Denosumab soll Osteoporose-Behandlung revolutionieren

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Der US-Biotech-Konzern Amgen und das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) haben ein Abkommen über die gemeinsame Vermarktung monoklonalen Antikörpers Denosumab zur Behandlung von Knochenschwund (Osteoporose etc.) abgeschlossen. Dies gaben die Unternehmen am Donnerstag (30. Juli) bekannt.

Dahinter steckt in möglicher Umbruch in der Behandlung von Knochenabbau als "Alterserkrankung" sowie bei rheumatischen Leiden und Krebs. Das Arzneimittel basierte ursprünglich auf Arbeiten des Chefs des Wiener Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA), Josef Penninger, in Kanada. "Amgen und GlaxoSmithKline gaben bekannt, einen von Amgen entwickelten vollhumanen monoklonalen Antikörper zur RANK Ligand Inhibition in Europa, Australien, Neuseeland und Mexiko gemeinsam zu vermarkten, sobald das Präparat in diesen Ländern die Zulassung erhalten hat", hieß es in der Aussendung unter anderem.

Baldige Zulassung erwartet

Damit rechnen die Beteiligten mit der baldigen Zulassung des Arzneimittels durch die Behörden in den einzelnen Weltregionen. Denosumab könnt jedenfalls eine Revolution in der Behandlung von Knochenschwund bedeuten. Der monoklonale Antikörper - zweimal im Jahr in der Dosis von beispielsweise 60 Milligramm per Infusion verabreicht - hemmt das sogenannte RANK-Ligand-Protein (RANKL).

IMBA-Chef Josef Penninger erzählte über die Entdeckung des Wirkprinzips: "95 Prozent aller Osteoporose-Erkrankungen werden von den Knochenfresszellen (Osteoklasten, Anm.) kontrolliert. Schaltet man bei Mäusen das Gen für RANKL ab, bekommen sie keinen einzigen Osteoklasten. RANKL ist jenes Signal an Stammzellen, das sie zu Knochenfresszellen werden lässt." Genau das tut Denosumab, ein völlig humaner monoklonaler Antikörper.

In Österreich leiden etwa 600.000 bis 700.000 Personen an Osteoporose. Laut EU-Daten erleiden in Österreich rund 16.500 Personen pro Jahr eine Hüftfraktur. Im Jahr 2004 wurden in Österreich 12.551 Frauen und 5.243 Männer nach solchen Knochenbrüchen aus dem Spital entlassen. Die Häufigkeit von Hüftgelenksfrakturen beträgt in Österreich 19,70 pro Jahr und 10.000 Einwohner. Damit liegt die Alpenrepublik in einem Vergleich mit 23 Ländern an dritthäufigster Stelle nach Schweden (20,24 und der Slowakei mit 19,78).

Mehrere klinische Studien der Phase-III (Wirksamkeit) erbrachten sehr gute Behandlungsergebnisse mit dem neuen Medikament:

- Im September 2009 wurden beim Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Knochenforschung Daten vorgestellt, wonach in einer Gruppe von 7.868 Frauen im Alter zwischen 60 und 90 Jahren und deutlich verringerter Knochendichte (Osteoporose) durch die Therapie über drei Jahre hinweg die Häufigkeit von Wirbeleinbrüchen im Vergleich zu Placebo um 68 Prozent gesenkt werden konnte. Die Häufigkeit von Hüftgelenksfrakturen nahm um 40 Prozent ab.

- In einer Studie mit 504 Osteoporose-Patientinnen von denen die Hälfte über einen Zeitraum von zwölf Monaten von einem bisher verwendeten Standard-Osteoporosearzneimittel (das Bisphosphonat "Alendronat") auf den monoklonalen Antikörper umgestellt wurde, zeigte sich bei den mit dem neueren Arzneimittel Behandelten im Vergleich eine um 80 Prozent größere Zunahme der Knochendichte.

Denosumab soll in Zukunft aber auch bei anderen Formen von Knochenschwund zum Einsatz kommen: So zur Behandlung von Knochenmetastasen bei Krebs (z.B. Prostatakrebs, Brustkrebs) oder bei Knochenschäden aufgrund von chronischer Polyarthritis (rheumatoider Arthritis).

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