Praxis-Test

ÖAMTC testet "denkende Bremse" von Mercedes

Teilen

Auch wenn Autos noch nicht selbständig fahren können - bei Mercedes können sie zumindest von selbst bremsen. Wie gut das klappt, hat der ÖAMTC getestet.

Den Autoinsassenschutz durch die Kombination von passiven und aktiven Sicherheitssystemen zu erhöhen, war das erklärte Ziel der Mercedes-Entwickler. Beim Pre-Safe-System greift die Elektronik aktiv ins Bremssystem ein, um einen drohenden Auffahrunfall zu verhindern. Der ÖAMTC hat gemeinsam mit dem ADAC diese neue Technologie getestet. "Das System funktioniert. Es erkennt Unfallsituationen und reagiert richtig", fasst ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl das Test-Ergebnis zusammen.

Auto mit Bord-Radar
Bei Pre-Safe überwacht ein Radarsystem den Abstand zwischen Fahrzeug und Hindernis. Droht ein Auffahrunfall, warnt das System den Fahrzeuglenker mehrfach, bevor es als letzten Schritt selbstständig den Wagen abbremst. Bei deutlich verringerter Geschwindigkeit muss der Fahrer durch Ausweichen oder Notbremsung danach aber selbst eingreifen. Schafft er das nicht, profitiert der Lenker trotzdem von der Pre-Safe-Bremse. "Der Crash-Test von ÖAMTC und ADAC hat gezeigt, dass durch das Zusammenspiel aller Pre-Safe-Komponenten das Verletzungsrisiko für den Fahrer um 27 Prozent, für den Beifahrer um 30 Prozent und für den rechten Fonds-Passagier sogar um durchschnittlich 45 Prozent reduziert wird", so Kerbl. Durch die vorangegangene Bremsung ist die Kollisionsgeschwindigkeit deutlich geringer als ohne Pre-Safe.

Das System optimiert vor dem Crash außerdem die Sitzposition der Insassen und strafft die Gurte. "Die Insassen können aufgrund der optimaleN Sitzposition durch Airbag und Gurte noch besser geschützt werden", erklärt der ÖAMTC-Experte. Alleine dadurch verringert sich das Verletzungsrisiko bereits um 13 Prozent.

Pre-Safe ohne Fehlauslösung
Im Test reagierte Pre-Safe bei Differenzgeschwindigkeiten von 35 bis 55 km/h perfekt. Fehlauslösungen kamen nicht vor. Wie jedes technische System unterliegt aber auch Pre-Safe Grenzen. Die eingesetzte Radartechnik benötigt Zeit, um ein Hindernis zuverlässig zu erkennen. Dies führt dazu, dass Pre-Safe-Bremse nur bis 72 km/h Geschwindigkeitsunterschied zwischen Hindernis und eigenem Fahrzeug auslöst - egal ob das Hindernis steht oder sich bewegt. "Je größer die Differenzgeschwindigkeit, desto weniger Zeit bleibt nach sicherer Erkennung zum Bremsen und umso weniger Geschwindigkeit kann abgebaut werden", erklärt der ÖAMTC-Experte. Auch bei niederen Geschwindigkeiten unterhalb von 30 km/h wird das Pre-Safe-System nicht ausgelöst.

ÖAMTC: Forderungen für mehr Sicherheit
Die Pre-Safe-Bremse ist für die Mercedes S- und CL-Klasse optional erhältlich. Aufgrund der kostenintensiven Radar-Technologie befinden sich solche Systeme noch im preislichen Top-Segment. "Zur Zeit ist es noch ein teures Luxus-Extra, das aber ebenso wie ABS, Airbags und ESP in Zukunft auch in preisgünstigere Fahrzeugsegmente Einzug halten wird", hofft Kerbl.

Einzelne Komponenten wie reversibler Gurtstraffer müssen schnell in andere Fahrzeugklassen eingeführt werden, um das Sicherheitspotenzial möglichst vielen Autofahrern zugänglich zu machen. "Hier sind die Pkw-Hersteller gefordert", so der ÖAMTC-Techniker abschließend.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten