Ungarn

Cop-Killer in Ketten vor Gericht

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Der 35-Jährige sitzt in Ketten und angeleint vor Gericht - ihm droht lebenslang.

Unter regem medialen Interesse hat am Dienstag im Komitatsgericht Szeged der Prozess gegen einen 35 Jahre alten gebürtigen Villacher begonnen, der am 11. Oktober 2012 auf dem Heimweg von einem "Hummer"-Treffen in Rumänien in der Ortschaft Apatfalva einen Polizisten überfahren und zu Tode gebracht hatte. Dem zuletzt in Salzburg wohnhaften Mechaniker wird neben Mord Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gefährdung des öffentlichen Verkehrs angelastet.

Hummer-Fahrer in Ketten vor Gericht

Der Angeklagte wurde von drei Vollzugsbeamten in den prunkvoll-antiquierten Gerichtssaal gebracht. Er musste dort in Handschellen und angekettet Platz nehmen, wobei die Kette in einer Lederschlaufe endete, die einer der hinter ihm sitzenden Beamten in Händen hielt.

"Ich bin kein Mörder"
Nachdem Staatsanwalt Csaba Nagy seine Anklage verlesen hatte, kam der Angeklagte zu Wort. Der gebürtige Villacher ließ das Gericht wissen, dass er derzeit zu keiner Aussage bereit sei. Folglich wurden die bisherigen Angaben des 35-Jährigen verlesen, die er bei Polizeiverhören zu Protokoll gegeben hatte. "Ich bin kein Mörder", hatte der Mann bei seiner ersten schriftlichen Aussage am 31. Oktober 2012 betont und versichert, er "bereue, was vorgefallen ist".

Der 35-Jährige war in einer Gruppe von insgesamt vier "Hummer"-Geländewagen-Fahrern unterwegs, die an einer Offroad-Tour in Rumänien teilgenommen hatten. Auf dem Heimweg gerieten sie in der südungarischen Ortschaft Apatfalva in eine Verkehrskontrolle. Sie wurden wegen Schnellfahrens angehalten und mussten Strafe bezahlen.

Provokation

Beim Wegfahren dürfte der 35-Jährige die Beamten provoziert haben, indem er auf Höhe ihres Autos seinen "Hummer" über die Fahrbahnmitte lenkte und dem Pkw der Verkehrspolizei äußerst nahe kam. In einer seiner Einvernahmen hatte der 35-Jährige dazu erklärt, er habe sich im Vorbeifahren mit einem Blick ins Fahrzeuginnere versichern wollen, ob sich in diesem überhaupt ein Radar-Gerät befand.

Mehrere Schüsse
Die Polizei nahm daraufhin die Verfolgung auf, wobei aus dem Polizeiauto mehrere Schüsse auf die Reifen des vom 35-Jährigen gelenkten "Hummer" abgegeben wurden. Zusätzlich hatten sich zwei Polizisten auf Motorrädern an die Fersen des Österreichers geheftet. Dieser soll weitere Provokationen gesetzt haben, indem er den Beamten den ausgestreckten Mittelfinger präsentierte und die Zunge zeigte. Dieses Verhalten erklärte der gebürtige Villacher später damit, er habe geglaubt, dass diese ihn schon wieder kontrollieren wollten.

Schließlich holten die Motorradfahrer den Villacher ein, wobei einer der Polizisten im Vorbeifahren gegen den "Hummer" trat, während der Österreicher ihn angeblich abdrängen wollte. Als der 35-Jährige endlich zum Anhalten gebracht war, indem einer der Beamten sein Motorrad vor dem tonnenschweren Geländefahrzeug einbremste, lief derjenige, den der Villacher zuvor von der Fahrbahn drängen wollte, sogleich zum "Hummer" und versuchte die Fahrzeugtür aufzureißen. Weil das nicht gelang, soll - so die Darstellung des 35-Jährigen - der Polizist mit den Worten "Fuck you" ihm durchs geöffnete Seitenfenster Pfefferspray ins Gesicht gesprüht haben.

"Panik"

In dieser Situation sei er "in Panik" aufs Gas gestiegen, so der Angeklagte im Rahmen des Ermittlungsverfahrens. Bedingt durch den Pfefferspray habe er nichts gesehen. Er habe den "Hummer" nach rechts gezogen. Dass dort der zweite Polizist stand, habe er nicht wahrgenommen. Imre K. (34) wurde zu Boden gestoßen und laut Anklage mit einer Geschwindigkeit von 27 bis 33 Stundenkilometern überfahren, wobei der "Hummer" auch sein Motorrad erfasste, das auf den Beamten stürzte. Der Polizist erlitt derart schwere innere und Schädelverletzungen, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus starb. Er wurde übrigens posthum befördert.

Laut Anklage dauerte es zwölf bis 14 Minuten, bis der 35-Jährige von den beiden anderen Polizisten - der Lenker des Polizeiautos war mittlerweile auch zur Stelle - und einem Zivilisten, der ihnen half, überwältigt wurde. Mehrere Schüsse wurden dabei auf den Österreicher abgegeben, weil er - so die Darstellung der Polizisten, die der Angeklagte vehement abstreitet - mit einem gezückten Messer aus dem "Hummer" gestiegen sein soll. Der Mann wurde im Rücken, in der Hand, am Oberschenkel und am Knie getroffen.

Er habe den ums Leben gekommenen Beamten nicht gefährden wollen, versicherte der Angeklagte auch im vergangenen März, als er den involvierten Polizisten gegenübergestellt wurde. Er habe "panische Angst gehabt" und sei infolge des Pfeffersprays "blind" gewesen. Er habe dann nur mehr "die Schüsse in meinem Körper und die Schmerzen gespürt". Er habe sich bewusst auf die Pistole des überfahrenen Polizisten gelegt, damit mit dieser Waffe nicht mehr auf ihn geschossen werden konnte.
 

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