Die US-Ikone kommt bei uns ausschließlich mit Plug-in-Hybridantrieb auf den Markt.
Eigentlich hätte der neue Grand Cherokee auf der New York Autoshow seine Weltpremiere feiern sollen. Doch da die Automesse aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt wurde, hat Jeep die Präsentation seines Flaggschiff-Modells ins Internet verlegt. In der fünften Generation wird die US-Ikone erstmals elektrifiziert. Neben der Plug-in-Hybridversion 4xe und den herkömmlichen Varianten gibt es auch ein extrem geländefähiges Trailhawk-Modell.
Mit der 1992 präsentierten ersten Generation hat der völlig neue Grand Cherokee nur noch den Namen gemein. Die fünfte Generation baut auf einer komplett neuen Architektur auf. Optisch lässt sie den direkten Vorgänger zwar nicht alt aussehen, kommt aber dennoch deutlich moderner daher. Und im neuen Hightech-Cockpit bleibt ohnehin kein Stein auf dem anderen.
Design und Platzangebot
Vorne setzt der neue Grand Cherokee natürlich auf den traditionellen Kühlergrill mit seinen sieben Lüftungs-Schlitzen. Dahinter verbergen sich ein Radargerät sowie weitere Sensoren für die Fahrassistenzsysteme. Die schmalen Scheinwerfer setzen auf Voll-LED-Technologie. Die neuen aktiven Kühlergrillklappen, die vorderen Radlaufabdeckungen und Lufteinlässe, der Strömungs-Abweiser der Motorhaube, die vorn um zehn Millimeter abgesenkte Dachlinie und die Spoiler an den D-Säulen sollen den Verbrauch senken. Ein eher niedrig gehaltenes und nach hinten schmaler zulaufendes Dach soll die Aerodynamik ebenfalls verbessern. Die niedrige Gürtellinie ermöglicht großzügige Glasflächen für gute Sicht und mehr Licht im Innenraum. Erstmals ist für den Grand Cherokee (ab der Version Overland) eine glanzschwarze Lackierung für das Dach zu haben. Die im Vergleich zum Vorgänger um 36 Millimeter breitere Spur soll nicht nur für ein besseres Handling sorgen, sondern erlaubt erstmals auch Räder mit einem Durchmesser von bis zu 21 Zoll. Die schmalen mit einer schwarzen Blende verbundenen Rückleuchten erinnern etwas an den Range Rover Velar. Natürlich bietet das große SUV auch ordentlich Platz für Passagiere und Gepäck. Mit 4.095 Litern Innenraumvolumen (116 Liter mehr als beim Vorgänger) und bis zu 1.068 Liter Laderaum (40 Liter mehr als beim Vorgänger) dürften selbst Großfamilien das Auslangen finden. Besonders stolz sind die Jeep-Entwickler darauf, dass es nun möglich ist, einen Satz Golfschläger quer im Laderaum unterzubringen.
Cockpit und Vernetzung
Im Cockpit ist der Generationssprung am deutlichsten erkennbar. Das horizontal ausgelegte Armaturenbrett mit schlanken Lüftungs-Ausströmern beherbergt den zentralen Touchscreen mit 25,6 Zentimetern Diagonale, über den die Funktionen des voll vernetzten Uconnect 5-Infotainmentsystems gesteuert werden. Dieses bietet u.a. eine Tom-Tom-Navigation mit vorausschauender Suche, Spracheingabe und Live-Verkehrsinformationen. Auf Wunsch gibt es sogar für den Beifahrer ein separates Touch-Display, das es auf eine Diagonale von 26 cm bringt. Dieses soll Unterstützung bei der Navigation und der Kamera-Anzeige bieten oder einfach für Unterhaltung (Videos, Filme, etc.) während der Fahrt sorgen. Außerdem sind das individuell anpassbare Kombiinstrument und der Innenrückspiegel digital ausgeführt. Wer noch mehr Bildschirme wünscht, bekommt zusätzlich ein neues Entertainmentsystem für die Rücksitze. Apple CarPlay und Android Auto werden kabellos eingebunden. Passend dazu gibt es in der neuen Mittelkonsole ein Pad zum induktiven Aufladen von zwei Smartphones. Das vollfarbige Head-up-Display verfügt über eine größere Projektionsfläche. Auf Wunsch steht auch Amazons Sprachassistentin Alexa mit Rat zur Seite. Außerdem verbaut Jeep ein LTE-Modul sowie einen Wi-Fi Hotspot zur Verbindung von bis zu acht mobilen Endgeräten. Software-Updates werden „over the air“ eingespielt und über die neue Uconnect-App ist ein Fernzugriff via Smartphone möglich. Für eine ordentliche Langstreckenqualität sollen die 16-fach verstellbaren Vordersitze mit längenverstellbarer Sitzfläche, elektrischer Lendenwirbelstütze und Memory-Funktion sorgen. In den höheren Ausstattungsversionen gibt es eine Massagefunktion für die Rückenlehnen des Fahrer- und Beifahrersitzes. In den ersten beiden Sitzreihen sind beheizte/belüftete Sitze erhältlich. Eine individuell anpassbare LED-Beleuchtung mit Tag- und Nachteinstellungen rundet den modernen Innenraum ab.
