350.000 Jobsuchende

Arbeitsmarkt: Positive Signale im März

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Die Situation am heimischen Arbeitsmarkt hat sich im März zwar leicht entspannt, trotzdem waren inklusive Schulungen 350.337 Personen ohne Job. Das waren um 4,9 % oder 16.330 Betroffene mehr als vor einem Jahr, aber saisonbedingt um fast 50.000 weniger als im Februar.

Die registrierte Arbeitslosigkeit (ohne Schulungen) ging erstmals seit Beginn der Krise zurück, und zwar im Jahresvergleich um 1,8 % oder um 4.807 auf 266.320 Betroffene.

Die Zahl der Schulungsteilnehmer, die nicht in der offiziellen Arbeitsmarktstatistik aufscheinen, legte im März im Jahresvergleich mit 33,6 % oder 21.137 um ein Drittel auf 84.017 Personen zu.

Die unselbstständige Beschäftigung sank nach vorläufigen Zahlen um 0,4 % oder um 15.000 auf 3,34 Mio. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung ging um 0,1 Prozentpunkte auf 7,4 % zurück, die EU-Quote betrug 5 % (+0,6 Prozentpunkte).

Deutlich entspannt hat sich die Situation in der Industrie: In der Produktion sank die Zahl der Jobsuchenden um 10 % auf 31.557 Betroffene, bei den Zeitarbeitern betrug der Rückgang sogar 13,6 % auf 25.570 Arbeitslose.

Bei den offenen Stellen gab es im Jahresvergleich ein Plus von 2,3 % oder 644 auf 28.083 Jobs. Nach Bundesländern sank die Arbeitslosigkeit in Salzburg (-11,5 %), Tirol (-9,9 %), Steiermark (-7,3 %) und im Burgenland (-5,6 %).

"Weiterhin zweitniedrigste Arbeitslosenquote in Europa"

"Nach 16 Monaten Krise ist es gelungen, erstmals einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen zu erreichen, so Sozialminister Rudolf Hundstorfer. "Die Richtung stimmt, für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh." Mit einer Arbeitslosenquote von 5 % weist Österreich nach wie vor die zweitniedrigste Quote in Europa auf.

Besonders erfreulich ist für den Minister, dass im Industriebereich eine Entspannung am Arbeitsmarkt zu verzeichnen sei - die Arbeitslosigkeit in dieser Branche ist im Vergleich zum Vorjahr um 10 % zurückgegangen. In immerhin 4 Bundesländern - Burgenland, Salzburg, Steiermark und Tirol - ist inklusive Schulungen die Arbeitslosigkeit zurückgegangen. Im Dienstleistungsbereich nimmt die Arbeitslosigkeit dagegen noch zu.

Arbeitslosen-Dunkelziffer bei 500.000

Heftige Kritik an der Arbeitsmarktpolitik der Regierung kommt von den Grünen. Die Dunkelziffer an Arbeitslosen liege mittlerweile bei rund 500.000 Betroffenen, so die Arbeitnehmersprecherin der Grünen, Birgit Schatz.
Denn zu den offiziell angegebenen 350.000 Jobsuchenden kommen jene mit Bezugssperre, Arbeitslose im Krankenstand und Betroffene, die einen Pensionsantrag gestellt haben, dazu. Unberücksichtigt in der Statistik sind auch Personen, die zwar einen Job suchen, aber wegen fehlender Vorzeiten, noch nicht in der Arbeitslosenversicherung registriert sind.

Die Regierung müsse endlich den Tatsachen ins Auge schauen und in Zukunftsbranchen wie Erneuerbare Energie, Kinderbetreuung oder Pflege investieren. Außerdem müsste Arbeit besser verteilt werden: "Wir brauchen aber dringend eine Arbeitszeitverkürzung, beginnend beim Abbau der Überstunden und im weiteren einer kürzeren Vollarbeitszeit", so Schatz.

FPÖ-Chef Heinz Christian Strache verlangt eine rasche Evaluierung der Schulungen. Unsinnige Kurse müssten ausgefiltert werden. Dass man immer mehr Arbeitslose in Schulungen verstecke, sei bedenklich.

Dramatischer Anstieg bei Langzeitarbeitslosen

Im März ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 28,8 % gestiegen. Deutlich zugenommen hat auch die Arbeitslosenzahl im Gesundheitsbereich (+10,5 %) und bei den Behinderten Personen (+6,5 %). Ein deutliches Minus hingegen verzeichnete die Arbeitslosigkeit bei der Arbeitskräfteüberlassung (-13,6 %), geht aus der Statistik des AMS hervor.

Demnach waren im März von 266.320 arbeitslosen Menschen 103.570 Frauen (-51) und 162.750 Männer (-4.756 bzw. -2,8 Prozentpunkte). Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit belief sich auf 94 Tage, 4 mehr als noch im Februarschnitt. Bei der Arbeitslosigkeit von älteren Menschen über 50 Jahren gab es einen Zuwachs bei plus 3,2 Prozentpunkten auf 12,4 % bzw. 1.760 Personen mehr.

Arbeitslos vorgemerkte Jugendliche (15-24 Jahre) wurden im März 41.493 registriert, ein minus von 5,9 Prozentpunkten bzw. 2.592 Personen. Im europäischen Vergleich liegt Österreich bei der Jugendarbeitslosigkeit mit mit einer Quote von 10 % an zweiter Stelle hinter den Niederlanden mit 7,3 %.
Bei den Lehrstellen zeige sich eine gewisse Stabilität, hieß es: 4.253 Lehrstellensuchende (-43, -0,9 Prozentpunkte) waren Ende März gemeldet, die durchschnittliche Dauer der Lehrstellensuche lag bei 35 Tagen (Februar: 10). Bei den offenen Lehrstellen gab es mit einem Minus von 75 (-2,3 Prozentpunkte) einen Rückgang auf 3.128 Plätze. Angeboten wurden 2.190 Lehrgangsplätze im Rahmen der Ausbildungsgarantie für Jugendliche.

Positive Signale wurden auch bei der Arbeitslosigkeit in der Warenproduktion (-10 % bzw. -3.500 Personen) verzeichnet, beim Tourismus (-3,9 Prozentpunkte bzw. 1.231 Arbeitslose weniger) und in der Arbeitskräfteüberlassung (-13,6 Prozentpunkte bzw. 4.031).
Die meisten Zuwächse in der unselbstständigen Beschäftigung in den einzelnen Branchen waren im Gesundheits- und Sozialwesen zu verzeichnen: ein Plus von 13.758 Jobs, gefolgt vom Tourismus mit 2.357 und von Finanzdiensten und Versicherung mit 2.032 Beschäftigten.

Im Bereich Kurzarbeit hat es gegenüber dem Höhepunkt der Krise - als rund 57.000 Menschen angemeldet waren - eine allmähliche Erholung gegeben: Derzeit sind 17.956 Personen zur Kurzarbeit angemeldet, was laut Sozialminister Hundstorfer bedeute: "Das sind nur Anmeldungen, die Abrechnung schaut zum Glück oft ganz anders aus".

Im EU-Vergleich lag Österreich in der Gesamtarbeitslosenquote mit 5 % hinter den Niederlanden (4 %) an 2. Stelle. Der Schnitt der EU-27 belief sich auf 9,6 %, das Schlusslicht der EU bildet Lettland mit 21,7 %.

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