Österreichs Übernahmekommission hat heute (31.7.) der Fristverlängerung für das Lufthansa-Übernahmegebot für die AUA zugestimmt. Die Behörde sieht das Verfahren in der Zielgeraden: Bisher lägen zwar die erforderlichen Genehmigungen der EU-Kommission nicht vor, "die Verfahren vor der EU-Kommission sind jedoch weit fortgeschritten und eine Genehmigung der Transaktion ist nach Informationen der Bieterin und der Zielgesellschaft näher gerückt", heißt es. Jetzt warten alle auf das Go aus Brüssel.
Die Verlängerung der Frist für die Erteilung dieser Genehmigungen bis 31. August verhindert das Scheitern des Angebots. Zwar kann die Lufthansa theoretisch noch bis Mitternacht erklären, dass sie am Übernahmeangebot an die Aktionäre der AUA nicht festhalten will - allerdings gilt dieses Szenario mittlerweile als so gut wie ausgeschlossen.
Die Lufthansa verlängert auch die am 14. August endende Nachfrist zur Annahme des Übernahmeangebotes freiwillig so weit, dass den Angebotsadressaten ab Bekanntgabe des Eintritts aller aufschiebenden Bedingungen noch 8 Börsetage zur Annahme des Angebots zur Verfügung stehen. Jenen Aktionären, die das Angebot bereits angenommen haben, räumt die Lufthansa ein Rücktrittsrecht für 10 Börsetage ab Veröffentlichung der Angebotsänderung ein.
Nach Ansicht der Übernahmekommission darf sich die Lufthansa unter diesen speziellen Umständen auf die im Angebot vorgesehene Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent der stimmberechtigten Aktien weiterhin berufen.
Verhandlungen abgeschlossen
Inhaltlich sind die Verhandlungen zwischen Brüssel und der deutschen Airline mittlerweile abgeschlossen, bestätigte Lufthansa-Finanzvorstand Stephan Gemkow. Heute sollen noch die "Markttests", bei denen Konkurrenten zu Wort kommen, abgeschlossen sein. Mögliche Einwände von Konkurrenten bleiben somit die letzte Hürde, die es noch zu nehmen gilt. Unter anderem gibt es Widerstand von Regionalflughäfen und regionalen Fluglinien. Inwieweit die EU-Kommission diese berücksichtigt ist unklar.
DER WEITERE FAHRPLAN DES AUA-DEALS:
Erwartet wird, dass die
EU-Kommission noch heute (31.7.) informelle Empfehlungen zur Transaktion
geben wird. Zuerst werden AUA und Lufthansa über das Ergebnis informiert,
danach gibt es ein offizielles Statement.
Dann soll alles ganz schnell gehen: Voraussichtlich nächste Woche wird der beratende Ausschuss der EU zusammentreten, in dem die lokalen Wettbewerbsbehörden der einzelnen EU-Staaten vertreten sind. „Der Ausschuss hat bisher immer dem zugestimmt, was die Kommission vorgeschlagen hat“, so der Insider. Danach erfolgt die „formale“ Zustimmung der Kommission. Die Lufthansa hat dann zehn Börsentage Zeit, um das „Closing“ des Deals zu vollziehen – also die Übergabe der Bücher.
DER AUA-VERKAUF IM DETAIL:
Im Gegenzug dafür, dass die AUA von
der Republik Österreich 500 Mio. Euro bekommen hat, verlangt die EU
Zugeständnisse. Ausschlaggebend für die Zustimmung der EU waren insbesondere
Zugeständnisse der Lufthansa bei Slots (Landerechten) für 5 von Wien
ausgehende Flugstrecken (nach Stuttgart, Köln, Frankfurt, München und
Brüssel). Die Slots sollen jedem Wettbewerber kostenlos angeboten werden.
Der Fluglinie, die die Slots übernehme, habe Lufthansa zudem die Teilnahme
an ihrem Vielfliegerprogramm angeboten. Da Niki Laudas Airline Niki bereits
drei Slots hat, bekommt er einen vierten dazu, der fünfte geht
wahrscheinlich an die slowenische Adria Airways. Darüber hinaus muss die AUA
auch einige Beteiligungen abgeben.
ROT-WEISS-ROTE HECKENFLOSSEN BLEIBEN:
Die AUA muss zwar
schrumpfen und Mitarbeiter abbauen, sie hat langfristig betrachtet aber auch
gute Chancen. Unter dem Dach der Lufthansa könnte die AUA etwa zu neuen
Destinationen aufbrechen, die derzeit nur von der Lufthansa angeflogen
werden.
Marke und Logo der Fluglinie bleiben erhalten. „Rein optisch wird es für die Passagiere keine Änderungen geben“, so eine AUA-Sprecherin. Dass die Marke erhalten bleibt, wurde in den Verträgen mit der Lufthansa festgeschrieben. Auch beim Check-In am Flughafen Wien werde sich nichts ändern: „Die Passagiere werden auch nach einer Übernahme durch die Lufthansa auf den Flughäfen an einem AUA-Schalter und nicht an einem Lufthansa-Schalter einchecken“, heißt es. Es kann aber sein, dass auf einigen internationalen Flughäfen AUA-Passagiere künftig bei der Lufthansa einchecken.
Beim Catering werde man laut AUA die Kooperation mit Do&Co aufrechterhalten. Die Vereinfachung der Speiseauswahl bei Kurzstreckenflügen aus Kostengründen bestehe bereits seit Anfang Juni und werde nicht auf Langstreckenflüge ausgeweitet, so die AUA.
Bei den Mitarbeitern wird es harte Einschnitte geben. Wobei die Maßnahmen nicht unbedingt mit der Lufthansa in Zusammenhang stehen, sondern damit, dass die AUA besonders hart unter der Luftfahrt-Krise leidet. Bereits drei Sparprogramme hat die AUA heuer bekannt gegeben. 200 Mio. Euro sollen in den nächsten 12 Monaten über den Abbau von rund 1.000 der 8.000 Mitarbeiter eingespart werden, rund 300 davon in Vertrieb und Flugplanung. Bis zu 400 Stellen entfallen auf die AUA-Tochter Austrian Arrows.
ÖSTERREICHER MAYRHUBER STEHT AN DER AUA-SPITZE:
Wolfgang
Mayrhuber (62) hat bei der Lufthansa eine steile Karriere hinter sich. Er
hat 1970 als Ingenieur in der Triebwerksinstandhaltung in Hamburg begonnen
und 2003 nach mehreren Management-Aufgaben den Airline-Chefsessel erklommen.
Jetzt übernimmt der Österreicher die AUA. Emotionen seien dabei freilich nicht im Spiel, hatte Mayrhuber bereits im Vorfeld des Deals mehrmals betont. Es gehe ausschließlich ums Geschäft. Das zeigt sich schon daran, dass die Lufthansa die AUA ohne staatlichen Zuschuss (500 Mio. Euro) niemals übernommen hätte.
Nach dem endgültigen Abschluss des Deals wird Mayrhuber AUA-Aufsichtsratspräsident. ÖIAG-Boss Peter Michaelis, der derzeit diese Funktion ausübt, wird sich zurückziehen.