In Spanien ist kein Ende der Krise in Sicht

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Sogar der spanische König Juan Carlos muss sparen. Der Monarch verkürzte seine Sommerferien auf Mallorca und fuhr während seines Urlaubs nur zweimal mit der königlichen Jacht "Fortuna" aufs Meer hinaus. In Spanien herrscht Rezession. Während Deutschland und Frankreich wieder ein Wachstum erzielt haben, ist für die spanische Wirtschaft das Ende der Krise noch nicht in Sicht. Nach Ansicht von Experten wird Spanien wohl erst ein Jahr später aus der Rezession herauskommen als die meisten anderen Länder der Euro-Zone.

"Abwärts geht es rasant mit dem Aufzug, aber aufwärts werden wir den mühsamen Weg über die Treppe nehmen müssen", sagte der Wirtschaftswissenschaftler Xavier Segura von der Sparkasse Caixa Catalunya. Die spanische Wirtschaft schrumpfte innerhalb von zwölf Monaten um 4,2 Prozent. 1,3 Mio. Arbeitsplätze gingen verloren, die Zahl der Arbeitslosen stieg auf über 4,1 Mio., die Arbeitslosenquote ist mit 18 Prozent mit Abstand die höchste in der Europäischen Union.

"Spanien ist der kranke Mann in Europa", schrieb die Zeitung "El Pais". Dass das Land sich bei der Überwindung der Rezession schwerer tut als andere EU-Staaten, geht auf eine grundlegende Strukturschwäche zurück: Die spanische Wirtschaft hat eine relativ geringe Produktivität, der Exportsektor ist daher schwach, und spanische Firmen können kaum Nutzen aus einer Belebung der Märkte in Asien ziehen.

Binnennachfrage liegt brach

Der Motor der Wirtschaft ist die Binnennachfrage. Diese liegt jedoch danieder, weil viele Spanier in der Zeit des Booms Kredite und Hypotheken aufgenommen haben, nun hoch verschuldet sind, um ihre Arbeitsplätze bangen und an allen Ecken und Enden sparen. Die Bauwirtschaft, die den Spaniern jahrelang zu einer beispiellosen Blütezeit verholfen hatte, ist zusammengebrochen.

Während 2006 noch 800.000 Wohnungen im Jahr gebaut wurden, sind es jetzt weniger als 200.000. Eine Mio. Wohnungen sind ohne Käufer. Die Krise des Wohnungsbaus ist auch der Hauptgrund für die hohe  Arbeitslosenquote. Die Bauwirtschaft steuert in Spanien einen Anteil von fast 11 Prozent zum BIP bei, fast doppelt so viel wie im EU-Durchschnitt.

Die Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero stellte in einem Konjunkturprogramm den Kommunen 8 Mrd. Euro für die Ausbesserung von Straßen und Plätzen zur Verfügung. Damit konnten 410.000 Arbeitsplätze einstweilen erhalten werden.

"Verlassene Baustellen"

Die spanischen Städte wurden mit Baustellen übersät. In Madrid gibt es kaum eine Straße, in der nicht gerade gebuddelt wird. Nun droht dem  Staat das Geld auszugehen. Die Neuverschuldung bewegt sich auf einen Wert von 10 Prozent des BIP zu. Nach dem EU-Stabilitätspakt liegt die Obergrenze bei 3 Prozent. Die Regierung will jetzt die Steuern erhöhen, hat dabei aber außer Zapateros Sozialisten alle anderen Parteien gegen sich.

Das Erstaunliche an der Krise in Spanien ist, dass sie im Straßenbild auf den ersten Blick kaum ins Auge fällt. Die Zahl der Obdachlosen ist eher unmerklich gestiegen, es gibt keine Unruhen und Proteste. Die Spanier nehmen die Rezession und Arbeitslosigkeit überraschend ruhig hin.

Dies hat zum einen damit zu tun, dass die Familienbande stärker sind als in anderen Ländern. Wer eine Arbeit hat, hilft arbeitslosen Verwandten über die Runden. Zum andern sind Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft in Spanien weiter verbreitet als in vielen anderen EU-Staaten.

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