Offener Brief

Lauda: Jobs für alle Niki-Mitarbeiter

Teilen

Flugzeuge, Operations und Auslastung der Flugzeuge "bereits gesichert" – Kritik an deutschen Insolvenzverwaltern.

Der Airlinegründer und frühere Rennfahrer Niki Lauda wendet sich nun in einem an die Medien verteilten offenen Brief an die Mitarbeiter der insolventen Fluglinie Niki. Er verspricht darin ein "Job-Angebot" für alle Niki-Mitarbeiter. Er wolle nicht nur den Flugbetrieb, sondern auch die Verwaltung und die Technik übernehmen.
 

Der offene Brief im Wortlaut:

"Liebe Niki-Mitarbeiter,

 

zunächst wünsche ich euch allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2018!

Ich habe mich mein Leben lang, sei es im Motorsport, sei es in der Luftfahrt, für Wettbewerb eingesetzt und dem Wettbewerb gestellt. Nicht zuletzt habe ich mit Eurer Hilfe Ende 2003 - viel belächelt von der Konkurrenz - NIKI aus der Taufe gehoben und ein erfolgreiches, profitables Unternehmen aufgebaut. Das erfolgreiche Geschäftsmodell einer österreichischen Airline mit eigenen Flugzeugen und niedrigen Leasekosten, mit Sitz in Österreich und der Bedienung des Linien- und Charterverkehrs aus Österreich heraus habe ich mit meinem Team entwickelt. Weshalb dieses Modell aufgegeben wurde und die Crews nunmehr zu horrenden Kosten kreuz und quer durch Europa geschickt werden oder NIKI in den vergangenen Jahren ihr Cash und praktisch ihre gesamten Kapitalreserven an Air Berlin ausgeschüttet hat, müssen andere beantworten.

Als NIKI nach dem Niedergang von Air Berlin zum Verkauf angeboten wurde, habe ich mich im Sinne der Erhaltung des Wettbewerbes um den Rückkauf beworben und mich mehrfach dem Bieterwettbewerb gestellt. Von mir werden Sie keine abschätzigen oder gar aggressiven Äusserungen über Mitbewerber, insbesondere IAG/Vueling, finden, wohl aber kritische Worte über die Herren Flöther und Kebekus, die mit ihrer Vorgehensweise der Ignoranz der wettbewerbsrechtlichen Situation (was einen Verkauf an Lufthansa angeht) und der Zuständigkeit für das Insolvenzverfahren (was die Ereignisse der letzten Wochen angeht) Niki überhaupt erst in die heutige Lage gebracht haben. Wenn nunmehr - leider mit der Mitwirkung des Betriebsrates - so getan wird, als ob ich für die absehbar gewesene negative kartellrechtliche Beurteilung durch die EU Kommission oder die Entscheidung von 2 unabhängigen Gerichten in Deutschland und Österreich zur Zuständigkeitsfrage des Insolvenzgerichtes verantwortlich sein soll, dann dient dies der billigen Ablenkung von dieser großen Verantwortung.

Die abenteuerlichen Behauptungen, die in diesem Zusammenhang verbreitet werden, so etwa, dass ich nur 17 Niki-Mitarbeiter übernehmen würde oder den Kaufpreis nicht finanzieren könnte, sind entbehrlich und zeugen vom Ausmaß des Desasters, von dem abgelenkt werden soll. Für die Aggressionen, die der eine oder andere verbreitet, gibt es nicht den geringsten Grund.

Mein Konzept für NIKI und Euch ist so einfach wie klar:

1. NIKI wird im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben.

2. ALLE NIKI-Mitarbeiter erhalten ein Job-Angebot.

3. Nicht nur der Flugbetrieb wird übernommen, sondern auch die Verwaltung und die Technik.

4. Mit der Refokussierung auf Österreich werden wir das tun, wozu wir da sind, nämlich  zu fliegen und unsere Passagiere mit einem super Produkt zu bedienen und nicht sinnlos und unproduktiv zwischen Airports hin- und her zu shutteln und auf einen Einsatz zu warten.

5. Die Flugzeuge für den Restart sind bereits gesichert.

6. Meine Laudamotion GmbH hat ein AOC und eine Betriebsgehemigung und kann die Slots sofort übernehmen.

7. Die für die Operations notwendigen Leistungen, die der Betrieb von NIKI nicht bereit stellen kann, sind bereits gesichert.

