Geheimgefängnis

CIA folterte in litauischer Reitschule

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Nach 2004 wurden bei Vilnius Terrorverdächtige festgehalten.

Der US-amerikanische Geheimdienst CIA hatte nach Angaben des Senders ABC eines seiner europäischen Geheimgefängnisse in einer ehemaligen exklusiven Reitschule für Privilegierte außerhalb der litauischen Hauptstadt Vilnius untergebracht. ABC News berichtete am Donnerstag unter Berufung auf einen ehemaligen US-Geheimagenten sowie auf einen litauischen Regierungsbeamten, die CIA habe dort in den Jahren nach 2004 Terrorverdächtige festgehalten und unter Anwendung illegaler Foltermethoden verhört.

Das Außenministerium in Vilnius reagierte verärgert auf die Berichte. Es gebe in Litauen wichtigeres zu tun als zwei Tage damit zu verbringen, "von ABC-Journalisten verbreitetes Geschwätz" zu dementieren, sagte Außenminister Vygaudas Usackas.

Den Angaben zufolge erwarb die CIA die Reitschule bei Antivilai 20 Kilometer nordöstlich von Vilnius im Jahr 2004 über eine Scheinfirma und baute die Gebäude, darunter den Stall und ein anliegendes Café in ein modernes Anhaltezentrum um. Dieses habe Platz für bis zu acht Häftlinge gleichzeitig geboten.

Für NATO-Beitritt revanchiert
Die Regierung in Vilnius habe im Jahr 2002 im Anschluss an einen Besuch von US-Präsident George W. Bush als Entgegenkommen für die Unterstützung der USA beim NATO-Beitritt Litauens ihr Einverständnis zur Errichtung eines derartigen Geheimgefängnisses in Litauen gegeben. ABC kündigte für Donnerstagabend eine ausführliche Sendung zu dem Thema an.

Bisher haben sowohl die damaligen Regierungsverantwortlichen, darunter Ex-Premier Algirdas Brazauskas sowie Ex-Staatspräsident Valdas Adamkus, alle Behauptungen zurückgewiesen, in Litauen habe sich ein US-Geheimgefängnis befunden. Die amtierende Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite hat dagegen vehement die Aufklärung der Vorwürfe gefordert.

Ermittlungen
Sie setzte außerdem die von Litauen vor ihrem Amtsantritt zugesagte Aufnahme von Ex-Häftlingen aus dem umstrittenen US-Gefangenenlager Guantanamo bis zur Klärung der Frage aus. Seit Oktober ermittelt auch das litauische Parlament in der Angelegenheit.

Litauen ist neben Rumänien und Polen das dritte europäische Land, von dem vermutet wird, dass sich dort geheime CIA-Foltergefängnisse befunden haben.

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