Libanon

Baath-Mitbegründer verschwunden

Teilen

Der 86-jährige Shibli Aysami wurde wahrscheinlich entführt.

Einer der Mitbegründer der in Syrien herrschenden panarabischen Baath-Partei ist im Libanon verschwunden und wahrscheinlich entführt worden. Der 86-jährige Shibli Aysami sei von einem Spaziergang in der Nähe des Hauses seiner Tochter in der Sommerfrische Aley bei Beirut nicht zurückgekehrt, bestätigten Angehörige und libanesische Sicherheitskräfte am Samstag. Hinweise, wer ihn entführt haben könnte, lagen zunächst nicht vor.

Besuchte seine Tochter
Aysami verließ Syrien 1992 und lebte seitdem in den USA. In den Libanon war er gereist, um seine Tochter zu besuchen. Er war 1947 bei der Gründung der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei auf Initiative des Christen Michel Aflak in Damaskus dabei. In Syrien bekleidete er zwischen 1963 und 1966 verschiedene hohe Partei- und Regierungsämter. 1966 kam der linke Baath-Flügel an die Macht, der 1970 von Hafez al-Assad ausgeschaltet wurde.

Bürgerliche Partei mit islamisch-nationalistischem Erbe
Im Mittelpunkt der "Baath" (Wiedergeburt)-Ideologie stehen arabischer Nationalismus und Sozialismus. Obwohl sich die von einer Gruppe kleinbürgerlicher Intellektueller gegründete Partei auch auf das islamische Erbe der arabischen Nation beruft, bezieht sie wesentliche Elemente ihres Programms von europäischen Vorbildern, insbesondere dem Marxismus. Ihre Forderung nach einer strikt laizistischen Gesellschaftsordnung brachte sie in Gegensatz zu religiösen Kreisen, die ihr Atheismus vorwerfen und jegliche Trennung zwischen "Arabismus" und Islam ablehnen. Gleichzeitig sagte sie den alten arabischen Oligarchien den Kampf an.

Die Baath-Partei, die in den 1960er-Jahren sowohl in Syrien (1963) als auch im Irak (1968) durch Militärcoups an die Macht kam und den ganzen Staatsapparat kontrollierte, fühlt sich als "Vorhut" zur Führung der gesamten arabischen Welt berufen. Im Irak beendete der US-Einmarsch 2003 die Herrschaft der Baathisten. In Syrien stützt sich das Regime von Präsident Bashar al-Assad weiter auf die Baath-Partei.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.