Grenze zu Pakistan

Indien evakuiert Dörfer nach Militäraktion

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Wachsende Sorge vor militärischer Eskalation im Kaschmir-Konflikt.

Nach einem Militäreinsatz auf pakistanischem Gebiet hat Indien aus Sorge vor Vergeltungsangriffen mehrere Dörfer entlang der Grenze evakuiert. Die Behörden im Norden Indiens teilten am Freitag mit, sie würden Dörfer bis zu einer Entfernung von zehn Kilometern von der Grenze räumen.

Allein im Unionsstaat Jammu und Kaschmir wurden laut der Polizei 1.500 Dorfbewohner aus Gebieten in Sicherheit gebracht, in denen Artilleriebeschuss von jenseits der Grenze drohte.

Rhetorik verschärft

Indien hatte am Donnerstag verkündet, in der umstrittenen Region Kaschmir mehrere Stellungen der Rebellen auf der pakistanischen Seite der Demarkationslinie angegriffen zu haben. Es war das erste Mal seit Jahren, dass Neu Delhi offiziell den Einsatz von Bodentruppen auf pakistanischem Gebiet bestätigte. Indien reagierte damit auf einen Überfall von Rebellen auf einen indischen Militärstützpunkt in Kaschmir mit 18 Toten, für den Neu Delhi Pakistan verantwortlich machte.

Beide Seiten verschärften in den vergangenen Tagen die Rhetorik. Der indische Regierungschef Narendra Modi warf Pakistan vor, es exportiere "Terrorismus in alle Ecken". Der pakistanische Premierminister Nawaz Sharif wiederum bezeichnete die indische Militäroperation vom Donnerstag als "offene Aggression". Die Vereinten Nationen äußerten sich besorgt über die Eskalation und riefen zur Zurückhaltung auf. Die erneute Zuspitzung des Kaschmir-Konflikts erfolgt vor dem Hintergrund wochenlanger Unruhen in der Region.

Fast täglich Zusammenstöße

Seit der Tötung eines populären Separatistenführers durch indische Sicherheitskräfte im Juli gibt es in dem Hochgebirgstal fast täglich Zusammenstöße. Dabei wurden mehr als 80 Menschen getötet. Trotz der Verhängung einer Ausgangssperre gibt es weiterhin regelmäßig Proteste. Die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Bergregion Kaschmir ist seit einem Krieg 1947 zwischen Indien und Pakistan geteilt, wird aber bis heute von beiden Staaten in Gänze beansprucht.
 

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