Nach Nairobi-Anschlag

"Weiße Witwe" zur Fahndung ausgeschrieben

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Interpol gibt auf Verlangen Kenias eine rote Notiz heraus.

Nach dem Anschlag auf ein Einkaufszentrum in Nairobi mit mindestens 67 Toten ist die Britin Samantha Lewthwaite international zur Fahndung ausgeschrieben worden. Die 29-jährige sogenannte weiße Witwe, die in den vergangenen Tagen in Medienberichten mit dem Überfall auf die Westgate Shopping Mall in Zusammenhang gebracht worden war, werde von den kenianischen Behörden wegen Sprengstoffbesitzes und konspirativer Vorbereitung eines Verbrechens gesucht, teilte die internationale Polizeibehörde Interpol am Donnerstag in Lyon mit.

Der von Interpol herausgegebene Fahndungsaufruf bezieht sich auf einen Vorfall aus dem Jahr 2011. Derzeit ist nicht bekannt, wo sich die am 5. Dezember 1983 geborene Britin aufhält. Lewthwaite ist die Witwe eines der Selbstmordattentäter von London, Germaine Lindsay. Dieser hatte damals 26 Menschen mit in den Tod gerissen. Lewthwaite verfügt über einen südafrikanischen Pass, den sie sich nach Informationen des südafrikanischen Senders eNCA in Durban erschlich und der nach Angaben der südafrikanischen Innenministerin Naledi Pandor inzwischen für ungültig erklärt wurde. Die "weiße Witwe" konvertierte als Jugendliche zum Islam.

Der Fahndungsaufruf von Interpol ist eine sogenannte rote Notiz, die auf Verlangen des fahndenden Interpol-Mitglieds Kenia an alle 190 Mitgliedsländer geht. Interpol erklärte, diese Art der Fahndung unterstreiche die "unsichtbare Gefahr durch Terroristen und Kriminelle, die auf der ganzen Welt mit gefälschten Pässen herumreisen".

In Kenia wurden am Donnerstag einige der 67 Opfer des Überfalls beigesetzt, darunter die schwangere Rundfunkmoderatorin Ruhila Adatia, die beim Beginn der Attacke am Samstag auf dem Dach des Gebäudekomplexes mit einer Gruppe von Kindern einen Kochwettbewerb bestritt. Weiterhin war das Schicksal von 61 Menschen unklar, die beim Roten Kreuz als vermisst gemeldet wurden.

Die Tageszeitung "Daily Nation" stellte die Frage, wie viele Geiseln bei den Feuergefechten zwischen den Sicherheitskräften und den Geiselnehmern getötet wurden. Die Zahl der getöteten Geiselnehmer wurde zuletzt mit fünf angegeben. Elf Verdächtige wurden festgenommen - es war aber weiterhin nicht klar, ob es sich dabei ausnahmslos um Teilnehmer des Angriffs auf das Einkaufszentrum handelte.

Die Stimmung der Verunsicherung wurde am Donnerstag erneut durch die Mitteilung verstärkt, dass in der Nacht bei einem Angriff auf einen Polizeiposten im Norden des Landes zwei Polizisten getötet und drei weitere verletzt wurden. Als Urheber bekannte sich die Al-Shabaab-Miliz, die auch für den Überfall auf das Einkaufszentrum die Verantwortung übernahm.

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