Das gegen Steuerflucht kämpfende Tax Justice Network (TJN) hat einen Schattenfinanzindex errechnet. Österreich nimmt im Ranking den 12. Rang ein, zwischen den Steueroasen Jersey (Platz 11) und Guernsey (Platz 13). An der Spitze steht der US-Staat Delaware.
Im Gegensatz zu den Kriterien für die schwarzen / grauen / weißen Steueroasen-Listen der OECD zielt der Index nicht nur auf Bankgeheimnis und Steuerabkommen ab, sondern untersucht, welche Finanzplätze weltweit am meisten zu Intransparenz und Verdunkelung im internationalen Finanzsystem beitragen.
An der Spitze der "Verdunkelungsoasen" oder "Schattenfinanzplätze" - das Netzwerk Steuergerechtigkeit zieht diesen Begriff der üblichen Bezeichnung Steueroasen vor - steht der US-Bundesstaat Delaware, gefolgt von Luxemburg und der Schweiz. Unter den Top 10 des "Financial Secrecy Index" (FSI) finden sich mit der City of London, Irland und Belgien immerhin drei EU-Staaten bzw. Teile davon, aber auch die Cayman Islands, Bermuda und die beiden asiatischen Finanzmetropolen Singapur und Hongkong.
Der FSI basiert auf zwölf Kriterien wie der Existenz eines gesetzlichen Bankgeheimnisses oder eines öffentlichen Registers für Trusts und Stiftungen. Österreich erfüllt laut TJN fast alle Kriterien, um als Schattenfinanzplatz zu gelten, dessen Gesetze und Regulierungen vor allem dazu dienen, Menschen Vorteile zu verschaffen, die nicht im Land selbst leben. Vor allem das heimische Stiftungsrecht und der geringe Zugang zu Bankdaten ist TJN ein Dorn im Auge.
Das österreichische Finanzministerium wies die Vorwürfe postwendend zurück. Österreich sei kein intransparenter Finanzplatz, insbesondere die Kritik am Stiftungsrecht will der Sprecher von Finanzminister Pröll nicht gelten lassen.
Österreich habe auch die Zinsbesteuerungsrichtlinie der EU übernommen. Verwunderlich und in keinster Weise nachvollziehbar sei auch, dass laut dem Ranking Staaten wie Liberia, Liechtenstein und Monaco besser als Österreich eingestuft würden, so der Sprecher.