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Modehändler Gerry Weber rechnet mit einem Verlustjahr

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Nach einem kurzen Zwischenhoch kehrt der deutsche Modehändler Gerry Weber heuer nach Schätzung des Managements zurück in die Verlustzone.

"Die Konsumstimmung hat sich extrem eingetrübt", sagte Firmenchefin Angelika Schindler-Obenhaus am Montag und verwies unter anderem auf die hohe Inflation. Ursprünglich hatte die Firma mit einem Betriebsgewinn gerechnet, nun geht das Management von einem operativen Verlust im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich aus.

Auch beim Umsatz schraubt Gerry Weber seine Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr runter: Lag die Untergrenze der Prognose zuvor noch bei 360 Mio. Euro, so rechnet die Firma mit rund 2.200 Beschäftigten jetzt nur noch mit mindestens 310 Mio. Euro.

Gerry Weber hat harte Zeiten samt Insolvenzverfahren hinter sich. Eine Umstrukturierung und Sparkurs zeigten Wirkung, wie sich auch an den am Montag vorgelegten Zahlen für 2021 erkennen lässt: In dem Jahr sank der Umsatz im Vergleich zu 2020 zwar um 5,5 Prozent auf 262,7 Mio. Euro, doch die Geschäfte wurden wieder profitabel. Das Nettoergebnis lag bei 23 Mio. Euro, 2020 war es noch ein heftiges Minus von 86 Mio. Euro gewesen.

In den schwarzen Zahlen wollte die Firma eigentlich bleiben, doch die hohe Inflation und die Folgen des Ukraine-Kriegs machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Schlecht ist auch, dass die Kosten für Energie und Frachtgut durch die Decke gehen. Weil die Seefracht mit der Herbst-Ware wohl nicht mehr rechtzeitig ankäme, muss die Firma mehr auf Flugzeuge zurückgreifen - das ist deutlich teurer.

Gerry Weber ist in Russland und in der Ukraine relativ stark vertreten, diese Region machte zuletzt etwa sechs Prozent des Konzernumsatzes aus. "Es ist für uns ein wichtiger Markt", sagte die Managerin. Zahlreiche deutsche Firmen stellten ihr Russland-Geschäft nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs ein, diesen Schritt will Gerry Weber nicht gehen. "Wir haben alles geprüft und festgestellt, dass da weder Oligarchen noch Großkonglomerate von uns beliefert werden, sondern hauptsächlich Familien- und Mittelstandsunternehmen", sagte Schindler-Odenhaus. Diese wolle man "nicht im Stich lassen".

Die Chefetage stellte am Montag nicht nur die Jahreszahlen, sondern auch die Zahlen für das erste Quartal vor. In diesem Zeitraum schnellte der Umsatz im Vergleich zum Jahresbeginn 2021 von 45,4 auf 72,9 Mio. Euro in die Höhe, das Betriebsergebnis (Ebit) war mit 0,9 Mio. Euro immerhin knapp positiv. Allerdings war das Nettoergebnis mit 5,2 Mio. Euro im Minus (1. Quartal 2021: minus 10,9 Mio. Euro), so gesehen war es ein verlustreicher Jahresauftakt für das Traditionsunternehmen.

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