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Frust über deutsche Lokführer steigt

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Heute standen zwischen 2 Uhr und 11 Uhr in Deutschland wieder die Züge still. Der Chef der GDL ging auf Kur.

Der mittlerweile dritte Streik eines Teils der deutschen Lokführer sorgt für zunehmenden Ärger bei den Bahnfahrern. Davon lässt sich aber die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) nicht beeinflussen und droht sogar noch mit einer Ausweitung des Arbeitsausstandes. Morgen wird allerdings nicht gestreikt, gab die GDL heute Nachmittag bekannt. Bisher war es der Deutschen Bahn gelungen, mit Lokführer, die nicht Teil der GDL sind, den Bahnverkehr so halbwegs aufrecht zu erhalten. Zumindest im Westen Deutschlands, im Osten fielen bis zu 80 Prozent der Züge aus.

Nur geringe Auswirkungen für ÖBB
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) merkten weder heute noch bei den beiden vergangenen Streiks gröbere Auswirkungen. Eine Handvoll Züge im regionalen Grenzverkehr fiel aber aus. Der Fernverkehr hingegen verkehrte ungehindert. Umfangreichere Probleme würden erst dann auftreten, wenn die deutschen Lokführer ihre Züge auf Fernverkehrsstrecken abstellten, was bisher nicht der Fall war.

Eskalationspotenzial
Wobei der Konflikt zunehmendes Eskalationspotenzial in sich birgt. "Unsere Leute fordern uns auf, jetzt unbefristet zu streiken", sagte DLG-Vize Günther Kinscher dem deutschen Nachrichtensender "n-tv". Die Lokführer würden nun darauf bauen, vor dem Arbeitsgericht in Chemnitz auch das Streikrecht im Güterverkehr und im Fernverkehr zu bekommen. In diesem Fall würden auch diese Bereiche bestreikt. SPD-Chef Kurt Beck forderte indes die Lokführer auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Auch Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) richtete einen "dringenden Appell" an die GDL, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

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Ein Anliegen, dass Tankstellenbesitzer wahrscheinlich nicht teilten. Denn der Streik führte zu einem massiven Anstieg des Autoverkehrs. In vielen Städten staute sich über Stunden der Verkehr. Und mit dem Stau kam der Frust. Bei einer Befragung lehnten 55 Prozent den Arbeitsausstand ab. 43 Prozent haben demnach noch immer Verständnis für die Lokführer. In einer Umfrage Anfang Oktober hatte noch eine knappe Mehrheit die Streiks gutgeheißen. Eine gute Nachricht kam jedenfalls heute für die Deutschen: Der womöglich noch Tage anhaltende Streik wird nach Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo den Aufschwung nicht beeinträchtigen.

Kein Ansprechpartner mehr
Nach der Abmeldung von GDL-Chef Manfred Schell zur Kur weiß die Bahn laut Bahnvorstand Karl-Friedrich Rausch mittlerweile nicht mehr, wer ihr Ansprechpartner für Verhandlungen ist. Dies sei "sehr schwierig" einzuschätzen. Außer einem ergebnislosen Telefongespräch habe die Deutsche Bahn am Donnerstag keinen Kontakt zur GDL gehabt. Es sei auch nicht klar, welche weiteren Streikpläne die Gewerkschaft hege. Trotzdem sollen die Züge am Freitag fahrplanmäßig fahren. "Wir gehen in den morgigen Tag mit dem Ziel, einen vollen Fahrplan zu fahren."

Fünf Millionen Bahnfahrer täglich
Gut fünf Millionen Menschen fahren jeden Tag mit der Deutschen Bahn. Dabei sitzen 4,8 Millionen Kunden in Zügen, S- Bahnen und Bussen des Nahverkehrs. Der bundesweite Fernverkehr mit ICE, Intercity und Eurocity kommt auf 300.000 Fahrgäste. Außer rund 26.000 Regionalzügen und S-Bahnen rollen täglich auch 4.800 eigene Güterzüge über das 34.000 Kilometer lange Gleisnetz des bundeseigenen Konzerns. Die Frachttochter Railion (früher DB Cargo) hat 2.800 Lokomotiven und rund 97.000 eigene Waggons. Im Personenverkehr gibt es 2.000 Loks, 9.300 Triebwagen und 8.900 Reisezugwagen.

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Frankreich erlebte am Donnerstag den schwersten Bahn- und Nahverkehrsstreik seit Jahren. Der Protest richtet sich gegen die geplante Abschaffung der Frühpensionen bei Staatsunternehmen.

Zahlreiche Hochgeschwindigkeitszüge waren nicht unterwegs, in Paris gab es kaum U-Bahnen. Der Betrieb wird erst wieder am nächsten Tag aufgenommen.

In der Früh wartete ein Passagier in Lyon, Frankreich vergebens auf den nächsten Bus. Der kam nämlich nicht.

Dafür hatten in Paris die Fahrrad-Vermietungssysteme Hochbetrieb. Es bildeten sich regelrechte Schlangen vor dem Automaten.

Auch in Deutschland wurde am Donnerstag gestreikt, allerdings nur bis um 11.00 Uhr. Trotz Streiks waren etwa die Hälfte aller Regional- und S-Bahnen gefahren.

Es gab allerdings etliche Beeinträchtigungen in München und Frankfurt. Zahlreiche Reisende mussten warten.

"Aufgrund der Streiks der GDL ist der Zugverkehr beeinträchtigt", stand groß auf der Anzeigetafel am Frankfurter Hauptbahnhof. Wir wissen erst einige Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrt ob ein Zug überhaupt fährt," sagt ein Service-Mitarbeiter.

Auf den Straßen bildeten sich hingegen lange Schlangen und es kam zu etliche Staus.