Frankreich-Wahl

Bringt Terror Le Pen den Sieg?

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Nach dem Attentat werden die Karten für die Wahl neu gemischt.

„Geben wir der Angst nicht nach. Gehen wir wählen“, sagt Frankreichs Präsident François Hollande nach dem Terrorattentat auf den Champs-Élysées in Paris. Einen Tag vor dem ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahlen schwankt die Stimmung in der Hauptstadt zwischen Wut und Trotz.

50.000 zusätzliche Polizisten, 7.000 Militärs und etliche Anti-Terror-Einheiten werden mobilisiert, um die 67.000 Wahllokale zu schützen. Die Suche nach Komplizen des radikal-islamistischen Attentäters (siehe rechts) läuft auf Hochtouren.

Das Terrorattentat auf der Prunkstraße von Paris – ein Polizist wurde getötet, zwei Beamte und eine Touristin verletzt – könnte vor allem einer Kandidatin helfen: Marine Le Pen. In der aktuellen Umfrage von BFMTV – kurz vor dem Anschlag – liegt die Frontfrau des rechtsextremen Front National mit 21,5 % nur auf Platz 2. Le Pen sagte gestern ihre Wahlkampfevents ab, hielt aber eine Rede: „Frankreich befindet sich im Krieg. Wir müssen unsere Grenzen schließen und zurückschlagen.“ Sie will den „Islamismus ausrotten“. Das Terrorattentat gibt ihr Auftrieb.

Diese Gefahr sieht auch ihr stärkster Gegenspieler, der Sozialliberale Emmanuel Macron. Er erreicht in der Umfrage 24 % und Platz eins. Er sagte seine Wahlkampfevents ebenso ab und wandte sich mittels Ansprache an die Franzosen: „Wir dürfen der Angst nicht weichen. Das ist das Ziel der Terroristen.“

28 % der Wähler sind noch unentschlossen. Sie könnten aus Wut, aus Angst – es ist der fünfte Anschlag in den letzten zwei Jahren – Le Pen wählen.

Viele Arbeiter, aber auch ­viele unter 35-Jährige wollen für Le Pen votieren. In diesen Wählergruppen ist allerdings auch der Kandidat der radikalen Linken, Jean-Luc Mélenchon stark. Der Ex-Trotzkist kommt auf 19,5 %. Der angeschlagene Kandidat der Konservativen, François Fillon, käme auf 20 %.

„Dieses Attentat wird Marine Le Pen helfen“, sagt Luisa zu ÖSTERREICH. Die Pariserin wohnt in einer Seitenstraße der Champs und hörte die Schüsse. Freitag flaniert sie wieder demonstrativ auf der Prachtstraße.

„Wir waren fünf Stunden im Fnac (Musikgeschäft) gefangen. Meine Kinder haben geweint“, erzählt Laurence ÖSTERREICH. Ihre Freundin Zena: „Jetzt wird die Rechts­extreme Le Pen gewinnen.“ Indes legt ein Gendarm eine weiße Rose nieder, „aus Solidarität mit der Familie des getö­teten Polizisten“, sagt er mit Tränen in den Augen. „Bravo, Monsieur. Vive la Police“, sagt eine Passantin. Wen sie wählen wird? „Marine Le Pen.“

„Ich wähle Macron, damit die Terroristen nicht gewinnen“, fährt eine Studentin dazwischen. Und eilt kopfschüttelnd davon.

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