Wirecard-Prozess hat begonnen

Österreicher Markus Braun drohen 15 Jahre Haft

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In München hat am Donnerstag der Prozess im spektakulärsten Finanz-Betrugsfall in Deutschland um die Firma Wirecard begonnen. Es geht um einen Schaden von 3,1 Milliarden Euro. Hauptangeklagter ist der Österreicher Markus Braun. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Wirecard-Vorstandschef, dem Österreicher Markus Braun, und seinen beiden Mitangeklagten vor, eine kriminelle Bande gebildet, die Konzernbilanzen gefälscht und Kreditgeber um 3,1 Mrd. Euro geprellt zu haben. Es drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Erfundene Milliarden-Erlöse

Im Juni 2020 hatte der Wirecard-Vorstand einräumen müssen, dass Erlöse in Höhe von 1,9 Mrd. Euro unauffindbar waren, die aus Geschäften mit Partnerfirmen stammen sollten und angeblich auf Treuhandkonten in Südostasien verbucht waren. Der Wirecard-Aktienkurs stürzte ab, das Unternehmen musste Insolvenz anmelden. Zehntausende Aktionäre verloren mit der Pleite insgesamt über 20 Mrd. Euro. 

Die vierte Strafkammer des Münchner Landgerichts hat rund 100 Verhandlungstage bis ins Jahr 2024 angesetzt. Für den ersten Tag war im Wesentlichen die fünfstündige Verlesung des 89 Seiten umfassenden Anklagesatzes eingeplant. 

Unterirdischer Gerichtssaal im Gefängnis 

Mit 45-minütiger Verspätung ging es am Donnerstag los - die Einlasskontrollen in dem unterirdischen Gerichtssaal im Münchner Gefängnis Stadelheim hatten länger gedauert, als erwartet. Markus Braun, der seit Sommer 2020 in U-Haft sitzt, betrat den Saal schweigend durch eine Seitentür. Im schwarzen Rollkragenpulli und blauem Anzug - wie er schon als Wirecard-Chef meist auftrat, unterm Arm einen Laptop. Er nahm neben seinen vier Verteidigern Platz. 

Braun hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen, sieht sich selbst als Opfer krimineller Machenschaften in seinem Unternehmen. 

Zusammentreffen mit Kronzeugen

Vor Gericht trifft Braun nun mit seinem großen Kontrahenten zusammen. Oliver Bellenhaus, der mitangeklagte frühere Leiter der Wirecard-Tochtergesellschaft in Dubai, dient der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge. Er ist der Mann, der Braun mit seinen Aussagen vor zweieinhalb Jahren ins Gefängnis brachte. Bellenhaus, der auch seit zweieinhalb Jahren sitzt, will laut Verteidigung kooperativ aussagen und sich seiner Verantwortung stellen. 

Braun und Bellenhaus würdigten sich im Saal keines Blickes.

Kronzeuge Bellenhaus im Gerichtssaal mit Maske

Österreicher Markus Braun drohen 15 Jahre Haft
© APA/dpa/Peter Kneffel
× Österreicher Markus Braun drohen 15 Jahre Haft

 

Der dritte Angeklagte ist der frühere Chefbuchhalter des Wirecard-Konzerns. Er wird im Gerichtssaal voraussichtlich die Aussage verweigern.

Schlüsselfigur Marsalek weiter flüchtig

Weiterhin auf der Flucht ist eine Schlüsselfigur aus der Wirecard-Rührungsriege: Jan Marsalek, ein enger Vertrauter von Braun und ebenfalls Österreicher. Er ist nach der Pleite abgetaucht, Ermittler vermuten ihn derzeit in Moskau.

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