Antrieb(e)
Hierzulande wird der neue Grand Cherokee nur in der Plug-in-Hybridvariante (4xe) angeboten werden. Auch den Wrangler gibt es bei uns mittlerweile nur noch als Teilzeitstromer. Nur der Vollständigkeit halber: Neben dem 4xe stehen den Käufern in Nordamerika zwei Benzin-Motoren zur Auswahl. Serienmäßig ist der 3.6-V6-Motor mit einer Leistung von 218 kW (293 PS). Käufer, die mehr Leistung wünschen, können sich für den 5.7 V8-Motor entscheiden, der 266 kW (357 PS) leistet. Das in Österreich verfügbare 4xe-Antriebssystem kombiniert zwei Elektromotoren, ein 400 Volt-Batteriepaket mit einer Kapazität von 17 Kilowattstunden, einen 2.0-Vierzylinder-Turbobenziner und ein Achtgang-Automatikgetriebe. Der Ladeanschluss befindet sich am linken vorderen Kotflügel. Insgesamt liefert das System 276 kW (375 PS) Leistung und 637 Newtonmeter Drehmoment. Der noch nicht final homologierte Grand Cherokee 4xe soll im reinen Elektrobetrieb eine geschätzte Reichweite von 40 Kilometern erreichen, einen geschätzten Verbrauch von 4,1 Litern pro 100 Kilometer und eine geschätzte Gesamtreichweite von mehr als 700 Kilometern. Wichtig für Abstecher ins Gelände: Die gesamte Hochspannungselektronik ist wasserdicht versiegelt. Der Trail Rated Grand Cherokee 4xe kann laut Jeep bis zu 61 Zentimeter tiefes Wasser durchwaten.
Der Antrieb verfügt über drei E-Selec-Betriebsmodi, die der Fahrer an Tasten im Armaturenbrett links vom Lenkrad wählen kann. Der Standardmodus „Hybrid“ kombiniert Leistung und Drehmoment des 2.0 T-GDI-Motors mit dem des Elektromotors automatisch. Bei „Electric“ ist ausschließlich die E-Maschine für den Vortrieb verantwortlich. Das geht so lange, bis die Batterie die Mindestladung erreicht hat oder der Fahrer mehr Drehmoment verlangt. Im Modus „eSave“ arbeitet nur der Benziner, um entweder die Batterie für den späteren Gebrauch zu schonen (Battery Save) oder aufzuladen (Battery Charge).
Geländefähigkeit
Obwohl der neue Grand Cherokee auf der Straße noch einmal komfortabler und dynamischer unterwegs sein soll, legt Jeep auch großen Wert auf die legendären Geländefähigkeiten. Abseits befestigter Straßen soll er Konkurrenten wie Audi Q7, Mercedes GLE oder BMW X5 richtig alt aussehen lassen. Konkret sind drei 4x4-Systemen verfügbar: Quadra-Trac I, Quadra-Trac II und Quadra-Drive II mit elektronischem Hinterachs-Sperrdifferential (eLSD). Alle drei Systeme sind mit einem aktiven Verteilergetriebe ausgestattet, welches das Drehmoment auf das Rad mit der besten Haftung überträgt. Die Luftfederung ermöglicht eine Bodenfreiheit von 28,7 Zentimetern und eine Wat-Tiefe von 61 Zentimetern. Das Selec-Terran Traktionsmanagement-System koordiniert elektronisch 4x4-Drehmomentverteilung, Bremsen, Lenkung und Federung, Drosselklappensteuerung, Getriebeschaltung, Verteilergetriebe, Traktionskontrolle, Stabilitätskontrolle, Antiblockiersystem (ABS) und Lenkgefühl. Zudem bietet es die fünf Geländemodi Auto, Sport, Rock, Snow sowie Mud/Sand. Neu für den Grand Cherokee ist die elektrische Entkopplung des Querstabilisators an der Vorderachse.
Wem das noch nicht reicht, kann zur Trailhawk 4xe-Version greifen. Diese verfügt neben der Luftfederung und dem eLSD serienmäßig über Geländereifen, eine integrierte Offroad-Frontkamera, Geschwindigkeitsregelung im Gelände, 47,4 : 1 Kriechgang-Untersetzungsverhältnis sowie verbesserte Böschungs- und Rampenwinkel. Hinzu kommen Unterfahrschutz aus hochfestem Stahl, blaue Abschlepphaken und ein blendfreies, mattschwarz-rotes, "Trailhawk"-Haubendekor.
Assistenzsysteme
In Sachen aktiver Sicherheit hat Jeep ebenfalls noch einmal nachgelegt. Zu den serienmäßigen Assistenzsystemen zählen:
- Kollisionswarnung mit aktiver Bremsung und Fußgänger-/Radfahrer-Erkennung
- hintere Querbewegungs-Erkennung
- adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Stopp and Go
- aktives Fahrspur-Management
- Spurverlassens-Warnung mit Spurhalte-Assistent
- Brems-Assistent
- Toter Winkel Assistent
- Rückfahrkamera
- Sensoren für die Einparkhilfe hinten mit Stoppfunktion
Optional stehen diese Systeme zur Verfügung:
- Nachtsichtkamera mit Fußgänger- und Tiererkennung
- Kreuzungs-Kollisions-Assistent
- Aufmerksamkeits-Assistent
- Automatischer Park-Assistent für Parallel- und Senkrechtparken
- Verkehrszeichen-Erkennung
- 360-Grad-Rundumsicht-Kamerasystem
-
Active Driving Assist für autonomes Fahren Level 2(L2).
Verfügbarkeit
Der Marktstart bei den nordamerikanischen Jeep-Händlern wird im vierten Quartal 2021 erfolgen. Die Einführung des Grand Cherokee 4xe ist für Anfang 2022 in Nordamerika und später im selben Jahr auf den weltweiten Märkten geplant. Hierzulande dürfte der Nobel-Offroader in den Ausstattungslinien Limited, Trailhawk, Overland, Summit und Summit Reserve ab Sommer 2022 zu haben sein. Preise stehen noch nicht fest.