Die steigenden Spritpreise und die Umweltschutzdiskussion bewegen immer mehr Autofahrer zum Umsteigen auf Gasantrieb.
Innerhalb des Jahres 2006 hat sich nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes die Zahl der Personenwagen in Deutschland mit Gas im Tank auf rund 140.000 verdoppelt. Und ein Ende des Booms ist nicht abzusehen.
Zusätzlicher Gastank
In diesem Jahr dürften nochmals
mindestens 100.000 Autos mit Gasantrieb dazu kommen, denn schon im ersten
Halbjahr haben nach Feststellung des Zentralverbandes des
Kraftfahrzeuggewerbes rund 60.000 Autobesitzer ihre Wagen mit einem
zusätzlichen Gastank ausrüsten lassen. Die meisten bevorzugten den Betrieb
mit dem Flüssigen Autogas (LPG), nur wenige den aufwendigeren Umbau zum
Erdgas (CNG). Daneben sind bis Ende Juni auch noch 4.500 schon vom
Hersteller ausgerüstete Neufahrzeuge mit Erdgas und 2.500 mit Flüssiggas auf
die Straßen gerollt.
Billiger als Benzin
Der Ansturm auf das Gas hat einen einfachen
Grund: Es ist deutlich billiger als Benzin oder Diesel. Berücksichtigt man
die unterschiedlichen Energieinhalte kann man nach Rechnungen des
Automobilclubs ADAC etwa davon ausgehen, dass Gas für rund 60 Cent genauso
weit reicht wie ein mehr als doppelt so teurer Liter Benzin. Daneben
verbrennt Gas auch noch etwas sauberer als Benzin oder Dieselkraftstoff.
Umrüstung kostet mind. 2000 Euro
Bis es allerdings ans
Sparen geht, muss zunächst einmal investiert werden. Mindestens 2.000 Euro
kostet nach Angaben von Experten die Umrüstung eines Benziners auf
Flüssiggas, kaum unter 3.000 Euro ist der Einbau eines Erdgastanks im
Kofferraum zu haben. Bei Neuwagen mit Gasausrüstung liegt der Aufpreis laut
ADAC jeweils etwas günstiger.
Vorher rechnen!
Trotz der Sparmöglichkeiten im Alltagsbetrieb rät
der ADAC den Interessenten, erst einmal den Taschenrechner zu bemühen. "Man
sollte auf keinen Fall blind zugreifen", warnt ADAC-Sprecher Jochen
Oesterle. "Sinn macht nur eine Gesamtrechnung". Nach Untersuchungen des
Automobilclubs hat sich der Umstieg oder die Umrüstung oft erst nach 80.000
oder mehr Kilometern Fahrstrecke rentiert - und auch nur dann, wenn man
niemals auf den unverändert vorhandenen Benzintank zurückgreift. Das
Umschalten auf den herkömmlichen Kraftstoff ist allerdings kaum zu
vermeiden, denn die Reichweite der meisten Erdgastanks liegt nur zwischen
300 und 400 Kilometer. Mit jedem Rückgriff auf das Benzin zögert sich eine
Amortisation weiter hinaus.
Zahlt sich erst ab 15.000 km/Jahr aus
Wer weniger als 15.000
Kilometer im Jahr unterwegs ist, wird finanziell nur schwer auf seine Kosten
kommen. Es sei denn, die Benzinpreise klettern noch wesentlich schneller als
die Gaspreise, und die Schere zwischen beiden Preisen öffnet sich rasch
weiter. Das aber ist zweifelhaft, denn das Autogas ist laut ADAC ein
Abfallprodukt der Benzinherstellung. Und wenn weniger Benzin gebraucht wird,
fällt auch weniger Flüssiggas an.
Tankstellennetz mit Lücken
Mit dem Gasantrieb handelt man
sich aber auch einige Nachteile ein. Das Tankstellennetz ist für Gas bei
weitem nicht so dicht wie für Benzin oder Diesel. "In den Ballungsgebieten
sieht es schon ganz gut aus, auf dem Land dagegen gibt es noch erhebliche
Lücken", sagt Oesterle. Den etwa 2.200 Zapfstellen für Flüssiggas und rund
750 für Erdgas stehen noch 15.000 Tankstellen für Benzin und Diesel
gegenüber. "Beim Urlaub im Ausland sieht es oft noch schlechter aus",
berichtetet der Experte des Automobilclubs.