Preiserhöhung um 50% möglich

Deutsches Gesetz könnte Medikamentenengpass verschlimmern

Teilen

Der Medikamentenengpass könnte durch die drohenden Preiserhöhungen in Deutschland noch schlimmer werden. 

So einen Engpass gab es seit Jahrzehnten nicht: Noch immer fehlen Apotheken, Ärzten und Krankenhäusern 591 verschiedene wichtige Medikamente (Quelle: AGES Datenbank). Seit Monaten ist keine Besserung in Sicht. 

Doch nun könnte sich die Situation weiter verschlimmern. Denn aufgrund des Arzneimangels hat die deutsche Regierung nun beschlossen, dass Hersteller den Preis von Kindermedikamente um bis zu 50% erhöhen dürfen. Somit können die Pharma-Firmen kostendecken produzieren und eine bessere Versorgung wäre wiederhergestellt. 

Sozialversicherungs-Chef Peter Lehner spricht hierbei von einer „europäisch unsolidarischen“ Lösung. Er schließe aber aus, dass Deutschland nun mehr Medikamente bekommt als Österreich, erklärte er im Ö1-„Mittagsjournal“. 

Doch Klaus Friesenbichler vom Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) ist skeptischer. Er warnt davor, dass „der Markt von den Deutschen letztlich aufgekauft“ wird und es somit zu einer geringeren Versorgung in Österreich kommt. „Insgesamt wäre eine europäische Lösung wünschenswert“, so der Experte.

Rauch mit Notplan für Österreich

Gesundheitsminister Rauch kündigte bereits Ende März einen Notplan gegen die Medikamentenknappheit an. In den kommenden Wochen solle eine neue Pharma-Regulierung von der EU-Kommission veröffentlicht werden. „Deren Ziel ist es, die Produktion von Medikamenten wieder nach Europa zu bringen und Medikamente ohne Einschränkungen verfügbar, allgemein zugänglich und leistbar zu erhalten“, hieß es aus dem Ministerium. Davor kündigte der Minister an, dass im nächsten Winter solche Zustände nicht mehr „auftreten können“. 

Experten rätseln allerdings, wie schnell Produktionen aufgezogen werden können. Ein Blick ins Archiv zeigt: Bereits 2019 sollte die Herstellung in Österreich verstärkt werden. Zweiter Punkt des Plans: „In Österreich müssen die Reserven von Medikamenten und Wirkstoffen erhöht werden. Dazu laufen bereits Gespräche“, so das Ministerium. 

Die Ursache der Krise: Vor etlichen Jahren wurde die Herstellung der meisten Mittel nach Asien verlagert. Dort sind gewichtige Kostenfaktoren wie die Arbeitskraft deutlich billiger. Jetzt rächt sich unsere Abhängigkeit. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.