  • Vor der Insel Ro entdeckte die Küstenwache zwei ertrunkene Mädchen, ein und zwei Jahre alt. Sie sind von ­einem völlig überladenen Boot gefallen.
  • Auf Lesbos starben zwei Männer – erdrückt in einem überfüllten Boot.

Griechischer Offizier sagt: »Wir tappen im Dunkeln«

Chaos
Theoretisch müssten nun alle Flüchtlinge, die seit Sonntag, Mitternacht, von der Türkei aus auf den griechischen Inseln landen, gesondert untergebracht und ab 4. April wieder mit dem Schiff zurück in die Türkei gebracht werden.

Bis dahin sollen sie auf griechischem Boden einen umfassenden Registrierungs- und Asylprozess durchlaufen. Eine komplizierte Mammutaufgabe, die Griechenland derzeit völlig überfordert: „Wir tappen im Zusammenhang mit den Modalitäten im Dunkeln“, gab ein Offizier der griechischen Küstenwache offen zu. Es fehle an Experten, wie Asylentscheidern, Polizisten und Sicherheitspersonal.

Austro-Experte : »Athen-
Chaos und EU-Bürokratie«

Chaos
Bis zu 4.000 Asylexperten (2.300 davon von der EU) sollen letztlich in Griechenland diesen Job erledigen. Vor Ort sind gerade einige Hundert. Wie schnell die Teams ausgestockt werden können, ist offen. Österreich könnte bis zu 100 Experten schicken. 74 davon waren ursprünglich für den Einsatz in Hotspots vorgesehen. „Sie wurden aber nie abgerufen“, klagt Stefan Pehringer vom Kanzleramt. „Das lag aber nicht an uns, sondern daran, dass die griechische Seite zu chaotisch ist und Brüssel zu bürokratisch.“

Kleines Team
Derzeit hat Österreich 20 Polizisten vor Ort im Einsatz (16 in den 
Hotspots, vier an der grünen Grenze). Heute fliegen vier Asylexperten nach Griechenland. 15 weitere Polizisten und zwei Asylexperten stehen auf Abruf bereit.

Ordnung
Griechische Behörden schätzen, dass derzeit 48.141 „illegale“ Flüchtlinge im Land sind. Sie sind vor dem 20. März angekommen und sollen nun von jenen räumlich getrennt werden, die nach dem 20. März ankommen. Dazu kommt:

  • Niemand weiß derzeit, wer die Flüchtlinge am Verlassen von sogenannten Hotspots hindern soll.
  • Unklar ist auch, was geschehen soll, wenn Menschen sich weigern, jene Schiffe zu besteigen, die sie zurück in die Türkei bringen sollen. Das Chaos ist vorprogrammiert.

(wek, baa)

Video zum Thema: Griechen räumen Flüchtlingslager in Lesbos
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.