PFLEGEBEDARF. Oberösterreich begegnet dem steigenden Pflegebedarf mit einem strukturierten, zukunftsgerichteten Gesamtkonzept.
Oberösterreich begegnet dem steigenden Pflegebedarf mit einer langfristigen, umfassenden Strategie, die auf drei stabilen Säulen ruht: der Betreuungsarchitektur 2040, der Fachkräftestrategie Pflege und der neu gegründeten Pflege- und Betreuungsmanagement GmbH. Dieses Konzept vereint vorausschauende Planung, gezielte Personalgewinnung und moderne Organisationsstrukturen, um eine qualitativ hochwertige, leistbare und nachhaltige Pflege sicherzustellen – heute und in den kommenden Jahrzehnten.
Konzepte für morgen entwickeln
Prognosen zeigen, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen bis 2040 um rund 50 Prozent steigen wird. Um darauf vorbereitet zu sein, hat das Land Oberösterreich das Projekt „Betreuungsarchitektur 2040“ gestartet. Dabei geht es darum, bestehende Pflegeund Betreuungsangebote zu erweitern, neue Versorgungsmodelle zu entwickeln und diese an die Bedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft anzupassen. Bereits rund 300 Ideen und Best-Practice-Beispiele wurden gesammelt und gemeinsam mit Expertinnen, Experten und relevanten Stakeholdern diskutiert. Diese intensive Einbindung unterschiedlicher Perspektiven stellt sicher, dass die erarbeiteten Konzepte sowohl fachlich fundiert als auch alltagstauglich sind.
Besonderer Fokus liegt auf einer vielfältigen Angebotslandschaft: mobile Dienste, die Menschen zu Hause unterstützen, gut ausgebaute Tagesbetreuungsangebote, stärkere Einbindung und Entlastung betreuender Angehöriger sowie die professionelle 24-Stunden-Betreuung. Ergänzt werden diese klassischen Angebote durch innovative Konzepte wie „Vitales Wohnen“ – Wohnformen, die Selbstständigkeit und Gemeinschaft fördern, aber gleichzeitig professionelle Pflege im Bedarfsfall ermöglichen. Die erarbeiteten Modelle müssen praxisnah, qualitativ hochwertig, finanziell tragbar und regional umsetzbar sein.
Menschen für Pflege begeistern
Der Personalbedarf im Pflegebereich steigt stark. Oberösterreich begegnet dieser Herausforderung mit gezielter Fachkräftegewinnung, neuen Ausbildungswegen und attraktivierten Berufsbildern. Ein wesentlicher Baustein ist die qualifizierte Zuwanderung: Derzeit sind 233 philippinische Pflegekräfte im Einsatz, über 100 weitere folgen 2026. Dazu wird eine wissenschaftlich begleitete Studie zur besseren Integration von Drittstaaten-Fachkräften durchgeführt – ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Bundeskanzleramt und der FH Gesundheitsberufe OÖ. Die zweite Säule der Strategie widmet sich dem steigenden Personalbedarf. Schon heute ist klar: Ohne gezielte Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und -bindung wird die Versorgung künftig nicht im gewünschten Umfang möglich sein. Oberösterreich setzt hier auf mehrere Ebenen: neue Ausbildungswege, attraktivere Berufsbilder, verbesserte Arbeitsbedingungen und die Förderung von Quereinstiegen. Ein zentraler Baustein ist die qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten.
Derzeit sind 233 philippinische Pflegekräfte in Oberösterreich im Einsatz. Sie wurden gezielt angeworben und in Einrichtungen integriert. Über 100 weitere Fachkräfte sollen 2026 folgen. Um diese langfristig zu halten, wird eine wissenschaftlich begleitete Studie zur besseren Integration durchgeführt – ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Bundeskanzleramt und der FH Gesundheitsberufe OÖ. Dieses Projekt untersucht unter anderem, wie Sprachförderung, kulturelle Begleitung und berufliche Weiterbildung optimal ineinandergreifen können.
Struktur trifft Innovation
Seit Anfang 2025 unterstützt die neue GmbH alle Sozialhilfeverbände in Oberösterreich. In nur 99 Tagen aufgebaut, übernimmt sie zentrale Aufgaben wie internationale Fachkräftegewinnung, die Entwicklung digitaler Assistenzsysteme und die Umsetzung einer neuen Pflege- Imagekampagne ab Herbst 2025. Zudem ist eine zentrale Ausbildungsberatungsstelle geplant, um Interessierte zielgerichtet zu informieren. Ziel ist es, Personalmanagement zu professionalisieren, Verwaltung zu entlasten und Innovationen voranzutreiben, die den Pflegealltag spürbar erleichtern.
Darüber hinaus legt das Land Oberösterreich großen Wert auf den Austausch zwischen allen Beteiligten im Pflegesystem. Regelmäßige Netzwerktreffen zwischen Trägerorganisationen, Pflegeeinrichtungen, Ausbildungsstätten und politischen Entscheidungsträgern sollen sicherstellen, dass neue Ideen rasch in die Praxis überführt werden. So können innovative Modelle, die in Pilotprojekten erfolgreich getestet wurden, schneller in den Regelbetrieb übergehen und flächendeckend angeboten werden. Ein weiteres Handlungsfeld ist die Förderung digitaler Assistenzsysteme. Diese reichen von sensorgestützten Notrufsystemen, die älteren Menschen mehr Sicherheit in den eigenen vier Wänden geben, bis hin zu softwarebasierten Planungstools, die den Pflegealltag effizienter gestalten. Ziel ist es, Pflegerinnen und Pfleger von administrativen Aufgaben zu entlasten, damit mehr Zeit für die direkte Betreuung bleibt.
Auch im Bereich der Prävention setzt Oberösterreich neue Schwerpunkte. Gesundheitsfördernde Maßnahmen, Bewegungsprogramme für Seniorinnen und Senioren sowie der Ausbau von Beratungsstellen sollen dazu beitragen, Pflegebedürftigkeit möglichst lange hinauszuzögern. Die Verbindung von Prävention und Betreuung wird als Schlüssel gesehen, um sowohl die Lebensqualität der Menschen zu steigern als auch das Pflegesystem langfristig zu entlasten.
Die Einbindung ehrenamtlicher Strukturen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Zahlreiche Initiativen in Gemeinden zeigen, wie freiwillige Helferinnen und Helfer dazu beitragen können, soziale Kontakte zu fördern, kleine Alltagsunterstützungen zu leisten und damit hauptberufliche Pflegekräfte zu entlasten. Das Land unterstützt diese Arbeit mit Schulungen, Versicherungsschutz und Koordinationsstellen. Nicht zuletzt wird die Kommunikation mit der Bevölkerung intensiviert. Informationskampagnen sollen ein realistisches Bild des Pflegeberufs vermitteln, Vorurteile abbauen und mehr Menschen für eine Ausbildung oder Tätigkeit im Pflegebereich gewinnen, um den Notstand in der Pflege in den nächsten Jahren in den Griff zu bekommen.
Diese Maßnahmen werden zusätzlich begleitet von einer Imagekampagne, die ab Herbst 2025 landesweit gestartet wird und Pflege als vielseitigen, sinnstiftenden und zukunftssicheren Beruf präsentiert, um noch mehr Menschen dafür zu begeistern.