Österreichs Exportmotor brummt nach Corona bedingten Einbußen wieder, allerdings hat die ausgefallene Wintersaison 2020/21 für eine negative Handelsbilanz von rund 11 Mrd. Euro gesorgt.
Die Leistungsbilanz dürfte mit 3,2 Mrd. Euro erstmals nach 20 Jahren permanenter Leistungsbilanzüberschüsse negativ gewesen sein, ergab eine Hochrechnung der Experten vom Kompetenzzentrum "Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft" (FIW).
Die österreichischen Warenexporte stiegen im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr real um 11,7 Prozent, Dienstleistungsexporte hingegen nur um 1,1 Prozent. Die Importe erhöhten sich laut diesen Berechnungen um 12,6 Prozent. Seit 2020 lässt das Wirtschaftsministerium vom FIW ein jährliches Gutachten zur Lage der österreichischen Außenwirtschaft erstellen.
Bereits 2022 sehen die Experten wieder einen Überschuss bei der Leistungsbilanz von rund 3,5 Mrd. Euro und eine weniger hohe negative Handelsbilanz, also der Differenz zwischen Exporten und Importen. Im Dienstleistungshandel sei durch eine starke Erholung der Exporte um 18,1 Prozent bei einer Wachstumsrate der Importe von 11,4 Prozent mit einem größeren Überschuss zu rechnen, sagte FIW-Projektleiter Harald Oberhofer am Montag bei einem Pressegespräch.
Risikofaktoren weiter vorhanden
Die Russland-Ukraine-Krise, Corona bezogene Einschränkungen sowie Lieferengpässe und Materialknappheiten werden derzeit als größte Risiken für den Außenhandel gesehen. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) sieht daher die Notwendigkeit, Abhängigkeiten Österreichs in zukunftsträchtigen Wirtschaftszweigen zu reduzieren. Das gelte insbesondere für die Bereiche Energie, Wasserstoff, Halbleiter und Pharma.
Von den 13 wichtigsten österreichischen Exportpartnern haben Italien, Polen, Ungarn, China und Slowenien im Vorjahr jeweils einen Platz gutgemacht, während die USA, Frankreich, Tschechien, das Vereinigte Königreich und die Slowakei jeweils einen Rang einbüßten. Italien hat von den USA den zweiten Platz innerhalb der wichtigsten österreichischen Exportmärkte übernommen. "Dies lässt sich vor allem auf Rohstofflieferungen, die in den nominellen Exportwerten vor allem die hohen Teuerungsraten bei Holz widerspiegeln, zurückführen", sagte Robert Stehrer, stellvertretender FIW-Projektleiter.
China sei zum neuntwichtigsten Exportmarkt geworden und habe das Vereinigte Königreich überholt. "Dieser Positionswechsel kam in der Vergangenheit schon vor, dürfte aber im letzten Jahr zum Teil auch auf negative Handelseffekte des britischen Austritts aus der EU zurückzuführen sein", so Stehrer. Importseitig habe China als Handelspartner weiter kräftig zugelegt und sei für Österreich zweitwichtigstes Land nach Deutschland. Die Nachfrageverschiebung hin zu langlebigen Konsumgütern wie Kühlschränken oder Möbeln habe die Importe aus China im letzten Jahr dabei besonders begünstigt.