8. Die Auslastung der Flugzeuge ist bereits gesichert.

 

Ich bin überzeugt, dass die österreichische Insolvenzverwalterin und das Insolvenzgericht objektiv entscheiden werden.

Falls mein Anbot das überzeugendste sein sollte, werde wir gemeinsam wieder Schwung in die Bude und den österreichischen und europäischen Luftverkehr bringen!

 

mit lieben Grüßen

Euer

 

Niki Lauda"

 
Die Flugzeuge für den Neustart sowie die Auslastung für die Flugzeuge seien "bereits gesichert" schreibt Lauda. Auch Leistungen, die zuletzt von Air Berlin beigesteuert wurden, wie der Ticketverkauf, seien "bereits gesichert". Seine Firma Laudamotion habe die Betriebsbewilligung und könne daher die Start- und Landerechte (Slots) übernehmen. "Niki wird im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben", verspricht Lauda in seinem offenen Brief und schließt mit den Worten "Falls mein Anbot das überzeugendste sein sollte, werden wir gemeinsam wieder Schwung in die Bude und den österreichischen und europäischen Luftverkehr bringen!"
 

Kritik gegen Insolvenzverwalter von Air Berlin

Zugleich nutzt Lauda sein Schreiben für eine Kritik gegen die Insolvenzverwalter von Air Berlin (Frank Kebekus) und Niki (Lucas Flöther), die bisherige Angebote von Lauda abgelehnt bzw. ignoriert hatten. Die beiden hätten "Niki überhaupt erst in die heutige Lage gebracht", meint Lauda. Kebekus, weil er bei seiner Entscheidung, Niki an Lufthansa zu verkaufen, nicht an Wettbewerbsbeschränkung gedacht habe und Flöther, weil er nur das deutsche Gericht als zuständig angesehen habe.
 
"Wenn nunmehr - leider mit der Mitwirkung des Betriebsrates - so getan wird, als ob ich für die absehbar gewesene negative kartellrechtliche Beurteilung durch die EU Kommission oder die Entscheidung von 2 unabhängigen Gerichten in Deutschland und Österreich zur Zuständigkeitsfrage des Insolvenzgerichtes verantwortlich sein soll, dann dient dies der billigen Ablenkung von dieser großen Verantwortung", so Lauda.
 
"Die abenteuerlichen Behauptungen, die in diesem Zusammenhang verbreitet werden, so etwa, dass ich nur 17 Niki-Mitarbeiter übernehmen würde oder den Kaufpreis nicht finanzieren könnte, sind entbehrlich und zeugen vom Ausmaß des Desasters, von dem abgelenkt werden soll. Für die Aggressionen, die der eine oder andere verbreitet, gibt es nicht den geringsten Grund."
 
Aber auch an Air Berlin, bis zur Insolvenz Mutter der ursprünglich von Lauda gegründeten Niki, übt Lauda Kritik: Sie habe die Crews "zu horrenden Kosten kreuz und quer durch Europa geschickt" und außerdem habe Niki "in den vergangenen Jahren ihr Cash und praktisch ihre gesamten Kapitalreserven an Air Berlin ausgeschüttet".
 

Deutscher Masseverwalter schießt zurück

Der nach der Insolvenzanmeldung der österreichischen Fluglinie Niki in Berlin eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther hat am Abend eine von Airlinegründer Niki Lauda geäußerte Kritik scharf zurückgewiesen. Laudas Bemerkung, Flöther habe nur das deutsche Gericht als zuständig angesehen, sei "nachweislich falsch", stellte der Sprecher des deutschen Insolvenzverwalters fest.
 
"Die Entscheidung des Gerichtsstandes wurde weder von Prof. Flöther gefällt noch obliegt sie ihm", erklärte Flöthers Sprecher Christoph Möller.
 
Niki Lauda hatte in einem Schreiben an die Niki-Mitarbeiter heute auch zu einem Rundumschlag gegen die deutschen Insolvenzverwalter von Air Berlin (Frank Kebekus) und Niki (Lucas Flöther) ausgeholt, die bisherige Angebote von Lauda abgelehnt bzw. ignoriert hatten. Die beiden hätten "Niki überhaupt erst in die heutige Lage gebracht", meinte Lauda.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.