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Über 150 Tote in Italien

Horror-Beben zerstörte ganze Städte

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Katastrophe in unserem Lieblingsurlaubsland: Über 150 in Italien nach Erdbeben.

Wieder ein verheerendes Erdbeben in Italien – um 3.30 Uhr gestern früh bebte die Erde in der Provinz Rieti (Stärke 6,2). Mindestens 159 kamen ums Leben, Hunderte wurden schwer verletzt. Die Erdstöße waren bis nach Rom (150 Kilometer entfernt) deutlich zu spüren, sogar die Messstationen der ZAMG im Süden Österreichs haben ausgeschlagen.

Ein Zwilling (6) gerettet, Bruder noch unter Geröll

Der Horror ist noch lange nicht vorbei: „Viele sind noch unter den Trümmern. Wir bereiten einen Ort für die Leichen vor“, sagt Sergio Pirozzi, Bürgermeister der besonders stark betroffenen Stadt Amatrice. Hier werden Dutzende Tote erwartet. Helfer graben verzweifelt mit ihren Händen nach Überlebenden: „Wir hören Kinder, die unter den Trümmern schreien.“

Erschütternde Szenen spielen sich hier ab: Etliche Häuser sind in sich zusammengebrochen, die Straßen sind mit meterhohen Geröllbergen bedeckt. Ärzte versorgten gestern einen verletzten sechsjährigen Zwilling – von seinem Bruder fehlte jede Spur. „Die Hälfte der Stadt ist weg. Es gab auch einen Erdrutsch, und eine Brücke könnte einstürzen“, so Bürgermeister Pirozzi.

Der Ort ist bei Reisenden sehr beliebt: Amatrice wurde in die Liste der schönsten Dörfer aufgenommen. Und hier wurde die berühmte Pasta all’amatriciana erfunden. Nächste Woche sollte das jährliche Spaghettifest stattfinden.

Schreckensmeldungen gibt es aber aus fast jedem Ort in der Umgebung. In Accumoli etwa ist eine vierköpfige Familie verschüttet – noch immer kein Lebenszeichen. Tausende Menschen wurden mit einem Mal plötzlich obdachlos.

GRafik
© APA

Straßen blockiert, Strom und Telefon unterbrochen

Die Helfer stehen vor einer „Mission Impossible“: Viele Zufahrtsstraßen sind blockiert, Strom- und Telefonleitungen sind unterbrochen. Dennoch sind Tausende Soldaten und Rettungsteams im Einsatz. „Wir lassen niemanden alleine“, sagte Regierungschef Matteo Renzi. Das Wirtschaftsministerium sagte 234 Millionen Euro Soforthilfe zu.

Im Durchschnitt bebt in Italien alle zehn Jahre die Erde mit solcher Wucht. Besonders diese Region ist sehr gefährdet. 2009 starben mehr als 300 Menschen nach einem Beben in L’Aquila – nur 30 Kilometer entfernt vom jetzigen Epizentrum.

Horror-Erdbeben in der Nähe von Rom

Experte: "Es bleibt keine Zeit, um aus Haus zu laufen"

Geophysiker Wolfgang Lenhardt (ZAMG)im ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH: Wie kann man sich dieses Beben der Stärke 6,2 vorstellen?

Wolfgang Lenhardt: Es hatte etwa die Energie des Erdbebens im Friaul vor 40 Jahren (980 Tote, Anm.). Allerdings war die Erdtiefe damals 15 Kilometer, jetzt war sie nur 4 oder 5 km tief. Dadurch sind die Auswirkungen entsprechend stark.

ÖSTERREICH: Wenn man vor Ort gewesen wäre, was hätte man gespürt?

Lenhardt: Rund um einen wären die Gebäude zerstört, man würde keine Zeit finden, aus dem Haus zu laufen. Man wäre vermutlich im Inneren gefangen. Es kann durchaus sein, dass die Menschen in die Höhe gewirbelt werden.

ÖSTERREICH: Kann man die Häuser nicht erdbebensicher bauen?

Lenhardt: Könnte man. Die Erdbebennorm weist ja dieses Gebiet als sehr bedroht aus. Aber es gibt eben sehr viel alte Bausubstanz – das ist ja eigentlich das Schöne. Ein Stahlbetongebäude würde das leicht überstehen.

ÖSTERREICH: Ist so ein Beben bei uns vorstellbar?

Lenhardt: In den letzten 1.000 Jahren hatten wir kein Erdbeben dieser Stärke.(pom)

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