Riesige Parade

Russland feiert 65 Jahre Kriegsende

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"Nur gemeinsam können wir uns den Bedrohungen der Gegenwart entgegenstellen."

Zum ersten Mal haben am Sonntag Soldaten der NATO-Staaten USA, Großbritannien, Frankreich und Polen an der traditionellen Siegesfeier auf dem Roten Platz in Moskau zum 65. Jahrestag des Kriegsendes in Europa teilgenommen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verfolgte die Parade von einer Ehrentribüne aus, zusammen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew, dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin und dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao.

"Heute marschieren die Soldaten von Russland und der Anti-Hitler-Koalition gemeinsam bei dieser feierlichen Parade", sagte Medwedew in seiner Ansprache an die mehr als 11.000 Soldaten. "Nur gemeinsam können wir uns den Bedrohungen der Gegenwart entgegenstellen." "Vor 65 Jahren wurde die Nazi-Herrschaft besiegt und eine Tötungsmaschine gestoppt, die ganze Völker ausgelöscht hat", erinnerte Medwedew. "Es gab Blut und Tränen", sagte er. "Der Krieg hat uns zu einer starken Nation gemacht."

Insgesamt 127 Kampfflieger überflogen Moskau in Formationen. Über den Roten Platz rollten auch Panzer sowie Transporter mit den mit Atomsprengköpfen bestückbaren Interkontinentalraketen vom Typ Topol-M. Bei strahlendem Sonnenschein musizierten internationale Militärkapellen. Am Ende erklang die Ode "An die Freude" von Ludwig van Beethoven - als Zeichen für die Versöhnung der Völker. Anders als in früheren Jahren stellte der Kreml diesmal aber die internationale Zusammenarbeit besonders heraus.

"Nur gemeinsam können wir den aktuellen Bedrohungen etwas entgegensetzen. Nur auf Grundlage einer guten Nachbarschaft können wir die Probleme der weltweiten Sicherheit lösen", betonte Medwedew.

Die Teilnahme Merkels galt als Versöhnungsgeste der russischen Führung. Die Kanzlerin sprach von einer "großen Ehre". Vor fünf Jahren hatte Gerhard Schröder als erster deutscher Bundeskanzler der traditionellen Parade beigewohnt.

Auch der polnische Präsident Bronislaw Komorowski und der israelische Präsident Shimon Peres kamen zum 65. Jahrestag des Kriegsendes nach Moskau. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy ließ sich wegen der Finanzkrise kurzfristig entschuldigen. Auch zahlreiche Präsidenten früherer Sowjetrepubliken folgten Medwedews Einladung nach Moskau.

Die Waffenschau am Kreml gilt als die größte Parade, die Moskau je gesehen hat. Russland hatte die Siegesfeiern im sowjetischen Stil mit Panzern und schwerem Kriegsgerät 2008 wieder aufgenommen. Mit etwa 27 Millionen Opfern hat die damalige Sowjetunion im "Großen Vaterländischen Krieg" von 1941-1945 so schwere Verluste erlitten wie kein anderes Land. "Die Sowjetunion wurde von den Faschisten am härtesten getroffen", sagte Medwedew, der erneut davor warnte, das Verdienst der Roten Armee an der Befreiung von der NS-Herrschaft in Europa in Zweifel zu ziehen.

Im Anschluss an die Siegesfeier legte Merkel am Ewigen Feuer des Grabmals des Unbekannten Soldaten an der Kreml-Mauer rote Rosen nieder. Sie dankte den Alliierten für ihre Opfer im Kampf gegen Nazi-Deutschland. Die Sowjetunion und ihre Verbündeten hätten Deutschland befreit und den Zweiten Weltkrieg beendet, sagte die Kanzlerin. Die Deutschen würden die Befreier nie vergessen.

In Moskau waren nach Angaben von Medien etwa 2,5 Millionen Menschen auf den Beinen, um den Tag des Sieges zu feiern. Aus Angst vor Anschlägen waren Zehntausende Sicherheitskräfte im Einsatz. Auch in zahlreichen weiteren Städten des Riesenreichs gab es Siegesfeiern.

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