Flüchtlingsdrama

Migrant von Schleppern totgeschlagen

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Die Vorwürfe gegen den Kapitän des Unglücksschiffs erhärten sich.

Die Vorwürfe gegen den am Dienstag im sizilianischen Catania festgenommenen Kapitän des in libyschen Gewässern gekenterten Flüchtlingsschiffes mit über 850 Toten erhärten sich. Vor der Abfahrt des Schiffes sollen Schlepper einen jungen Migranten mit Stöcken totgeschlagen haben, berichtete die im Unglück ermittelnde Staatsanwaltschaft von Catania am Freitag.

Flüchtlings-Drama: Das ist der Kapitän



Laut Berichten von Überlebenden sollen die Schlepper, zu denen auch der Kapitän zählte, auf den jungen Migranten im Schlauchboot, das die Flüchtlinge zu dem Frachter brachte, losgegangen sein. Der Grund: Er hatte es gewagt, im Schlauchboot aufzustehen. Die Leiche wurde demnach ins Meer geworfen.

Belastet wird der 27-jährige Kapitän nicht nur von den Überlebenden des Unglücks, sondern auch vom syrischen Besatzungsmitglied, das mit ihm seit Dienstag in der Strafanstalt der Stadt Catania sitzt. Der 25-jährige Syrer erklärte sich gegenüber den in Catania ermittelnden Staatsanwälten unschuldig. "Ich bin ein Passagier und kein Besatzungsmitglied. Ich habe wie alle anderen gezahlt, um nach Italien zu gelangen", versicherte der Syrer.

Fahrlässige Tötung

Dem Kapitän werden zudem mehrfache fahrlässige Tötung, Verursachen eines Schiffsuntergangs, Freiheitsberaubung und Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen. Erschwerend komme zu dem Vorwurf der Freiheitsberaubung hinzu, dass auch Minderjährige davon betroffen gewesen seien, erklärte die Staatsanwaltschaft. Sie hatte die Liste der Vorwürfe um diesen Punkt erweitert, nachdem Zeugen berichtet hatten, dass mehrere Menschen im Laderaum des völlig überladenen Schiffes eingeschlossen gewesen waren.

Vor der Abfahrt seien die Flüchtlinge schwer misshandelt worden, sagte der Staatsanwalt von Catania, Giovanni Salvi, nach einer ausführlichen Befragung der Zeugen. Das rund 20 Meter lange Schiff war am Sonntag nach dem Zusammenstoß mit einem portugiesischen Frachter, der auf ein Notrufsignal reagiert hatte, gesunken. Nur 28 Menschen konnten gerettet werden, darunter die beiden Festgenommenen. Die italienische Marine will jetzt überprüfen, ob das gesunkene Wrack mit Hunderten im Laderaum eingesperrten Flüchtlingen geborgen werden kann.

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