Neue Freunde

Chavez findet Obama "feinsinnig"

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Der US-Präsident bemühte sich bei Amerika-Gipfel um Gesten der Versöhnung. Beim venezolanischen Staatschef kam das gut an.

Barack Obama bemühte sein bestes Spanisch und sein berühmtes zähnebleckendes Lächeln. "Como estas?" ("Wie geht's Dir?") fragte der US-Präsident seinen Amtskollegen aus Venezuela, Hugo Chavez, der in den USA bisher die Verkörperung des bösen, imperialistischen Kapitalismus sah. In Obamas Vorgänger George W. Bush hatte Chavez sogar den leibhaftigen Teufel erkannt, wie er einmal vor der UNO sagte.

Sehr "feinsinnige" Geste
Schon die wenigen Worte Obamas am Rande des Gipfels der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in Trinidad aber scheinen Chavez milde gestimmt zu haben, im Nachhinein sprach er von der kurzen Begrüßung als einer sehr "feinsinnigen" Geste Obamas, der ein sehr "intelligenter Mann" sei.

"Arroganz und Inhumanität"
Die USA stehen bei den linksgerichteten Regierungen Lateinamerikas zwar noch immer am Pranger. So wetterte der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega geschlagene 50 Minuten gegen die "Arroganz" und die "Inhumanität" des kapitalistischen Systems. Und wie fast alle anderen Redner forderte er die Aufgabe der US-Sanktionen gegen Kuba.

Versöhnung und Bescheidenheit
Obama reagierte ironisch: "Ich bin dankbar, dass Präsident Ortega mich nicht wegen Sachen beschuldigt hat, die sich ereigneten, als ich drei Monate alt war." Aber auch wenn der US-Präsident manche anti-amerikanischen Ausbrüche nicht ernst nimmt, wusste er um die Herausforderung in Trinidad. Also war seine 15-minütige Rede gespickt mit großen Gesten der Versöhnung und Bescheidenheit - und mit leisen Forderungen an die Lateinamerikaner.

"Yes, we changed"
"Amerika hat sich geändert", betonte er, nun müssten sich aber auch die anderen bewegen. Insbesondere Kuba: Er habe den ersten Schritt getan, gab der US-Präsident mit Hinweis auf Reiseerleichterungen nach Kuba zu verstehen. "Jetzt ist Havanna dran", meinte ein Obama-Berater unverblümt. Der US-Präsident will ausdrücklich "nicht reden um des Redens willen".

"Nicht für alles verantwortlich"
Obama hat die gleiche Botschaft nach Trinidad gebracht, mit der er die Welt seit fast drei Monaten zu beeindrucken versucht. Es gebe ein "neues Amerika", das in Augenhöhe und fair mit der Welt umgehen möchte. Aber die USA seien "nicht für alle Probleme in der Welt verantwortlich", betonte Obama. Der neue US-Präsident streckt fast allen in der Welt demonstrativ die geöffnete Hand aus - und hofft auf eine positive Resonanz, auf Kompromissbereitschaft in bisher verfeindeten oder misstrauischen Staaten.

"Lange Reise" nötig
Konservative Kommentatoren in den USA warnen jedoch schon seit der Europareise Obamas, dass er es wohl vermöge, Beifall und Begeisterung auszulösen - das aber werde nichts an der Politik von Ländern wie dem Iran, Russland oder eben Kuba ändern. Obama versucht auch deshalb, Erwartungen früh zu dämpfen: Es werde eine "lange Reise" mit Kuba geben, bevor sich das Verhältnis normalisieren werde.

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