Märkte und Börsen

Deutsche Inflationsrate sank im Juni auf 7,6 Prozent

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Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich im Juni insgesamt etwas verlangsamt. Bei Lebensmitteln beschleunigte sich die Teuerung aber. Experten sehen keine Entspannung.

Waren und Dienstleistungen kosteten im Juni in Deutschland durchschnittlich nur noch 7,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg auf 8,0 Prozent gerechnet. Im Mai war die Teuerungsrate mit 7,9 Prozent so hoch ausgefallen wie seit dem Winter 1973/74 nicht mehr.

Nahrungsmittel 12,7 Prozent teurer

Energie verteuerte sich im zu Ende gehenden Monat mit 38,0 Prozent nicht mehr ganz so stark wie im Mai mit 38,3 Prozent. Nahrungsmittel kosteten dagegen 12,7 Prozent mehr als im Juni 2021. Hier hat sich der Preisauftrieb noch beschleunigt (Mai: +11,1 Prozent). Für Dienstleistungen mussten 2,1 (Mai: +2,9) Prozent mehr bezahlt werden.

Eine nachhaltige Entspannung bei den Preisen sehen Experten vorerst nicht. "Man darf sich nicht Sand in die Augen streuen lassen", sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Erst ab Jänner 2023 dürfte es dann nach unten gehen, wenn nicht neue Krisen ausbrechen sollten.

Gefühlte Inflationsrate bei 18 Prozent

In der Wahrnehmung der Verbraucher steigen die Preise mehr als doppelt so schnell wie offiziell gemessen: Die gefühlte Inflationsrate liege derzeit bei fast 18 Prozent, so Kater. "Das ist ebenfalls historisch hoch." Viele Haushalte müssten auf Erspartes zurückgreifen, um über die Runden zu kommen.

Höhepunkt für September erwartet

"Es handelt es sich wohl eher um eine Atempause und nicht um einen Wendepunkt in der Inflation", sagte der Chefökonom des Vermögensverwalters HQ Trust, Michael Heise. Die staatlichen Maßnahmen wie Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket hätten den Preisanstieg um etwa 0,9 Prozentpunkte gedrückt, laufen aber im August wieder aus. "Der Höhepunkt der Inflation dürfte eher im September erreicht werden", erwartet Heise deshalb. Das sieht auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer so: Spätestens mit dem Ende dieser Entlastungen im September sollte die Inflation wieder nach oben springen", betonte er. "Das gilt umso mehr, als die deutschen Unternehmen die massiv gestiegenen Materialkosten noch lange nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben haben."

Mehr als jeder Zweite spart bei Lebensmitteln

Mehr als die Hälfte der Deutschen mit niedrigerem Einkommen will einer Studie zufolge wegen der hohen Inflation weniger Lebensmittel einkaufen. Rund 52 Prozent der Erwerbspersonen mit einem relativ niedrigen Haushaltseinkommen bis 2.000 Euro netto im Monat sehen sich genötigt, sich wegen der gestiegenen Preise vor allem für Energie bei Nahrungsmitteln einzuschränken, so das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Darunter wollen rund 18 Prozent den Konsum etwa von Nahrungsmitteln, Getränken, Tabakwaren und ähnlichem sogar "bedeutend" zurückfahren.
 
 
 

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