Bei drei Filialen des Lebensmitteldiskonters Hofer kann im Großraum von Salzburg ab sofort nicht nur günstig eingekauft, sondern auch billig getankt werden. Auf den Parkplätzen der Märkte in Wals-Siezenheim (Airportcenter), Obertrum und im Salzburger Stadtteil Schallmoos sind seit Sonntag (28. Juni) die Zapfsäulen offen.
Und sofort begann ein beinharter Preiskampf mit den Konkurrenz-Tankstellen der großen Konzerne in unmittelbarer Nähe: Kostete der Liter Diesel bei Beginn noch 0,865 Euro, lag er am Montag um 9.00 Uhr schon bei 0,565 Euro.
Verkauf unter Einkaufspreis
So verkaufte die OMV in Obertrum den Liter Diesel am Sonntag zu Mittag noch um 0,959 Euro, am Montagvormittag (29. Juni) war er schon um 0,585 zu haben. "Innerhalb von Minuten ist die OMV unter den Einkaufspreis gegangen. Die Bundeswettbewerbsbehörde ist eingeschalten", ärgerte sich Markus Friesacher, ehemaliger Formel-3000-Rennfahrer und Geschäftsführer des Diskont-Tankstellenbetreibers Free Energy (FE) Trading GmbH. Die drei Diskont-Tankstellen verkauften den Diesel um 0,565 Euro, Benzin 91 und Super gab es um 0,632 Euro. Doch die Preise sanken vorerst noch weiter.
Die rund zwei Kilometer vom Hofer in Wals-Himmelreich entfernt gelegene Shell-Tankstelle an der Innsbrucker Bundesstraße zog am Montag in der Früh sofort nach und verkaufte Diesel und Benzin um denselben Preis wie die FE-Trading. Dort herrschte noch mehr Andrang als beim Hofer, die Autos und Lastwagen stauten sich bis auf die Straße hinaus - zur Freude des Pächters. "Die Preise bestimmt aber Wien. Wir haben da keinen Einfluss", sagte die Geschäftsführerin. Ins selbe Horn stieß der Tankwart der OMV. Dort wurden 200 Prozent mehr Kunden registriert. Den Diesel gab es um 0,605 Euro, Benzin und Super um 0,672.
Mit "seiner" Kundenfrequenz zeigte sich Friesacher im APA-Gespräch jedoch vollends zufrieden: "Das Projekt ist besser angelaufen wie erwartet. In Obertrum war gestern schon ein kompletter Stau. Es kommen junge und alte Leute, Frauen wie Männer. Sie können zu Diskontpreisen einkaufen und um zwei Cent günstiger tanken als die Konkurrenz. Wir sind zuversichtlich, dass es gut weiterläuft." Rund 100 Diskonttankstellen sind österreichweit geplant, womöglich werden noch heuer weitere eröffnet. Das Konzept und die Beschränkung auf das Wesentliche - Nebenprodukte wie Motoröl gibt es nicht - helfe den Österreicher sparen, denn gerade die Preise bei Lebensmitteln und Treibstoff würden am meisten auf die Geldtaschen der Österreicher drücken, so Friesacher.
Dass man an die vier Automaten pro Diskonttankstelle nur mit Bankomat- oder Kreditkarte tanken kann, hat sich allerdings noch nicht bei allen herumgesprochen, wie die APA bei einem Lokalaugenschein auf dem Hofer-Parkplatz beim Airportcenter feststellte. Die meisten Autofahrer fuhren nach dem Einkaufen zur Tankstelle. "Hier kann man günstig einkaufen und tanken. Ich komme sicher wieder", erklärten eine Flachgauerin und ein Pensionist aus der Stadt Salzburg unisono. Wem das Zahlen mit der Karte noch Probleme bereitete, dem half eine Studentin. Insgesamt zehn Hostessen hat Friesacher für die kommenden zwei Wochen engagiert.
Tankstelle ohne Personal
Partner des Lebensmitteldiskonters Hofer ist neben der FE-Trading GmbH, die Friesacher zu 80 Prozent gehört, auch Stephan Pröll, Sohn des NÖ-Landeshauptmanns (zehn Prozent), und Elisabeth Keusch-Eder, Tochter des Salzburger Schotter- und Immo-Unternehmers Josef Eder (zehn Prozent). Die Tankstellen sind videoüberwacht. Da es nach der dreiwöchigen Anlaufphase regulär kein Personal gibt, kann der hilfesuchende Kunde per Knopfdruck rund um die Uhr die Serviceline kontaktieren, die sich an den Säulen befindet.
Freisacher verfügt seit Jahren über ein bundesweites Lkw-Tankstellennetz. Im Jahr 2000 gründete er die Austria Petrol (AP) Trading GmbH. (Anif bei Salzburg), Mitte 2007 startete er den Betrieb einer Biodiesel-Anlage in Krems (NÖ).
Kilometerlange Staus
Spätestens am Montagnachmittag (29. Juni) hatten sich die purzelnden Spritpreise in Salzburg wie auch im benachbarten Bayern herumgesprochen: Die Tankstellen, die nun zum Teil auch weiter entfernt von den Diskontern die Preise massiv nach unten gedreht hatten, wurden regelrecht gestürmt. "Wenn die Benzinpreise um 40, 50 Cent fallen, dann bricht bei uns der Verkehr fast zusammen", schüttelte man in der Verkehrsleitzentrale der Polizei im APA-Gespräch den Kopf.
Sowohl in Obertrum (Flachgau) als auch in der Stadt Salzburg gab es große Behinderungen, "selbst die Tankwagen mit Nachschub kommen nicht mehr durch", so der Polizist. So reichte beispielsweise von Freilassing im benachbarten Bayern Richtung Salzburg die Blechlawine kilometerweit zurück, auch auf der Westautobahn in Wals oder bei Salzburg Mitte stand alles.