Mit einem Messer tötete Mittwochabend ein Austro-Rumäne in Ybbs seine attraktive Ehefrau.
Nahtlos setzt sich die blutige Serie von Morden auch im neuen Jahr fort – diesmal in Ybbs in einem Einfamilienhaus in der Ignaz-Eberstaler-Straße: Wieder war das Opfer eine Frau, wieder passierte die Tat in den eigenen vier Wänden, wieder war der Täter der Freund bzw. der Ehemann, wieder war der Tatort in Niederösterreich, wieder war die Tatwaffe ein Messer – und wieder war das Verbrechen völlig sinnlos.
Das Opfer Gabriela P.
Mit Waffe fast die ganze Kehle durchtrennt
Was wir über das aktuelle Verbrechen wissen: Es war nach 20 Uhr, als ein Teenager den Notruf wählte und immer wieder panisch ins Handy plärrte: „Er bringt die Mutter um, er bringt die Mutter um.“
Die Kripo raste zu der angegebenen Adresse und kam dennoch zu spät: Das Opfer, die 42-jährige Rumänin Gabriela P., war durch mehrere Messerstiche in den Hals getötet worden – wobei ihr der Täter, ihr eigener Ehemann Nicolae T., im Zorn und im Blutrausch fast die ganze Kehle durchtrennt haben soll. Und das vor den Augen des gemeinsamen Sohnes (16). Auch die ältere Tochter aus erster Ehe des Messerstechers – die von Gabriela P. aber wie ihr eigenes Kind behandelt wurde – war zu Hause und musste den Horror miterleben.
Der mutmaßliche Täter: Nicolae T.
Täter geständig
Fest steht außerdem, dass der Angreifer – ein Österreicher mit rumänischen Wurzeln und Bruder eines regional sehr bekannten Fußballtrainers – am Ort des Geschehens widerstandslos festgenommen werden konnte.
Zu den Hintergründen schwieg der Brauereiarbeiter gegenüber den Ermittlern zunächst, um die Tat schließlich doch zu gestehen. Die Polizei kommuniziert als mutmaßliches Motiv nur „Eifersucht“. Es dürfte aber ein wenig komplizierter sein.
© einsatzdoku
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Mobbing im Büro und eingebildete Eifersucht
Wie ÖSTERREICH aus dem engsten Umkreis des Verdächtigen erfuhr, soll es schon seit geraumer Zeit heftige Probleme um den Arbeitsplatz der Frau gegeben haben: Im Büro soll die fesche Sekretärin ständigen Mobbing-Attacken durch eine Kollegin ausgesetzt gewesen sein, sodass Gabriela sehr oft sehr niedergeschlagen nach Hause kam. Unter der „ständigen schlechten Stimmung“ (so Nicolae T. gegenüber Freunden) dürfte schließlich das Zusammenleben gelitten haben. Deshalb habe der Ehemann die 42-Jährige angebettelt, den Job zu kündigen.
Doch die Frau ging weiterhin im Büro ihrer Arbeit nach. Dafür fand der Ehemann offenbar keinen anderen Grund, als dass sie dort das Interesse an einem Kollegen oder gar eine Affäre haben müsse, wegen der sie von der anderen Angestellten gemobbt wurde.
Der Streit schaukelte sich immer mehr hoch – inklusive Beleidigungen und Zurückweisungen. Bis sogar eine Trennung im Raum stand. Dann eskalierte die Situation. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Nachbarn total geschockt: "Eine nette Familie"
Bei den Dreharbeiten und Recherchen in Ybbs konnte sich Reporterin Susi Breineszl im Gespräch mit mehreren Nachbarn davon überzeugen, dass „die ganze Familie, sowohl der Mann als auch die Frau und die beiden Kinder“ eine „total nette, integrierte Familie“ war, bei denen „nie ein lauter Streit zu hören war“. Anwohner Dominik F. traf Gabriela oder Nicolae oft beim Gassigehen mit den Hunden: „Ich wurde auch ins Haus eingeladen. Alles war sehr heimelig und ordentlich. Die ganze Nachbarschaft ist so schockiert, viele mussten weinen.“
Experte: "Männer aggressiver und leichter kränkbar"
Psychologe Reinhard Haller über die Zunahme an Frauenmorden und Messerattacken:
ÖSTERREICH: Seit 2018 explodiert die Anzahl der Frauenmorde. Warum ist das so?
Reinhard Haller: Bei Männern herrscht heute ein hohes Aggressionspotenzial, dass nicht mehr so durch Kriege oder harte körperliche Arbeit abgeleitet wird. Es staut sich auf. Das zweite ist, dass die Menschen heute viel schneller gekränkt sind. Aus immer kleineren Motiven entstehen immer aggressivere Reaktionen. Eine neue Entwicklung ist auch, dass immer mehr Frauenmorde nicht im Affekt passieren, sondern geplant werden. Die Täter stellen sich dann freiwillig der Polizei. Sie fühlen sich im Recht.
ÖSTERREICH: Warum wird so oft zum Messer gegriffen?
Haller: Der Zugang zu einer Schusswaffe ist nicht für jedermann möglich. Das Messer ist allgegenwärtig. Man muss auch bedenken, dass heute durch die Zuwanderung viele Täter aus Kulturen stammen, wo das Töten mit dem Messer eine rituelle Bedeutung hat. (Interview: Chr. Zacharnik)
3.000 Taten: Messer-Gewalt hat sich bei uns verdreifacht
Die exzessive Verwendung von Waffen bei Gewaltdelikten in Österreich ist derart alarmierend, dass im vergangenen Jahr im Bundeskriminalamt eine spezielle Taskforce zu dem Thema eingerichtet wurde. Die erhobenen Fakten geben einen erschreckenden Einblick darüber, wie locker in Österreich das Messer sitzt.
- Massiver Anstieg: Die offiziellen Zahlen zur Kriminalstatistik 2019 sind noch nicht öffentlich. Allerdings zeigen schon die Daten von 2018, dass die Zahl der Messerangriffe explodiert. Insgesamt kam bei 40 verschiedenen Delikten (Mord, Körperverletzung, Raub …) 3.192 Mal das Messer zum Einsatz. Wie der Direktor des Bundeskriminalamtes, Franz Lang, erklärt, habe sich die Verwendung von Stichwaffen seit 2014 verdoppelt bis verdreifacht.
- Zwei Drittel der Täter greifen zum Messer: Insgesamt, so Lang, ist in 59 Prozent der versuchten und vollendeten Tötungsdelikte in Österreich ein Messer die Tatwaffe. Bei Beziehungstaten innerhalb der eigenen vier Wände kommen vorrangig Küchenmesser zum Einsatz. Bei Taten außerhalb, so Lang, würden Klapp-, Hieb- und Stichmesser verwendet.
(kor, sia, say)